"Nicht verbieten" bei den Bayern verboten

Streit um eine Choreo: Der FC Bayern untersagt den Fans, ein kritisches Plakat aufzuhängen.
MÜNCHEN Der Zeitpunkt war kurios. In der 13. Minute hatte Ivica Olic das 1:0 letzten Dienstag gegen Olympique Marseille erzielt und nur wenige Sekunden zuvor war es urplötzlich laut geworden beim harten Kern der Südkurvenfans. „12 Minuten für Respekt und Meinungsfreiheit”, angekündigt per Transparent und umgesetzt mit stummen Protest, waren da gerade vorbei. Ein Doppel-Jubel.
Seitdem der Verein das Verteilen von Flugblättern („Südkurvenbladdl”) bei Spielen vor der Kurve untersagt hat, hängt das Protest-Plakat inklusive Schweigegelübde, beschlossen in einer Sitzung mit zahlreichen Fanklubs, die sich in ihrer Meinungsfreiheit beschränkt fühlen. „Ich hoffe, dass möglichst bald alle wieder die Mannschaft 90 Minuten unterstützen”, meinte ein Vertreter der Fanclubvereinigung „Club Nr. 12” zur AZ.
Doch das ist nur der eine Punkt des Unmuts. Für das Heimspiel gegen Marseille war eine große Choreographie geplant (siehe Entwurf). Im aktuellen Newsletter heißt es, vom Verein und von der Fanbetreuung „wurde uns mitgeteilt, der erste Halbsatz ,Unsere Meinung lassen wir uns nicht verbieten’ wäre „überflüssig”, und ist deshalb verboten.” Zu diesem Zeitpunkt war das Material für das Spruchband gekauft, sämtliche Arbeiten hinfällig. Selbst die Einlagerung der zwei Paletten Material in der Allianz Arena wurde verweigert. Die Spedition musste wieder zurück.
„Wir wollten es nicht zu hart formulieren, aber darauf hinweisen, was uns Fans bewegt. Wir konzentrieren uns jetzt auf die Vorbereitungen für die Choreo beim Halbfinale gegen Real Madrid”, sagte der Fan-Sprecher, „einfach ist das aber nicht, denn die Motivation vieler Helfer ist ganz unten. Viele sind sehr unzufrieden und enttäuscht.” Weitere Gespräche nach den Vorfällen? Fehlanzeige. Für das Heimspiel gegen Augsburg ist keine Choreographie geplant.