Nils Petersen: Er staunt immer noch
Gomez verletzt, da durfte Nils Petersen erstmals Champions League spielen. Er vergab beste Chancen. Beckenbauer spottet.
Villarreal - Natürlich ist Jupp Heynckes Rheinländer, denen man ja einen Hang zum Humoresken nachsagt. Aber als der Bayern-Coach nach dem 2:0 in Villarreal Franck Ribéry „notfalls als Mittelstürmer“ aufbieten wollte, da staunte die Fachwelt dann doch. „Schauen Sie sich doch den FC Barcelona an“, empfahl Heynckes, „die kommen auch ohne Mittelstürmer aus.“
Die Bayern in der Einzelkritik:
Warum Heynckes auf solche Ideen kommt? Nun, sein Torjäger Nummer eins musste zur Halbzeit mal wieder passen: Mario Gomez suchte nach dem Pausenpfiff Kontakt zu Bayern-Doc Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, und kurz darauf lief sich auch schon sein Ersatz warm: Nils Petersen. Gut möglich, dass der Zugang aus Cottbus am Sonntag auf Schalke in der Startelf steht, denn was Gomez zu seinen neuerlichen Leistenproblemen sagte, klang gar nicht gut: „So wie es heute war, geht es auf jeden Fall nicht.“ Rächt es sich nun doch, dass Bayern in der jüngsten Transferperiode nicht aktiv wurde?
Der junge Petersen hätte alle Diskussionen verstummen lassen können – tat er aber nicht. Jupp Heynckes sagte zu den drei vergebenen Chancen in Halbzeit zwei: „Wir haben uns dann ja drei gute Torchancen herausgearbeitet. Da hat Petersen eigentlich sehr gut geschossen. Da hat er nichts falsch gemacht.“ Tja, eigentlich.
TV-Experte Franz Beckenbauer konnte da schon griffiger als Heynckes formulieren: „Petersen hätte heute Torschützenkönig der Champions League werden können, so viele Chancen hatte er. Er ist sicher ein großes Talent, aber Talent reicht beim FC Bayern nie. Er staunt immer noch über die Welt, in der er nun ist.“ Ein paar Tipps hatte der Kaiser auch noch für den 22-Jährigen, der aus Wernigerode stammt und vor seiner zeit in Cottbus für Halberstadt und Jena spielte: „Er muss und er wird sich von dieser Bescheidenheit lösen. Er spielt manchmal zu mannschaftsdienlich, er muss egoistischer werden. Wenn er hundertprozentige Chancen vergibt, wird er nicht selbstbewusster.“
Petersen selbst gab sich demütig: „Ich freue mich über jede Minute, die mir der Trainer gibt, weiß, dass ich nicht ständig 90 Minuten spielen würde. Ich hätte gern mein Tor gemacht, habe ja schon in der Liga gemerkt, dass da ein bisschen Druck abgefallen ist.“
Er wird seine Chancen noch bekommen.
