Oh weh, Klinsmann! Bayern verliert auch gegen Köln
MÜNCHEN - Langsam wird's peinlich für die Bayern. Das 1:2 gegen Köln am Samstag war bereits die dritte Niederlage im vierten Rückrundenspiel. Trainer Jürgen Klinsmann gerät unter Druck.
Kölle alaaf – vorgezogener Aschermittwoch bei Bayern München und „Prinz Poldi“: Während Triumphator Christoph Daum seine Mannschaft nach dem 2:1, seinem historischen ersten Sieg in München für zwei Tage ins Kölner Karneval-Getümmel entließ, ist beim Fußball- Rekordmeister nach der dritten Pleite im vierten Rückrundenspiel Schluss mit lustig. „Es gibt nichts mehr zu beschönigen“, erklärte Manager Uli Hoeneß nach dem 1:2-Schock im eigenen Stadion.
Der Druck auf Jürgen Klinsmann wächst, es brodelt in München. Trotzdem vermieden die Bosse tunlichst jede Kritik am Trainer und mahnten zu Besonnenheit. „Jetzt müssen wir ruhig bleiben. Es macht keinen Sinn, jetzt Schuldzuweisungen zu machen“, sagte Hoeneß. „Wir werden nicht hektisch werden und nicht irgendwelche wilden Vorwürfe von uns geben“, betonte auch Vorstands-Chef Karl-Heinz Rummenigge: „Wir werden nicht eingreifen. Jetzt ist Ruhe gefragt.“
Nur keine Panik – das soll zumindest bis zum Champions-League- Spiel am Mittwoch bei Sporting Lissabon gelten, dem Auftakt zur Woche der Wahrheit mit weiteren Auswärtsspielen in Bremen und im DFB-Pokal gegen Bayer Leverkusen. „Wir müssen schnell die Kurve kriegen. Das wird in Lissabon beginnen müssen“, erklärte Rummenigge.
Gefordert ist jetzt Klinsmann, der seit Wochen vom Sprung an die Tabellenspitze redet, aber mit seinem Star-Ensemble in die Krise gestolpert ist. „Jetzt müssen wir zeigen, dass wir als Gemeinschaft zusammenhalten und durch einen so schwierigen Moment hindurchgehen“, mahnte der Coach. Auch Nationalstürmer Miroslav Klose warnte vor einer internen Selbstzerfleischung: „Jeder muss bei sich anfangen und fragen, was mache ich richtig, was mache ich falsch.“
Gegen die mit „unglaublichem Herz“ (Daum) kämpfenden Kölner lief im Grunde alles verkehrt. Bei den Gegentoren von Fabrice Ehret (22.) und Bundesliga-Debütant Daniel Brosinski (34.) patzte einmal mehr die Abwehr – offensiv fehlte ein klares Konzept. Auch Franck Ribéry lief sich immer wieder fest – das Kopfballtor von Daniel van Buyten war zu wenig (84.). „Wir müssen uns bei den Zuschauern entschuldigen“, meinte Torwart Michael Rensing. Auch Klinsmann musste „schlucken“ und kritisierte seine Star-Truppe: „Die Mannschaft wollte es nur spielerisch lösen, aber das geht nicht. Da muss man mehr Feuer in den Zweikämpfen haben, muss dem Gegner den Schneid abkaufen.“
Trösten konnten sich die Bayern nur mit den Patzern der Titel- Konkurrenten. „Wir haben Glück im Unglück gehabt. In der Tabelle liegt alles im Schlagbereich eines Spiels“, bemerkte Rummenigge. Zum Hoffnungsträger für Lissabon wurde Luca Toni ernannt, der wegen einer Achillessehnenreizung geschont worden war. Zumal Podolski beim Comeback nach 108 Tagen enttäuschte und nach nur einem gefährlichen Torschuss (6.) zur Halbzeit ausgewechselt wurde. „Ich habe nicht gut gespielt“, gestand der Nationalstürmer, der seine Rückkehr nach Köln am Saisonende herbeisehnt. „Es war kein schöner Nachmittag.“
Für Daum war es ein Festtag. „In München zu gewinnen – das war das einzige, was in meiner Vita noch gefehlt hat“, frohlockte der Coach. In seinem 150. Bundesliga-Spiel auf der FC-Bank war ihm zudem mit der Nominierung des 20-jährigen Brosinski ein Coup gelungen. „Das war ein Traum-Debüt“, lobte Daum den Youngster, der nicht nur ein Tor schoss, sondern auch rotzfrech gegen Ribéry und Philipp Lahm zur Sache ging. „Ich hatte keine Angst – das sind auch nur Menschen. Bundesliga-Debüt gegen Bayern und gleich ein Tor, das ist unglaublich. Ein Traum“, schwärmte Brosinski. Daum will derweil den Kölner Karneval zumindest bis Freitag verlängern: „Nachlegen gegen Arminia Bielefeld ist jetzt für uns das Wichtigste.“