Nur noch außen vor

MÜNCHEN - Daniel van Buyten und Martin Demichelis sind nur noch die Nummer vier und fünf in der Innenverteidiger-Hierarchie. Der Argentinier wird im Winter wohl nach Spanien wechseln
Es ist nur sieben Monate her, da erlebten Martin Demichelis (30) und Daniel van Buyten (32) den wohl größten Tag ihrer Karriere als Vereinsfußballer. Der Abend des 22. Mai 2010, 20.45 Uhr, Estadio Santiago Bernabeu. Das Finale der Champions League gegen Inter Mailand, ein herrlicher Vorsommerabend.
Rahmen und Atmosphäre des Spiels stimmten, die Leistung der beiden Innenverteidiger nicht. Es war nicht der glücklichste Abend des Duos, das es durch mehrheitlich konstante Leistungen bis hierher geschafft hatte. Das nationale Double zuvor war die Bestätigung dafür. Dann erteilt Inter-Stürmer Diego Milito Demichelis und van Buyten bei seinen beiden Treffern jeweils eine Lehrminute, sie wurden böse genarrt. Trainer Louis van Gaal machte die Niederlage im Finale auch an den Unaufmerksamkeiten dieses Duos fest. Aber immerhin: Sie waren Stammspieler.
Mittlerweile sind sie nur noch außen vor. Dick eingepackt, eine Mütze mit Bayern-Emblem auf dem Kopf, betrachten sie die Spiele ihres Arbeitgebers von der Ersatzbank aus. Das Motto: Nur zugucken, nicht anpacken. Bei Louis van Gaal sind sie in der Innenverteidiger-Hierarchie von Rang eins und zwei in der Vorsaison nun auf Platz vier und fünf abgerutscht. Der Status quo: Der Brasilianer Breno (21) und Anatoliy Tymoshchuk (31) räumen vor Torwart Butt auf, Holger Badstuber ist noch in der Reha nach seiner Schambeinentzündung. „Wenn er zurückkommt, wird er spielen“, sagte van Gaal, „Badstuber ist für mich der beste linke Innenverteidiger Deutschlands. Das bestätigt auch Bundestrainer Joachim Löw, der ihn nach der WM dort immer aufgestellt hat.“
Im Januar kehrt der 21-Jährige auf seine angestammte Position zurück, neben ihm soll Breno nach seiner achtmonatigen Pause infolge eines Kreuzbandrisses Konstanz finden, erst im November hatte er sein Comeback gegeben. Tymoshchuk war eine Notlösung, der gelernte defensive Mittelfeldspieler machte seinen Job auf ungewohnter Position besser als Demichelis/van Buyten – was für die beiden noch schmerzlicher war.
Der Belgier van Buyten schlitterte im Herbst in eine deftige Formkrise, als frisch gebackener Vater fehlte ihm hier und da die nötige Portion Schlaf, dazu kamen private Probleme. Zuletzt wurde er höchstens als Brecher im Sturmzentrum eingewechselt, wenn gar nichts mehr ging. Sein Vertrag läuft bis 2012, zumindest die Rückrunde wird er sicher bei Bayern bleiben.
Martin Demichelis wohl nicht. Nach Bastian Schweinsteiger ist der Argentinier der dienstälteste Bayern-Profi, er kam 2003 aus Südamerika, absolvierte 174 Bundesligaspiele (13 Tore), in der Hinrunde allerdings nur noch ganze sechs. Der FC Valencia und der FC Malaga hätten ihn gerne, angeblich soll Malaga bereit sein, ihn auszuleihen mit der Option, ihn für drei Millionen Euro Ablöse verpflichten zu können. Van Gaal hat ihm trotz Vertrags bis 2012 bereits mitgeteilt, dass er schon in der Rückrunde nicht mehr mit ihm plant, die Bayern-Bosse wollen ihm bei den Ablöseverhandlungen entgegen kommen. Es könnte sein, dass die Dienstreise zum Pokal nach Stuttgart zum stillen Abschied von „Micho" wird.
Patrick Strasser