Oliver Bierhoff kontert Rummenigges Kritik am DFB-Kurs: "Falsche Dinge"

Berlin - Drei Länderspiele in den Nationalelf-Perioden im Oktober und November – das schmeckt den Vereinen ganz und gar nicht. Der DFB kam RB Leipzig und dem FC Bayern, die im August beim Champions-League-Finalturnier in Lissabon im Einsatz waren, entgegen und schonte deren Profis beim eingeschobenen Test gegen die Türkei (3:3) am Mittwoch letzter Woche. Bundestrainer Joachim Löw will in dieser durch die Corona-Pandemie dicht gedrängten Saison besonders auf die Gesundheit der Spieler schauen.
Die DFB-Sponsoren hätten es gerne gesehen, wenn Champions-League-Helden wie Manuel Neuer, Joshua Kimmich, Leon Goretzka, Serge Gnabry und Niklas Süle trotzdem aufgelaufen wären. "Wenn wir alleine an die Vermarktung denken würden, hätten wir im September oder gegen die Türkei nicht auf die Bayern-Spieler verzichten dürfen", sagte DFB-Direktor Oliver Bierhoff (52) nun in der "Sport Bild" und ergänzte: "Wir haben aber den Sport und die Spieler in den Mittelpunkt gestellt. Und das ist notwendig für den sportlichen Erfolg der Mannschaft, den wir uns alle so wünschen."
Der Grund für seine Aussagen, die einer Verteidigungsrede gleichkommen: die harte Kritik von Karl-Heinz Rummenigge (65) am DFB. Bayerns Vorstandsboss hatte zuletzt einen "gewissen Wertewandel" festgestellt. Nach dem Titelgewinn bei der WM 2014 in Brasilien sei versucht worden, "diesen großen Erfolg finanziell auszunutzen". Rummenigges Vorwurf: Derzeit "überwiegen beim DFB Interessen abseits des Fußballs", wie er in "BamS" betonte. Das Problem sei: "Geld, Vermarktung und Politik haben Priorität, aber nicht der Fußball." Man entferne sich von der Basis, von den Fans.
Bierhoff: Vorwürfe entsprechen nicht den Fakten
Bierhoff verteidigte nun die Marketing-Strategie des Verbandes vehement: "Solche Aussagen werden immer mal wieder in den Raum gestellt, entsprechen aber nicht den Fakten. Wenn man falsche Dinge dauernd wiederholt, werden sie dadurch nicht richtig." Bierhoff konkretisierte: "Wir haben seit der WM 2014 weder die Marketingaktivitäten noch die Partneranzahl erhöht, sondern vor allem nach der WM 2018 die Aktionen mit der Mannschaft heruntergefahren." Der 52-Jährige erläuterte: "Größer geworden ist hingegen das Engagement der Spieler im sozial-gesellschaftlichen Bereich, zum Beispiel durch Schulbesuche oder in karitativen Einrichtungen."
Und schon ist der alte, beinahe schon ewige Zoff zwischen Rummenigge beziehungsweise dem FC Bayern samt Ehrenpräsident Uli Hoeneß sowie Bierhoff und dem Verband wieder entflammt. Rund um das DFB-Pokalfinale am 4. Juli in Berlin wollten sich Rummenigge und Bierhoff auf einen Espresso zusammensetzen, der Termin aber kam aus zeitlichen Gründen nicht zustande.
Der Zoff zwischen DFB und FCB geht weiter
Zuvor hatte es zwischen Rummenigge und DFB-Präsident Fritz Keller gekriselt, der die "Großkotzigkeit" im Fußball anprangerte, worauf der Bayern-Boss mit deutlichen Worten konterte: "Vielleicht sollte man sich beim DFB mal einen Besen kaufen, um vor der eigenen Tür zu fegen. Das wäre in dem Fall auch angebracht." Nach einer Aussprache versöhnte man sich rasch wieder.
Dafür hallt der Zoff in der Diskussion über die Nationaltorhüter Manuel Neuer und Marc-André ter Stegen (FC Barcelona) immer noch nach. Vom DFB gebe es "ständig Theater", so Hoeneß im Herbst 2019, "wir werden uns das in Zukunft nicht mehr gefallen lassen, dass unsere Spieler ohne Grund beschädigt werden." Bierhoffs Konter damals: "Die Vorwürfe überraschen mich, und ich habe dafür auch kein Verständnis."
Eine Zoff-Fortsetzung folgt – ganz sicher.