Ohne die FC-Bayern-Stars Goretzka und Müller: Flicks letzter Versuch, seinen Job zu retten

Das kommt überraschend: Der Bundestrainer Hansi Flick verzichtet in den Länderspielen gegen Japan und Frankreich auf Leon Goretzka. Der FC-Bayern-Star ist "extrem enttäuscht". Wer noch fehlt.
von  Maximilian Koch
"Er weiß Bescheid über die Gedanken, die ich habe", sagt Bundestrainer Hansi Flick (l.), der Leon Goretzka nicht nominiert.  Christian Charisius/dpa
"Er weiß Bescheid über die Gedanken, die ich habe", sagt Bundestrainer Hansi Flick (l.), der Leon Goretzka nicht nominiert. Christian Charisius/dpa © Christian Charisius/dpa

München - Diese Nachricht erwischte Leon Goretzka (28) eiskalt – verständlicherweise. Bereits einen Tag vor der offiziellen DFB-Kader-Nominierung am Donnerstag für die wichtigen Testspiele gegen Japan (9. September) und Frankreich (12. September) teilte Bundestrainer Hansi Flick (58) dem Star des FC Bayern mit, dass er nicht im Aufgebot stehen wird.

Und das, obwohl Flick dem 28-jährigen Goretzka nach AZ-Informationen im Juni noch versichert hatte, zu seinen Führungsspielern mit Blick auf die Heim-EM 2024 zu zählen.

Flick verzichtet auf Leon Goretzka – und will "eine Reaktion" vom FC-Bayern-Star sehen

Nun dieser überraschende Verzicht auf den Mittelfeldspieler, der sich zum Saisonstart wieder in die Bayern-Startelf gekämpft und gut gespielt hatte. "Er weiß Bescheid über die Gedanken, die ich habe", sagte Flick. Es sei "nichts Endgültiges". Er schätze Goretzka sehr und wolle eine Reaktion des Spielers sehen.

Goretzka selbst zeigte sich "extrem enttäuscht von der überraschenden Entscheidung, im September nicht dabei zu sein", schrieb der 53-malige Nationalspieler in den Sozialen Medien: "Gerade die letzten Wochen haben sich wieder richtig gut angefühlt und ich habe mich brutal darauf gefreut, auch in der Nationalmannschaft meinen Beitrag zu leisten, dass wir als Team zurück in die Erfolgsspur kommen."

FC Bayern: Leon Goretzka in der Nationalmannschaft außen vor, Joshua Kimmich weiter dabei

Er müsse "die Entscheidung des Trainers akzeptieren", ergänzte Goretzka und kündigte an, dass er "weiter jeden Tag hart arbeiten" werde, "um an den guten Start in die Saison anzuknüpfen". Dennoch – dieses Signal ist kein positives für den Bayern-Profi so kurz vor der EM.

Im zentralen Mittelfeld setzt Flick offenbar voll auf Ilkay Gündogan (32), der in diesem Sommer zum FC Barcelona gewechselt ist. Auch Joshua Kimmich (28) und Emre Can (29) sind im Aufgebot des Bundestrainers gesetzt.

Im Gegensatz zu Leon Goretzka hat Joshua Kimmich seinen Platz in der Nationalmannschaft sicher.
Im Gegensatz zu Leon Goretzka hat Joshua Kimmich seinen Platz in der Nationalmannschaft sicher. © IMAGO / Uwe Kraft

Das überraschende neue Mittelfeld-Gesicht im 24er-Kader ist der langjährige Premier-League-Profi Pascal Groß (32) von Brighton and Hove Albion, den Flick als "sehr intelligenten Spieler" lobte. Augenscheinlich will der Bundestrainer Reizpunkte setzen. Es ist zugleich sein letzter Versuch, die Wende zu schaffen vor dem Turnier im eigenen Land. Leistung und Stimmung waren zuletzt am absoluten Tiefpunkt angekommen.

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Ob Flick mit seinen harten Maßnahmen Fortschritte erreicht? Klar ist: Er muss gegen Japan und Frankreich mit seinem Team eine Reaktion zeigen auf die katastrophalen Juni-Länderspiele gegen die Ukraine (3:3), Polen (0:1) und Kolumbien (0:2) – sonst könnte er seinen Job sehr schnell wieder los sein. "Für uns sind neben Qualität und Leistung auch das Verhalten und die Einstellung wichtig", erklärte Flick zu seinen Nominierungskritierien. "Diese Punkte wollen wir immer wieder fördern und fordern, dann können wir nachhaltig Erfolg haben."

Auch Bayern-Routinier Thomas Müller (33) spielt in Flicks Überlegungen vorerst keine Rolle. "Ich habe mit Thomas auch gesprochen. Es ist wichtig, dass er nach seinen Problemen zuletzt bei Bayern Fuß fasst", sagte der Bundestrainer: "Es ist mit ihm klar abgesprochen."

Neben Goretzka und Müller wurden Timo Werner (27), David Raum (25), Lukas Klostermann (27/alle RB Leipzig), Thilo Kehrer (26/West Ham) und Matthias Ginter (29/SC Freiburg) ebenfalls nicht nominiert. Dafür ist Dortmunds Niklas Süle (27) wieder dabei. "Wir haben uns gefragt: Wer gibt dieser Mannschaft Energie?", führte Flick aus: "Das schauen wir uns ganz genau an! Die Mannschaft ist der Star, nicht der Einzelne." Jeder Spieler müsse jetzt "sein Ego hinten anstellen, sich in den Dienst der Mannschaft stellen", forderte der Bundestrainer.

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