Neuzugang aus Leipzig: Wo Laimer dem FC Bayern weiterhelfen kann

München - Es lief die 64. Minute zwischen dem FC Bayern und RB Leipzig, beim Stand von 1:0. Der Rekordmeister aus München hatte einen Eckball. Christopher Nkunku zog noch den Kürzeren im Duell mit Jamal Musiala.
Als Kingsley Coman jedoch versuchte, über Konrad Laimer zu chippen, liefen plötzlich vier Leipziger nahezu frei auf Yann Sommer zu. João Cancelo konnte das Zuspiel auf Dominik Szoboszlai noch blocken. Laimer schnappte sich jedoch den Abpraller und jagte den Ball humorlos unters Tordach.
Laimer macht den Unterschied – noch gegen den FC Bayern
Es war ein Tor wie ein Urknall. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte der FC Bayern mehr oder weniger alles unter Kontrolle und war im Begriff, Borussia Dortmund, die erst einen Tag später spielten, unter Druck zu setzen. Erst danach kippte das Spiel und die Stimmung in der Allianz Arena merklich.
RB Leipzig wurde zunehmend durchschlagskräftiger und gewann am Ende, nach zwei verwandelten Strafstößen von Nkunku und Szoboszlai, verdient mit 3:1. Es war Leipzigs erster Sieg in München und der zweite über den Rekordmeister, nach einem 2:1 im April 2018. Der Konsens war, dass der FC Bayern, vor allem mit dem Auftritt nach der Pause, den Titel endgültig verspielt hat.
Am Freitag machte der FC Bayern Laimers Wechsel offiziell. Der Österreicher unterschreibt für vier Jahre, bis 2027. Bereits direkt nach der Partie gegen die Bayern gab er gegenüber "Sport1" bekannt, dass es ihm in der Allianz Arena "ganz gut gefallen" würde.
Vor allem Ex-Bayern-Trainer Julian Nagelsmann und der später geschasste Sportvorstand Hasan Salihamidzic hatten sich für eine Verpflichtung Laimers eingesetzt. Empfangen wurde er an der Säbener Straße allerdings von Uli Hoeneß, Jan-Christian Dreesen, Karl-Heinz Rummenigge sowie Thomas Tuchel, dem neuformierten Transfer-Team beim deutschen Rekordmeister.
Heißt: Laimer muss sich noch mehr als ohnehin beweisen. Für das defensive Mittelfeld hat Tuchel mit Declan Rice einen absoluten Wunschspieler auf dem Zettel. Auch Raphaël Guerreiro, an dem der FC Bayern dran sein soll, kann Laimers Position im Mittelfeldzentrum ausfüllen. Dazu kommen Joshua Kimmich, Leon Goretzka und Ryan Gravenberch.

Zweikampfmonster Laimer stellt sogar die FC-Bayern-Mittelfeldspieler in den Schatten
Dennoch hat Laimer Qualitäten, die ihn für den FC Bayern einzigartig machen. Kimmich kommt auf 2,41 Zweikämpfe pro 90 Minuten, Goretzka auf 2,28 und Gravenberch auf 2,49. Bei den Offensiven Musiala (1,25) und Thomas Müller (1,11) sind es naturgemäß etwas weniger. Rice kann 2,17 Zweikämpfe pro 90 Minuten aufweisen – und Laimer? Der kommt auf 3,64.

Der Österreicher ist eine Pressingmaschine und scheut kein Duell. Vor allem, wenn es beim Spiel des FC Bayern in der Offensivbewegung um die Ballrückeroberung geht oder darum, durch frühe Ballgewinne selbst Konter einzuleiten, ist Laimer extrem wertvoll.
Bei den Punktverlusten in Leverkusen (1:2), in den finalen 20 Minuten bei Manchester City (0:3) oder in Mainz (1:3) fehlte genau diese Fähigkeit, durch gewonnene Zweikämpfe wieder ins Spiel zu finden.
Alternative als Rechtsverteidiger: Laimer punktet auch durch Vielseitigkeit
Wenn nicht im Mittelfeld, dann kann Laimer seine Qualitäten, aufgrund seiner Geschwindigkeit, auch auf anderen Positionen einbringen – zum Beispiel auf der rechten Außenbahn oder auch als Rechtsverteidiger. Letztere Position bekleidete der Österreicher vor allem unter Julian Nagelsmann bei RB Leipzig häufiger. Cancelo wird wohl nicht fest verpflichtet werden. Benjamin Pavard will den Verein im Sommer verlassen.
Auch Noussair Mazraoui beschwerte sich jüngst über seine Einsatzzeiten, wurde von Salihamidzic nach dem 6:0 gegen Schalke und seinem ersten Pflichtspieltor für den Rekordmeister allerdings für unverkäuflich erklärt.
Die neue Vereinsführung sieht Laimer tatsächlich als Alternative für die Rechtsverteidigerposition. Sollte die Verpflichtung von Rice gelingen, könnte dieser, auf seiner gelernten Position, als Innenverteidiger aushelfen. Etwaige Abgänge von Pavard oder Lucas Hernández ließen sich dadurch einfacher auffangen.
Laimers doppelter Chip: Neuzugang des FC Bayern überzeugt auch durch Torgefahr
Dazu fiel Laimer vor allem in der vergangenen Saison auch offensiv durch seine verzögerten Läufe in den Strafraum auf. Sowohl beim 6:1 in Fürth, als auch beim 4:1 in Dortmund traf er auf genau dieselbe Art und Weise von halbrechts per Chip über den Torhüter.
Beim 3:1 in München antizipierte er genau richtig, wohin Cancelos Klärungsaktion kommen würde und zeigte dem FC Bayern bereits, dass und vor allem wie er weiterhelfen kann.