Nur zwei Zehen stören: Van Gaal ist sauer
Die Vorbereitung in Dubai hat Trainer van Gaal verzückt – wenn da nicht dieser Makel wäre: „Ich bin sauer, weil Ribéry ein ansonsten sehr gutes Trainingslager nicht mitgemacht hat“
DUBAI Immerhin, am Freitag trat dann auch Franck Ribéry gegen einen Ball. Am vorletzten Tag des Bayern-Trainingslagers in Dubai, das Chefcoach Louis van Gaal so viel Vergnügen bereitet hat: „Ich bin sehr zufrieden“, resümierte er, „so muss eine Vorbereitung sein.“
Abgesehen von einer Kleinigkeit. Denn als Ribéry, der Franzose mit den angebohrten Zehen, der die Woche über nur Lauftraining absolviert hatte, endlich wieder kickte, da tat er dies mit Fitnesstrainer Thomas Wilhelmi – auf Socken.
Von der Mannschaft ist Ribéry, der sein letztes Spiel vor fast vier Monaten gemacht hat, ehe ihn eine hartnäckige Patellasehnenverletzung und diverse Zehenentzündungen zurück warfen, noch immer weg. „Das Nagelbett ist trocken“, berichtete van Gaal, „aber er muss noch in die Schuhe.“ Und solange das nicht geht, kann Ribéry im Grunde nur laufen. Aber von Lauftraining hält van Gaal nicht viel: „Laufen ist für Tiere. Fußball ist mit Hirn, Ball und Widerstand.“
Ein Comeback Ribérys beim Rückrundenstart am kommenden Freitag gegen Hoffenheim schloss van Gaal schon mal kategorisch aus. „Nein, nein“, sagte er auf die Frage, ob der Franzose wenigstens im Kader stehen könnte. „Die Mannschaft ist hier", sagte van Gaal und reckte seine Hand in Kopfhöhe, Ribéry dagegen sei „höchstens dort“ – und zeigte an die Stelle, wo sein Bauch beginnt.
Der zähe Fall Ribéry überschreitet beim Trainer inzwischen die Grenze zum Ärgerlichen. „Es ist eine Enttäuschung, dass Franck immer noch nicht trainiert hat mit der Mannschaft“, sagte van Gaal. „Das war eine Woche, in der wir hart trainiert haben, in der wir viele gute Dinge gemacht haben, da hätte er alles aufbauen, seinen Rückstand aufholen können." Chance vertan.
Nun müsse er versuchen, Ribéry wieder mitten im laufenden Bundesligabetrieb, wo anders trainiert werde als im Trainingslager, in die Mannschaft zu integrieren. „Das ist sehr schwierig für ihn, für mich und die Mannschaft“, sagte van Gaal in seiner Runde mit Zeitungsreportern.
Als sich der Coach hinterher für Interviews vor Fernsehkameras stellte, wählte er eine drastischere Wortwahl – wohl auch, weil die maladen Zehen des Superstars aus van Gaals Sicht während des gesamten Trainingslagers das bestimmende Thema gewesen war und die Personalie Ribéry beim FC Bayern ohnehin eine sehr sensible ist.
Das Wechseltheater um den Franzosen dürfte van Gaal nicht gefallen haben. Nachdem Ribéry am Mittwoch zwar erklärt hatte, dass er sich auch eine Vertragsverlängerung bei Bayern vorstellen könnte, wiederholte sein Berater Alain Migliaccio am Donnerstag, dass Ribéry ihm gesagt hätte, dass er keinesfalls verlängern werde. Also sagte van Gaal in die TV-Kameras: „Ich bin sauer, weil Franck ein ansonsten sehr gutes Trainingslager nicht mitgemacht hat.“
Wenn van Gaal, der zu seinen Stars durchaus fordernd sein kann, sauer wird, ist Vorsicht geboten; Ribérys Kumpel Luca Toni kann davon ein Lied singen.
Beim FC Bayern wissen sie, wie heikel die Personalie Ribéry ist und noch werden kann. Also erläuterte Mediendirektor Markus Hörwick in Dubai den mitgereisten Reportern per SMS, was van Gaal gemeint hätte: Der Trainer sei mitnichten auf Ribéry sauer. Sondern allein auf die Umstände, die Ärger bereiten. Ribéry und seinem Trainer.