Neuzugang João Cancelo: Wie der Portugiese das Spiel des FC Bayern verändert

München - Gut eine Woche ist João Cancelo nun beim FC Bayern – und mit ihm kamen sofort auch Ergebnisse und die Selbstverständlichkeit zurück ins Spiel des deutschen Rekordmeisters.
In Mainz sowie Wolfsburg erzielten die Bayern jeweils drei Tore vor der Pause. So viele, wie an den ersten drei Spieltagen 2023 zusammengenommen. Cancelo selbst war jeweils mit einer Vorlage beteiligt. Den Portugiesen jedoch nur an seiner Ausbeute zu messen, würde ihm nicht gerecht werden. Über die Jahre hat er sich zu einem, wenn nicht dem komplettesten Außenverteidiger Europas entwickelt. Von Pep Guardiola gab es sogar das große Lob – den Vergleich mit Philipp Lahm. Cancelo spiele wie der ehemalige FCB-Kapitän, "als wir zusammen bei Bayern waren".
Was Cancelo ausmacht, ist seine Vielseitigkeit. "Er gibt uns eine sehr gute Kreativität, eine gute Variabilität, weil er in der Vierer- und der Dreierkette sehr gut spielen kann", lobte Bayern-Trainer Julian Nagelsmann nach dem 4:2 in Wolfsburg. Beim Pokalspiel in Mainz ließ er seine Mannschaft noch im 3-1-2-4, mit Joshua Kimmich als alleinigen Sechser, Jamal Musiala und Leroy Sané auf der Doppel-Acht sowie Thomas Müller hinter Eric Maxim Choupo-Moting auflaufen. Als mit diesem und Dayot Upamecano zwei Schlüsselspieler gegen Wolfsburg ausfielen, gab Cancelo den klassischen Rechtsverteidiger in der Viererkette.
Cancelos Variabilität entlastet Bayerns Offensivspiel
Diese Variabilität hat sich Cancelo über mehrere Jahre bei seinem Jugendklub Benfica, Inter, Juventus sowie vor allem Manchester City angeeignet. Wenn man etwas aus der Zeit von Pep Guardiola beim FC Bayern kennt, dann, dass Stammpositionen an der Garderobe abzugeben sind. So wie er Philipp Lahm im Mittelfeld und Joshua Kimmich später zwischenzeitlich sogar in der Innenverteidigung aufbot, begann Guardiola irgendwann damit, Cancelo regelmäßig links einzusetzen. Das Gleiche auch auf der rechten Seite. Zwei Premier-League-Partien durfte er sogar als Mittelfeldspieler absolvieren.
Von dieser Vielseitigkeit profitiert nun Guardiolas Ex-Klub Bayern. Es ist kein Zufall, dass der bayerische Formanstieg mit seiner Verpflichtung zusammenhängt. In Leipzig und gegen den 1. FC Köln spielte jeweils Benjamin Pavard hinten rechts, gegen Frankfurt Josip Stanisic. Beide interpretieren die Position anders, als der momentan mit Herzbeutelentzündung ausfallende Noussair Mazraoui. Nämlich deutlich konservativer und defensiver.
João Cancelo: Ständige Anspielstation in Ballbesitz
Dadurch musste Leroy Sané auf seiner rechten Seite das anderthalbfache Pensum eines normalen Spiels absolvieren, um den Druck zu kompensieren, der mangels offensivstarkem Rechtsverteidiger fehlte. Der Angriff hing in der Luft. Bayern konnte nach dem Führungstreffer nicht mehr nachlegen und kassierte in zwei der drei Partien den Ausgleich.
In Mainz, mit João Cancelo in der Startelf, wurde das Nagelsmann-Team sofort druckvoller und konkreter. Es dauerte keine zwei Minuten, bis er mit einem maßgenauen Steilpass Thomas Müller schickte. Cancelos Flanke nach einer guten Viertelstunde wurde zur Torvorlage für Eric Maxim Choupo-Moting. Der Portugiese entlastet die Mannschaft auch in Ballbesitz sichtlich. Neben den Mittelfeldspielern Kimmich, Leon Goretzka und Jamal Musiala hat der FC Bayern nun eine weitere ständige Anspielstation, um das eigene Spiel zu entzerren.
Genauso wichtig wie die Offensive ist für Julian Nagelsmann auch die defensive Mitarbeit. In England hing Cancelo der Ruf nach, genau das gerne mal etwas lockerer zu nehmen. Einen Eindruck, den Nagelsmann nicht bestätigen konnte: "Er versteht, dass er am zweiten Pfosten mitverteidigen muss."
Bleibt Cancelo über den Sommer hinaus beim FC Bayern?
Fünf Minuten vor der Pause erkämpfte Cancelo nach einem Ballverlust die Kugel gegen Paulo Otávio zurück und beendete die Wolfsburger Offensivaktion dadurch, dass er sich foulen ließ. "Er ist nicht nur offensiv denkend. Sondern ein Spieler, der uns guttut und deswegen zweimal von Beginn an ran durfte."
Macht er so weiter, werden es nicht seine letzten Startelfeinsätze gewesen sein. Sportvorstand Hasan Salihamidzic öffnete bereits früh nach der Leihe die Tür zu einem festen Verbleib. Die Kaufoption in Höhe von 70 Millionen Euro sei zwar "schwer vorstellbar". Aber: "Wenn alle Seiten unbedingt eine gemeinsame Lösung wollen, kann man das am Ende auch managen. Er weiß, dass er seit Jahren einer unserer Wunschspieler ist."
Der FC Bayern hat einen neuen Liebling. Und es scheint, als hätte die Beziehung gerade erst begonnen...