Nürnberg-Trainer Wiesinger: "Angst? Ach was!"

Vor dem Derby spricht Nürnbergs Trainer Wiesinger über Bayern, den Club – und Träume.
Florian Bogner |
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AZ: Herr Wiesinger, mit welchem Gefühl fahren Sie zum alles verschlingenden FC Bayern?

MICHAEL WIESINGER: Ich Freude mich riesig!

Wieso das?

Wissen Sie, vor vier Monaten war ich noch Trainer der zweiten Mannschaft – da war mein Gegner noch Bayerns U 23. Und jetzt fahren wir in die Allianz Arena. Auch wenn ich weiß, was auf uns zu kommt, ist das an und für sich schon aufregend.

Bayern zwischen Juventus und Pokal-Halbfinale zu erwischen, könnte sich als Vorteil erweisen. Stichwort: zweite Garde.

Mit dem Begriff "zweiter Garde" tue ich mir schwer. Bayern hat diese Saison kaum Schwächen gezeigt, zelebrieren teilweise Fußball. Die erste Spannung mag bei Bayern vielleicht weg sein. Aber es ist trotzdem noch ein Derby.

Wie schlägt man Bayern?

Wenn’s geht: ihnen die Spielfreude nehmen, aggressiv sein und selbst eiskalt zuschlagen. Viele Chancen werden wir nicht kriegen. Im Hinspiel haben wir das einigermaßen gut geschafft – wir sind schließlich die einzigen, die ihnen auswärts einen Punkt abgerungen haben.

Keine Angst?

Ach was. Es ist eine Herausforderung.

Paul Breitner kritisierte unlängst, dass die Liga-Gegner nur noch im Kopf hätten, sich in München nicht abschlachten zu lassen, ein 0:2 würde vielen reichen.

Das kann ich definitiv nicht unterschreiben. Irgendwo hinfahren, nur um sich einigermaßen achtbar aus der Affäre zu ziehen? So was gibt’s nicht, das würde ich auch nicht akzeptieren.

Was rechnen Sie sich aus?

Wir wollen uns so teuer wie möglich verkaufen! 10 000 Nürnberger Fans fahren mit runter. Klar: Bayern schwebt derzeit über den Dingen, spielt in einer eigenen Liga.

Haben Sie das Datum vom letzten Nürnberger Sieg in München drauf?

1991? 1992? Ich weiß nur, dass Sergio Zarate damals getroffen hat.

Am 28. März 1992 war’s. 3:1, Doppelpack von Zarate.

Witzig, Zarate war am letzten Wochenende erst bei uns im Stadion. Das war damals aber eine andere Bayern-Mannschaft, die wurde ja nur Zehnter. Und die Allianz Arena gab’s noch nicht mal auf dem Reißbrett...

Sie wurden im Winter Trainer der ersten Mannschaft, weil Dieter Hecking nach Wolfsburg ging. Hat Sie Ihr Erfolg selbst überrascht?

Definitiv nicht. Am Anfang sah ich mich oft von außen mit der Frage konfrontiert, ob ich in der Lage bin, eine Bundesliga-Mannschaft zu trainieren. Aber ich weiß, dass ich auf meine Art ein Team führen, ein erfolgsorientiertes Klima schaffen und so die Leute letztlich überzeugen kann. Dafür bringe ich eine natürliche Autorität mit.

Ist das Wort "Eurobabokal" in Nürnberg tabu?

Wir verbieten niemandem was! Dass das Umfeld träumt, gehört zum Club dazu, davon lebt er auch. Ob’s realistisch ist, ist die andere Frage. Wir sind nicht so stabil, als dass große Träume angebracht wären.

Ihre Zukunft ist noch nicht geklärt – wann gibt’s Gespräche?

Es ist klar kommuniziert, dass wir im Mai die Gespräche aufnehmen. Meine Zielsetzung ist: Ich will Bundesliga-Trainer bleiben, am liebsten beim 1. FC Nürnberg.

Sprechen wir über Ihren Bazi-Hintergrund: Sie spielten von 1999 bis 2001 für den FC Bayern, kamen aber nur sporadisch zum Einsatz. Fühlen Sie sich dennoch als Champions-League-Sieger?

Definitiv, keine Frage! Das steht unwiderruflich auf meiner Visitenkarte. Mag sein, dass andere mehr Anteil daran hatten. Aber ich mache so etwas nicht rein von Einsatzminuten abhängig. Stefan Effenberg hat auf der Zehn-Jahr-Feier 2011 nochmal herausgestellt, dass der Teamgedanke unser großes Erfolgsgeheimnis war. Dass die Spieler, die hinten dran standen, sich jeden Tag den Allerwertesten aufgerissen und die anderen gepusht haben. Da habe ich mich angesprochen gefühlt.

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