Neuzugang: FC Bayern München verpflichtet Corentin Tolisso

Bayern holt für 41,5 Millionen Euro Corentin Tolisso aus Lyon – es ist der teuerste Transfer der Bundesliga. "Er war der Wunschspieler von unserem Cheftrainer Carlo Ancelotti für das Mittelfeld", sagt Rummenigge
Bayern-Trainer Carlo Ancelotti und dessen frisch verpflichteter Neuzugang Corentin Tolisso haben bereits eine gemeinsame Leidenschaft: Mafiageschichten. "Der Pate" ist Ancelottis Lieblingsfilmreihe, Tolisso wiederum ist Fan der italienischen Fernsehserie "Gomorrha". Der 22-Jährige vertieft sich bisweilen ziemlich darin und hält die Erzählungen offenbar durchaus für authentisch.
Jedenfalls wollte er im vergangenen Jahr, wie sein Berater Frederic Guerra nun dem Radiosender "Kiss Kiss Napoli" verriet, genau deshalb lieber nicht zum SSC Neapel wechseln. "Irgendetwas hat in Tolisso Ängste vor der Stadt Neapel hervorgerufen", sagte Guerra, "ich gehe davon aus, dass ihn die TV-Serie beeinflusst hat."
Don Carlo und die Bayern haben Tolisso nun aber ein Angebot gemacht, das er nicht ablehnen konnte. "Heute ist ein großer Tag für mich", sagte der Mittelfeldspieler, nachdem er in München einen bis 2022 gültigen Fünfjahresvertrag unterschrieben hatte: "Ich freue mich riesig, bei einem der besten Klubs in Europa spielen zu dürfen. Ich habe mir hohe Ziele mit dem FC Bayern gesteckt."
Mit einer Ablösesumme von 41,5 Millionen Euro ist der junge Franzose, der von Olympique Lyon kommt, nun der teuerste Neuzugang der Bundesligageschichte. Tolisso, für den noch erfolgsabhängige Nachzahlungen von bis zu sechs weiteren Millionen fällig werden könnten, löst damit Javi Martínez ab, den die Bayern 2012 für 40 Millionen von Athletic Bilbao verpflichtet hatten. An den Spanier, der mit Bayern in seiner ersten Saison unter Jupp Heynckes das Triple gewonnen hat, fühlt sich Vorstands-Boss Karl-Heinz Rummenigge in Tolisso auch erinnert. "Ich würde ihn ein bisschen so ähnlich einstufen wie damals Javi Martínez, als er zu uns gekommen ist", sagte er: "Das war ja auch ein Spieler, der nicht so wahnsinnig bekannt war."
Im Bayern-Trikot: Corentin Tolisso (l.) mit Bayerns Finanzvorstand Jan-Christian Dreesen.
Kenner der Branche prophezeien ihm aber dennoch schon jetzt eine große Karriere. Der technisch starke und torgefährliche Tolisso hatte in der vergangenen Saison in 47 Pflichtspielen 14 Treffer für Lyon erzielt. Im März feierte er sein Debüt für die französische Nationalmannschaft gegen Spanien (0:2). Unter anderem der AC Mailand, Juventus Turin, Tottenham Hotspur und der FC Chelsea waren ebenfalls an ihm interessiert. "Wir sind sehr glücklich, dass wir diesem jun- gen und hochinteressanten Spieler trotz großer Konkurrenz aus dem Ausland für den FC Bayern gewinnen konnten", sagte Rummenigge und ergänzte: "Corentin Tolisso war der Wunschspieler von unserem Cheftrainer Carlo Ancelotti für das Mittelfeld."
Als solcher galt lange Zeit eigentlich Marco Verratti. Doch die mehr als 100 Millionen Euro Ablöse, die Paris St. Germain für den Italiener aufruft, schrecken die Münchner – im Gegensatz zum FC Barcelona – offenbar ab. Auch die 25 Millionen Euro Jahresgehalt, die der chilenische Offensivstar Alexis Sanchez vom FC Arsenal angeblich verlangt, sind die Bayern wohl nicht bereit zu zahlen. Als mögliche Alternative ist nun Außenstürmer Yannick Carrasco (23) von Atlético Madrid in den Fokus der Münchner gerückt. "Der Transfermarkt ist noch bis Ende August auf. Wir werden sicherlich nicht frühzeitig die Tür abschließen", sagte Rummenigge, "aber ich kann auch nicht garantieren, dass und was noch kommen wird." Die "Granaten", die Vereinspräsident Uli Hoeneß angekündigt hatte, verpflichten zu wollen, lassen also weiter auf sich warten.
Eine solche ist auch Tolisso, den die Bayern nach Sebastian Rudy, Niklas Süle und Serge Gnabry als vierten Neuzugang präsentierten, nicht – trotz Rekordablöse. Trotzdem: Bonjour, Rekordgranätchen! Er soll nun in der Mittelfeldzentrale die Nachfolge von Xabi Alonso antreten. Tolisso kann auch offensiver auf der Acht oder Zehn sowie als Rechtsverteidiger spielen. "Es ist ein Luxus, einen Spieler wie ihn zu haben. Egal, wo er spielt, er macht seine Sache gut", sagt sein bisheriger Coach Bruno Genesio über ihn.
Tolisso ist der vierte Franzose bei den Bayern. "Ich bin sicher, dass die Drei mir helfen werden, mich hier schnell zu integrieren", sagte er dem vereinseigenen TV-Sender über seine Landsleute: "Das wird wichtig sein." Kingsley Coman kennt er aus der U21-Auswahl. Mit Franck Ribéry habe er bisher noch keinen Kontakt. Dafür aber mit Ancelottis neuem Co-Trainer. "Ich habe mit Willy Sagnol telefoniert, bevor ich hier unterschrieben habe", verriet er. Was Sagnol ihm dabei über Bayern erzählte, behielt Tolisso für sich. Mafiageschichten dürften es jedenfalls keine gewesen sein.
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