Niklas Süle vor DFB-Comeback: Jeder Tag ist ein Feiertag
München – Es ist ein würdiger Rahmen für Niklas Süles 25. Geburtstag. Zumindest, was das Event und die Gästeliste betreffen. Deutschland trifft zum Auftakt der Nations League auf Spanien. Leider muss aufgrund der Corona-Pandemie in Stuttgart (20.45 Uhr, ZDF live) ohne Zuschauer gespielt werden, ein Geister-Länderspiel. Das Ständchen für den Jubilar vom FC Bayern wird daher nur im Hotel oder in der Kabine stimmungsvoll.
Für Süle ist das alles zweitrangig. Für ihn ist derzeit jeder Tag ein Feiertag. Vor knapp einem Jahr hat er sein letztes Länderspiel gegen Estland bestreiten können, sechs Tage vor dem Kreuzbandriss am 19. Oktober 2019. Zuvor waren es elf (!) DFB-Einsätze am Stück gewesen, über jeweils 90 Minuten. Okay, wegen Corona fielen die Frühjahrstermine für Nationalteams weg, die EM wurde auf 2021 verschoben. Dennoch ist Süle momentan einfach glücklich und dankbar, er genießt den Augenblick.

Süle: "Ich habe es vermisst"
"Es war keine einfache Zeit für mich, der DFB hat mir unglaublich gefehlt. Wir haben eine richtig geile Truppe, ich komme immer mit unglaublicher Freude her. Ich habe es vermisst, mit dem Jungs auf dem Trainingsplatz zu stehen", sagte der Innenverteidiger am Dienstag in Stuttgart, "da blickt man auch zurück und weiß, jede Trainingseinheit auch wieder anders zu schätzen. Ich bin einfach nur froh, dass ich wieder mit den Jungs Spaß haben kann."
Und auf dem Platz stehen. Länderspiel Nummer 25 am 25. Geburtstag. Wie gemalt.
"Es ist keine Frage, dass Spanien immer noch eine große Fußball-Weltmacht ist mit unglaublichen individuellen Spielern. Das wird ein ganz heißes Duell", glaubt Süle, der die intensive DFB-Zeit im Herbst mit acht Länderspielen in drei Monaten nutzen will, um seine Position als Abwehrchef beim DFB zu zementieren und sich für die EM kommenden Sommer einzuspielen.
Süle sieht Bayern-Hunger auch in der DFB-Elf
Mit "einer Mannschaft, die um den Titel mitspielen kann", so Süle, der sich bereits nach dem Achtelfinal-Erfolg über den FC Chelsea sicher war, mit den Bayern diesmal das ganze Ding, den Henkelpott, zu gewinnen. Dieses Sieger-Gen will er mit in die Nationalelf bringen. Aber - nicht nötig, meint Süle: "Wir haben den gleichen Hunger wie bei den Bayern. Da gibt es keinen großen Unterschied."

Das Final-Turnier der Champions League war für ihn ein Segen - obwohl er als Stellvertreter und Ersatzmann von Jérôme Boateng (31) vorgesehen war.
Mit Einsatzgarantie als Einwechselspieler. 14 Minuten beim sagenhaften 8:2 gegen den FC Barcelona, die zweite Halbzeit beim 3:0 im Halbfinale gegen Lyon und schließlich 65 Minuten für den verletzten Boateng im Endspiel gegen Paris Saint-Germain (1:0).
Süle gegen Spanien wohl Abwehrchef
"Ich konnte zum Glück in Lissabon schon viel Erfahrung sammeln. Ich bin im Finale nach 25 Minuten reingekommen und habe mich gut gefühlt. Ich konnte die Wege von der Fitness her gehen, war mental da. Wenn man nach zehn Monaten Reha nicht fit ist, hat man etwas falsch gemacht." Gegen Spanien dürfte Bundestrainer Joachim Löw auf ihn als Chef einer Dreierkette mit Matthias Ginter (Mönchengladbach) und Toni Rüdiger (FC Chelsea) setzen.

In der Rückwärtsbewegung machen Neuling Robin Gosens (Atalanta Bergamo) auf links und Thilo Kehrer (PSG) auf rechts daraus eine Fünferkette.
Das erste Pflichtspiel von Beginn an seit Oktober letzten Jahres ist für Süle, der kommende Saison Boateng den Stammplatz wegnehmen will, ein Geschenk. "Ich brauche jetzt Spiele, damit ich wieder in den Rhythmus komme und traue mir vom Fitness-Level her zu, beide Spiele zu machen."
Mit Gruß an Löw: Bitte am Sonntag dann in Basel gegen die Schweiz auch an mich denken!
In den beiden Partien will auch Leroy Sané (24) zeigen, wie weit der Neuzugang des FC Bayern schon ist. "Er hat einen körperlich super Eindruck gemacht", findet Süle und meint: "Leroy ist eine absolute Spaßkanone und ein lebensfroher Mensch. Dieser Junge ist einfach top und wird uns auch sportlich unglaublich weiterbringen."