Niko Kovac: Wie lange halten die Bayern-Bosse noch zu ihm?

München - Das Einzige, was beim FC Bayern dieser Tage noch an Pep Guardiola und seinen Fußballstil erinnert, ist ein Schal. Dieses Monstrum aus grauer Wolle, das Niko Kovac beim 1:1 gegen den SC Freiburg um seinen Hals gewickelt hatte.
Nichts mehr von Pep Guardiola übrig
Der Fußball, den seine Mannschaft aktuell spielt, hat mit der Ballbesitz- und Dominanz-Ära des Katalanen nichts mehr zu tun. Nach sechs Meisterschaften in Folge drohen nach dem Gastspiel kommenden Samstag bei Tabellenführer Borussia Dortmund sieben Punkte Rückstand und eine mögliche Wachablösung an der nationalen Spitze. (Lesen Sie auch: Thomas Müller - Herz hängt an der Bundesliga)
Grau in Grau ist Bayerns Spielweise in diesem Herbst, das Gefüge von Kovac schief gewickelt. Nach vorne ohne Ideen, ohne Dynamik, der Aufbau ist statisch, in der Defensive fällt die Instabilität auf. Wo ist der Plan? Wo sind die Lösungen? Nach der Länderspielpause gab es zwar vier Pflichtspielsiege hintereinander, die aber allesamt Pflichterfolge waren – herausgearbeitet, erzwungen, ohne zu glänzen, ohne zu überzeugen.
Gegen Freiburg hätte man durch die Einzelleistung von Serge Gnabry eine schwache Leistung beinahe mit drei Punkten garniert. In der 88. Minute aber kassierte man den Ausgleich, verteidigte eine Halbfeldflanke auf Kreisliganiveau, Lucas Höler traf – selbst überrascht über seine Einsamkeit – zum 1:1.
FC Bayern verliert zwei Punkte
Zwei Punkte futsch. Und der Respekt, oft die Angst, der Gegner sowieso. "Vor Bayern hat keine Mannschaft mehr Angst", sagt Rekordnationalspieler Lothar Matthäus, der "Zusammenhalt und Spielfreude" vermisst. Vom Spieltempo ganz zu schweigen.
Nicht nur die Souveränität, das Selbstverständnis und die Leichtigkeit fehlen Bayern derzeit – auch die Heimstärke ist weg. Die letzten vier Heimspiele (mit mickrigen drei Toren) wurden nicht gewonnen, das gab es zuletzt 2001. Insgesamt nur 20 Punkte aus zehn Spielen – so schwach wie seit acht Jahren nicht mehr, als der BVB am Saisonende Meister wurde.

Warum aber bringt die Mannschaft ihre Qualität nicht auf den Platz? Vor allem in der Offensive. "Wir haben Sequenzen, wo wir es richtig gut machen", findet Torhüter Manuel Neuer, der sich jedoch fragt: "Warum machen wir es dann nicht weiter so?" (Lesen Sie hier: Manuel Neuer blafft Journalisten an - und dampft aus Arena ab)
Niko Kovac für Atmosphäre verantwortlich
Wann immer Antworten zu solchen Themen gesucht werden, landet man beim Trainer. Und der ist für die Atmosphäre in seinem Kader verantwortlich. Dort gärt und brodelt es. Interna aus der Kabine dringen über die Medien nach außen.
"Interna bleiben Interna", sagt Kovac und fügt hinzu: "Ich halte mich dran." Bemitleidenswert. Und dann auch noch das: Lisa Müller, Ehefrau von Thomas, attackierte mit einem Instagram-Posting während der Partie den Trainer als er ihren Gatten, derzeit oft Bankdrücker einwechselte: "Mehr als 70 Minuten bis der mal nen Geistesblitz hat". Was tief blicken lässt (siehe unten). Immerhin: Am Sonntag entschuldigte sie sich dafür.