Niko Kovac ist Spielerversteher beim FC Bayern München
München - Franck Ribéry schrie plötzlich auf und sank zu Boden. Der Franzose war am Fuß getroffen worden. Er blickte nach oben, dem Bösewicht Niko Kovac direkt in die Augen. Ja, tatsächlich: Der Trainer des FC Bayern hatte seinem Superstar beim 6-gegen-2-Spiel eine mitgegeben, unabsichtlich natürlich. Und es war auch zum Glück nicht so schlimm.
Was hätte das für einen Aufschrei gegeben: Bayerns Trainer verletzt eigenen Spieler! So aber klatschten Kovac und Ribéry ab, beide lachten. Dann ging die Jagd nach dem Ball weiter.
Kovac nimmt selbst an der Übung teil
"Ich bin Fußballer und spiele das Spiel gerne", erklärte Kovac später seine Teilnahme an der Übungsform, die besonders bei Pep Guardiola einen großen Stellenwert hatte. "Die Jungs sind umso motivierter, wenn der Trainer in der Mitte ist. Ich versuche, zu denken, zu handeln wie ein Spieler. Die Nähe zur Mannschaft ist mir sehr wichtig."
So tickt er, Bayerns neuer Trainer. Kovac ist laut Pass zwar inzwischen 46 Jahre alt, doch wer den Kroaten an der Säbener Straße beobachtet, wie er mit seinen strammen Wadln über den Platz marschiert, die Trainingseinheiten dirigiert oder beim Kreisspiel immer noch prächtig mithält, glaubt das ohnehin nicht. Kovac ist immer noch einer von ihnen, ein Spieler im Trainergewand, der seine Profis versteht. Genau so hatte er Erfolg bei Eintracht Frankfurt. Und genau so wird er auch bei den Bayern arbeiten.
So bereitet Kovac die Spieler vor
"Jeder muss sein Ego in den Hintergrund stellen", nannte Kovac einen weiteren wichtigen Baustein seiner Philosophie: "Bei der WM waren die Mannschaften im Halbfinale, die als Team aufgetreten sind. Wenn jeder für den anderen auftritt, wird man Erfolg haben." Teamgeist, Zusammenhalt, Fitness: Vor allem darum geht es Kovac im ersten Teil der Vorbereitung. Der taktische Part, das Einübung der Dreierkette etwa, wird erst im August forciert, wenn alle WM-Teilnehmer ins Training eingestiegen sind.
Offiziell: Das ist das neue Auswärts-Trikot des FC Bayern
"Die Spieler sind fantastisch dabei", lobte Kovac sein Team: "Kompliment, wie alle mitziehen. Die Intensität und die Leidenschaft der Spieler sind beeindruckend." Arjen Robben (34) hob der Coach für dessen Trainingsleistungen hervor: "Das ist der Wahnsinn." Doch nun gehe es darum, "nicht zu overloaden". Samstag steht dann der erste Test gegen Paris Saint-Germain mit Trainer Thomas Tuchel an.
Ab 25. Juli werden die deutschen WM-Fahrer sowie Robert Lewandowski an der Säbener Straße von Co-Trainer Peter Hermann auf die neue Saison eingestimmt, während Kovac mit dem Großteil der Mannschaft durch die USA tourt. Hermann (66), der langjährige Assistent von Jupp Heynckes, war am Donnerstag schon beim Training dabei.
Peter Hermann ab September wieder Co-Trainer
Hintergrund: Hermann (Kovac: "Ein toller Mensch, ein toller Fachmann") besucht am Montag die Erlebniswelt der Allianz Arena. Dort eröffnen sein Freund Heynckes und Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge eine neue Sonderausstellung. Am 1. September steigt Hermann dann wieder voll als Co-Trainer bei Bayern ein.
Bis dahin betreut das Brüderpaar Niko und Robert Kovac die Mannschaft allein. Ein sympathisches, ein selbstbewusstes Gespann. Wie er denn damit umgehe, dass er bei Bayern nicht die 1a-Lösung gewesen sei, sondern nach Heynckes und Tuchel eher die dritte Wahl, wurde Niko Kovac noch gefragt. "Ich habe andere Informationen", konterte der Trainer cool. "Ich weiß, dass Bayern mit vielen Trainern gesprochen hat, unter anderem mit mir. Wie die Reihenfolge war, kann ich nicht sagen, das ist auch nicht wichtig." Er persönlich glaube aber nicht, dass es A- oder B-Lösungen gegeben habe, ergänzte Kovac.
Verve hat dieser Trainer – nicht nur beim 6 gegen 2.
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