"Nicht mehr viel da" oder "genug drauf" – wie groß sind die Geldsorgen beim FC Bayern wirklich?

Ist Bayerns schrumpfendes Festgeldkonto wirklich der Grund für das Müller-Aus? Laut Hoeneß ist davon "nicht mehr viel da", laut Dreesen sei "genug drauf - für wen es auch immer reichen mag".
Patrick Strasser |
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Bayern-Patron Uli Hoeneß.
Bayern-Patron Uli Hoeneß. © IMAGO

München - Der Begriff Festgeldkonto gehört zum FC Bayern. Festgeldkonto und Rekordmeister. Wie Franz Beckenbauer und Gerd Müller. Und Thomas Müller.

Aber das ist eine andere Geschichte. Eine Geschichte in der Geschichte. Wobei dieser Müller, der bald nicht mehr zum FC Bayern gehören darf, kein Sidekick ist. Wer am Samstag beim 2:2 der Münchner gegen Borussia Dortmund war, durfte sich als einer der Glücklichen schätzen, die für den längst begonnenen Thomas-Müller-Abschiedstourismus eine Karte hatten. Nostalgie und Wehmut liegen in der Luft, wenn man die Nummer 25 über den Rasen müllern sieht. Mit diesen Storchenbeinen, die noch so viel draufhaben. Mit jener Leidenschaft, die so wenige draufhaben.

Hoeneß schlägt Alarm: "Der FC Bayern muss ganz klar sparen"

Um zwei Fragen, die bis zum Beginn des Jahres 2025 Einigkeit herrschte, sind erst innerhalb und daraufhin außerhalb der Säbener Straße Debatten entbrannt. Erstens: Hat's Thomas Müller, Mister Immer-gut-Drauf, als Fußballer noch drauf? Zweitens: Wie viel ist noch drauf auf dem Festgeldkonto? Der 35-Jährige sorgte in all den 16 Spielzeiten durch zig Tore und Vorlagen für Kontoeingänge, wurde dafür fürstlich entlohnt - siehe Kontoausgang. Dieser Kreislauf, nennen wir ihn mal Kreissparkasse Müller-Säbener, wurde nicht infrage gestellt.

Am Freitag rückte Uli Hoeneß mit einer kaum zu glaubenden Wahrheit heraus. Achtung, folgendes könnte Anhänger des Rekordmeisters verstören, bitte im Sitzen lesen: "Der FC Bayern muss ganz klar sparen." Auf dem sagenumwobenen Festgeldkonto des FC RuhmREICH sei "nicht mehr viel da. Wir müssen wirtschaftlich umdenken." Sprach Hoeneß, von Geburt Schwabe. Gut geflunkert? Ist der Kontostand von ganz viel auf viel abgerauscht? Wie ernst ist die Lage?

Der FC Bayern verkündete zuletzt noch beeindruckende Zahlen

Auf der Jahreshauptversammlung im Dezember verkündete Finanzvorstand Michael Diederich voller Stolz beeindruckende Zahlen: Das Eigenkapital der AG betrage 571 Millionen Euro, das Umlaufvermögen 406 Millionen und der Gewinn nach Steuern 43 Millionen. Also? Auf der anderen Seite steht ein überquellender Topf mit Kaderkosten von über 400 Millionen.

Am Samstag beruhigte Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen fürsorgend jene Fans, die in Betracht ziehen könnten, Rettershirts ("Festgeldkontobewahrer") zu drucken und eine landesweite Spendenaktion ins Leben zu rufen. "Wir sind noch handlungsfähig, das ist die wesentliche Botschaft", so Dreesen, der ehemalige Banker, der die Worte des Ehrenpräsidenten so erklärte: "Die Motivation von Uli ist ja eine andere." Hoeneß habe "Sorge, dass wir bei den ausufernden Gehältern unsere Grundsolidität verlieren".

Festgeldkonto leer? FC-Bayern-Boss Dreesen beruhigt

In Sachen Gehaltsstruktur ist der Klub längst in der marktüblichen, internationalen Umlaufbahn, die es erfordert, den Stars schwindelerregende Summen zu bezahlen. Dazu kommt das jüngste Auf und Ab der weltweiten Finanzmärkte – provoziert von einem clownesken Hasardeur namens Donald, US-Präsident Trump. Kursschwankungen infolge der wirren Zollpolitik lassen keinen kalt.

Auch um den bayerischen Säbener-Index scheint es also laut Dagobert Hoeneß nicht mehr so gut bestellt zu sein. Es sei jedoch, frohlockte Dreesen voller Geheimnistuerei, "genug drauf – für wen es auch immer reichen mag". Der prall gefüllte Geldspeicher, in den der Zeichentrick-Dagobert mit Vergnügen springt, steht in Entenhausen und ist bei Bayern eine Metapher fürs Festgeldkonto. Das Ergebnis soliden Wirtschaftens ohne die Hilfe externer Investoren und ohne – das ist Hoeneß' ganzer Stolz – den Gang in die Kreditabteilung.

Für Wirtz muss sich der FC Bayern finanziell bis an die Decke strecken

Dieser Weg steht nun bevor, er wird kein leichter sein. Unabdingbar im Fall eines Transfers von Florian Wirtz, Größenordnung weit über 100 Millionen Euro, zusammengesetzt aus Ablöse an Bayer Leverkusen und Gehalt. "Das ist tatsächlich neu für den FC Bayern", sagte Hoeneß. Die Zusammenhänge jedoch nicht. Ein Star muss gehen (Müller) – auch, weil man Geld sparen will. Neu: Muss. Damit ein neuer Star (Wirtz) kommen kann. Die Gesetze des Marktes machen auch nicht vor Legenden halt.

Widersprüchlich hat man es dem Fanhelden und seinen Bewunderern erklärt. "Wenn die wirtschaftliche Situation des FC Bayern noch die wäre wie vor, sagen wir drei Jahren, wäre die Entscheidung im Fall Müller vielleicht anders ausgefallen", so Hoeneß. Es geht also ums Geld. Klingt bei Dreesen anders. Bei Max Eberl ebenso. Viele Köche, viele Gründe. Der Chefkoch spricht Warnungen aus. Kann sein, dass bald einer den Brei auslöffeln muss.

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  • rosa kuntz am 14.04.2025 14:01 Uhr / Bewertung:

    Es gibt eine einfache Wahrheit über die Finanzen: FC Bayern AG legt einen Quartalsbericht vor, damit sich jedes Mitglied oder wem das sonst noch zuzugestehen ist, sein eigenes Bild vom Stand der Dinge machen kann und der Märchenonkel vom Tegernsee braucht keine Bühne mehr.

  • AufmerksamerBürger am 14.04.2025 13:51 Uhr / Bewertung:

    Keiner traut sich dem Altersstarrsinnigen die Grenzen aufzuzeigen.
    Es gibt eine klare Organisationsstruktur, wer was zu sagen hat, Hoeneß ist nicht das Präsidium.

  • Downy vor 20 Stunden / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von AufmerksamerBürger

    "Hoeneß ist nicht das Präsidium"
    Richtig. Hoeneß ist der Verein, oder besser den FCB ohne das Wirken von U.H. wäre heute da wo 1860 rumgurkt.

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