Oh, wie ist das Olic!

Ein Tor gegen Juve, zwei gegen Manchester und nun dieser Dreierpack in Lyon: Der Kroate schießt die Bayern auf einzigartige Weise ins Finale– dabei sind ihm einige Irrtümer unterlaufen
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Gleich dreimal durfte Ivica Olic in Lyon jubeln
dpa Gleich dreimal durfte Ivica Olic in Lyon jubeln

LYON - Ein Tor gegen Juve, zwei gegen Manchester und nun dieser Dreierpack in Lyon: Der Kroate schießt die Bayern auf einzigartige Weise ins Finale– dabei sind ihm einige Irrtümer unterlaufen

Der Mann des Abends hätte eigentlich zum Arzt gemusst. Aber dafür hatte Ivica Olic jetzt keine Zeit. Er wollte genießen. Und dieser Schmerz von der Platzwunde am Hinterkopf, die er bei einem Zweikampf erlitten hatte – der war nichts gegen das Hochgefühl, das ihn zu den Fans in die Kurve trug und zu den Mitspielern, die ihm zuhauf auf die Schultern klopften.

Dieses 3:0 in Lyon, das den FC Bayern ins Champions-League-Finale nach Madrid (22. Mai) gebracht hat, war Olics schönster Fußballabend gewesen. Alle drei Tore hatte der Kroate erzielt. Eine Leistung, die ihn selbst beinahe fassungslos machte: „Ich habe nicht geglaubt, dass wir so deutlich gewinnen. Drei Tore in so einem Spiel ist überragend. Wir haben alle gemeinsam gut gespielt, ich musste alle drei Tore machen.“

Oh, wie ist das Olic!

Sieben Tore hat er nun für die Bayern in dieser Champions-League-Saison erzielt. Dabei sind dem kroatischen Dauerrenner mitunter einige Irrtümer unterlaufen. Nach seinem Treffer beim 4:1 bei Juventus Turin in der Vorrunde nahm er an, jenes Tor sei „das schönste und wichtigste meiner Karriere“ gewesen.

Weit gefehlt. Schon gegen Manchester United im Viertelfinale widerlegte er sich selbst, als er zweimal traf, einmal beim 2:1 in München, einmal beim 2:3 in Old Trafford.

Dienstagbend in Lyon musste Olic also einräumen: „Ich habe gedacht, Manchester war das Spiel meines Lebens – aber jetzt dieses Halbfinale, das war wieder so ein großartiges Spiel.“

Er darf im Endspiel gern noch eines draufsetzen.

Klar, dass die Experten schwärmten. „Olic ist fantastisch“, sagte etwa Ottmar Hitzfeld, der die Bayern als Trainer zuletzt 2001 an Europas Spitze geführt hat. „Eine Superleistung!“ Franz Beckenbauer befand: „Er hat das hervorragend gemacht.“

Dabei ragt Olic auf den ersten Blick so selten hervor aus Bayerns Starensemble. Anders als 30-Millionen-Euro-Rivale Gomez kam Olic vor Saisonbeginn zum Nulltarif vom HSV. Er ist kein Kopfballexperte wie Klose, kein Dribbelkönig wie Arjen Robben. Aber im richtigen Moment ist Olic: da!

„Er hat einen Super-Charakter“, sagt Ex-Kapitän Stefan Effenberg, „Der rennt immer, der macht immer – den musst du immer spielen lassen!“

Also hat Olic gespielt in Lyon; statt Gomez und Klose. Trainer Louis van Gaal hatte festgestellt: „Olic ist immer scharf. Er hat die Mentalität, alles zu geben, bis zum Schluss. Das ist für einen Trainer wichtig. Man muss immer mit ihm rechnen.“

Beckenbauer nennt Olic „gewitzt und raffiniert“. Genau so hat der Kroate sein Dreierpack geschafft. Das erste Tor: ein Gerd-Müller-Gedächtnis-Drehschuss mit rechts. Das zweite mit dem stärkeren Linken. Das dritte mit dem Kopf, dem blutenden. Jeden Treffer feierte er mit einem Kuss auf den rechten Ringfinger – ein Liebesgruß an seine Ehefrau Nathalie. Und dabei lachte er wie ein Lausbub. Ein ganz raffinierter.

Michael Schilling

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