Ohne Franck: Freispielen!

Der angeschlagene Superstar Franck Ribéry fehlt den Bayern auch in Bochum. Doch darin liegt für Schweinsteiger & Co. auch eine große Chance
von  Abendzeitung

Der angeschlagene Superstar Franck Ribéry fehlt den Bayern auch in Bochum. Doch darin liegt für Schweinsteiger & Co. auch eine große Chance

MÜNCHEN Nein, nein. Jürgen Klinsmann mag zwar ein passionierter Optimist sein, aber noch ein Schützenfest, noch ein Ergebnis wie beim Eishockey, das erwartet der Bayern-Trainer nicht am Samstag.

Schließlich geht es für die Bayern da ins Ruhrgebiet, zum Malocherklub Bochum (15.30 Uhr, Liveticker bei abendzeitung.de). „Die werden sich hinten reinstellen und auf zwei, drei Konter warten. Ich erwarte ein Spiel wie gegen Hertha oder gegen Köln“, glaubt Klinsmann. Nur mit einem anderen Ergebnis. Denn die zwei Partien verloren die Bayern.

Klinsmann fordert nach den zwei Gala-Auftritten zuletzt mit dem 5:1 gegen Hannover und dem 7:1-Triumph gegen Sporting Lissabon von seinen wiedererstarkten Kickern auch einfache Fußballkunst. „Kampf, Leidenschaft, das Spiel ohne Ball, das ist jetzt für uns angesagt in der Bundesliga“, sagt Klinsmann.

Der Liga-Alltag beginnt wieder

Für seine Cirque-de-Soleil-Fußballer beginnt wieder der Liga-Alltag. Klinsmann: „In der Bundesliga können wir nicht erwarten, dass die Gegner mitspielen wollen. Die Räume sind enger, die Spiele sind härter, die Mannschaften lauern auf Konter.“ Die Bayern müssen sich also wieder umstellen. In ihrer Spielweise.

Die Aufstellung bleibt aber gleich. Denn Franck Ribéry wird auch in Bochum noch ausfallen. Und das ist den Bayern möglicherweise gar nicht so unrecht. So können sie ihrem Trainer beweisen, dass sie sich in den letzten Wochen tatsächlich emanzipiert haben vom Franzosen. So können sie noch einmal zeigen, dass sie ohne Ribéry nicht nur Tore en masse erzielen können, sondern auch glanzlose Spiele, wie das, das sie vermutlich in Bochum erwarten wird, gewinnen können.

„Die Bayern sind seit langem abhängig von Ribéry“, hatte Franz Beckenbauer erst vor wenigen Wochen, mitten in der Krise, behauptet. Das war kein Kompliment. Tatsächlich schien das Bayern-Spiel des Jahres 2009 einer ganz einfachen Formel zu folgen: Fällt Ribery etwas ein, fallen Tore. Fällt er ab, fällt Bayern ab. Das galt bis letzten Samstag, als sich das Bayern-Kollektiv ohne Franck freispielte – und Hannover demontierte.

Die Bayern scheinen wieder eine Mannschaft zu sein

Am Mittwoch folgte dann Lissabon. Auch ohne Ribéry. Und möglicherweise waren diese Spiele auch eine Demonstration der Mannschaft an Ribéry. Hatte der zuletzt nicht immer öfter offen mit seinem Abschied kokettiert und Verstärkungen gefordert? „Die Mannschaft liebt auch im Training den Wettbewerb. Luca Toni und Franck Ribéry sind tolle Spieler, die uns nach oben bringen. Die Mannschaft hat jetzt aber die Erfahrung gemacht, dass sie auch die Ausfälle von Luca Toni und Franck Ribéry kompensieren kann“, meint Klinsmann. Wichtig sei diese Erfahrung. Für ihn als Trainer, wichtig aber auch für jeden einzelnen Spieler.

Wichtig, weil sie gemerkt haben, dass sie im Mittelfeld auch andere Spieler anspielen können als Ribéry, dass auch andere Spieler im Kader Freistöße schießen und Torvorlagen geben können. Dass die genialen Momente von Ribéry nicht immer vonnöten sind. Die Bayern scheinen wieder eine Mannschaft zu sein. Sie scheinen sich freigespielt zu haben von der Abhängigkeit eines Einzelnen. In Bochum müssen sie diesen Trend nun fortsetzen. Ohne Ribéry. Ohne Schnörkel.

Filippo Cataldo

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