Obacht, Nagelsmänner: Ein gescheiterter FC-Bayern-Star dreht bei Holland richtig auf

München - Bundestrainer Julian Nagelsmann ist ein Mann, dem Eitelkeit nicht gänzlich fremd ist. Das hat er selbst in der Vergangenheit immer wieder zugegeben. Mit Besserwisserei hatte seine Antwort bei der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen die Niederlande am Montagabend in München aber überhaupt nichts zu tun.
"Ja, absolut! Er ist ein fantastischer Spieler", erwiderte der 37-Jährige auf die Frage, ob er Ryan Gravenberch die hervorragende Entwicklung beim FC Liverpool zugetraut habe. Es war eine glaubwürdige Antwort, eine aus voller Überzeugung. Und dennoch kam sie irgendwie überraschend.
Nagelsmann erklärt: Darum kam Gravenberch unter ihm nicht zum Zug
Knapp 20 Millionen Euro hatte der FC Bayern im Sommer 2022 an Ajax Amsterdam überwiesen, um sich die Dienste des mittlerweile 22-Jährigen zu sichern. Obwohl Nagelsmann, seinerzeit Trainer des Rekordmeisters, schon damals große Stücke auf den technisch hochveranlagten Mittelfeldspieler hielt, kam Gravenberch in München nur selten zum Zug. Bis zur Entlassung des heutigen Bundestrainers im März 2023 stand der junge Niederländer nur in 15 von 25 möglichen Bundesligaspielen auf dem Platz. Gerade ein einziger Startelf-Einsatz stand zu Buche - und der war zur Halbzeit schon wieder beendet.
"Es war so etwas wie ein Problem, weil wir Joshua Kimmich und Leon Goretzka zu diesem Zeitpunkt hatten. Deshalb war es kompliziert für einen jungen Spieler, mehr Minuten zu bekommen", erklärte Nagelsmann Gravenberchs Reservistenrolle.
Ryan Gravenberch blüht beim FC Liverpool so richtig auf
Nachdem er auch unter Thomas Tuchel kaum zum Zug kam, flüchtete der Niederländer im Sommer 2023 zum FC Liverpool, der 40 Millionen Euro für ihn nach München überwies. Bei den Reds hat er sich seit der Amtsübernahme durch seinen Landsmann Arne Slot in diesem Sommer zum Stammspieler und Leistungsträger entwickelt.
In Liverpool zeigt Gravenberch, was man sich bei den Bayern von ihm erhofft hatte. Der 22-Jährige besticht mit seiner Körpergröße von 1,90 Meter durch eine enorme Physis, bewegt sich dennoch bemerkenswert geschmeidig und gibt als zurückgezogener Spielmacher den Takt vor. Und das mittlerweile nicht nur bei den Reds, sondern auch bei der niederländischen Nationalmannschaft, mit der er am Montagabend in sein altes Wohnzimmer in Fröttmaning zurückkehrte.
Ex-Bayern-Stars Zirkzee und de Ligt in England noch unglücklich
Auch für Joshua Zirkzee und Matthijs de Ligt bedeutete die Partie gegen Erzrivale Deutschland eine Rückkehr an die alte Wirkungsstätte. Für das Elftal-Duo, das im Sommer zu Manchester United gewechselt ist, läuft es aktuell deutlich schlechter. Mit acht Punkten aus den ersten sieben Spielen belegen die Red Devils aktuell nur Platz 14. Trainer Erik ten Hag, ebenfalls mit Bayern-Vergangenheit, steht (mal wieder) vor dem Aus.
Insbesondere de Ligt, dessen Verkauf bei den Bayern-Fans größtenteils auf Unverständnis gestoßen war, steht nach seinen ersten Auftritten im United-Trikot bereits enorm in der Kritik. "Er wurde für viel Geld geholt und steht jedes Mal völlig falsch", analysierte Englands Ex-Nationalspieler Jamie Carragher jüngst: "Am Ende fliegt er in die Zweikämpfe und bringt sich selbst in Situationen, in denen man eine Gelbe oder Rote Karte bekommen kann."
Aufgrund der Rotsperre von Oranjes Abwehrchef Virgil van Dijk sollte de Ligt gegen Deutschland die Rolle des Abwehrchefs übernehmen. Ausgerechnet in der Arena des Klubs, bei dem er diese Aufgabe einst hätte nachhaltig erfüllen sollen.