Neuer Superstar des FC Bayern: Wo Neuzugang Olise jetzt schon besser ist als Coman und Gnabry

In Michael Olise verpflichtet der FC Bayern einen der begehrtesten Offensivspieler Europas. Statistisch hat der Franzose seinen neuen Konkurrenten beim Rekordmeister schon jetzt einiges voraus – ein großes Fragezeichen bleibt aber.
von  Bernhard Lackner
Neuer Offensivstar des FC Bayern: Michael Olise
Neuer Offensivstar des FC Bayern: Michael Olise © IMAGO / Sebastian Frej

München - Zumindest was das Wetter angeht, dürfte sich Michael Olise in München gleich heimisch gefühlt haben. Bei strömendem Regen und Temperaturen unter 15 Grad landete der in London geborene Neuzugang des FC Bayern am Sonntag am Privatflughafen Oberpfaffenhofen, um sich in der Folge dem obligatorischen Medizincheck zu unterziehen. Anschließend setzte er seine Unterschrift unter einen Vertrag bis 2029. Welcome to Munich, Michi!

In Olise verpflichten die Bayern einen der begehrtesten Offensivspieler Europas. Neben dem deutschen Rekordmeister sollen sämtliche Top-Klubs der Premier League den 22-Jährigen auf dem Wunschzettel gehabt haben. Am Ende machten die Bayern das Rennen und überweisen nun rund 55 Millionen Euro an Crystal Palace.

Er hat das Zeug zum Publikumsliebling: Wird Olise zum 55-Millionen-Schnäppchen?

Eine happige Summe, die sich gemessen an den Ablösen, die mittlerweile für Topspieler gezahlt werden, aber sogar als Schnäppchen herausstellen könnte. Denn Olise steht für offensives Spektakel und gnadenlose Effektivität vor dem Tor. Ein Spieler, für den die Fans ins Stadion gehen. Einer mit dem Zeug zum Publikumsliebling.

"Michael Olise ist ein Unterschiedsspieler, der mit seiner Spielweise großes Interesse geweckt hat. Wir wollen neue Impulse in unserer Mannschaft, neue Energie, neue Ideen – dafür stehen Spieler wie Michael Olise", schwärmt Sportvorstand Max Eberl. "Michael ist schnell, trickreich, torgefährlich und offensiv sehr variabel einsetzbar. Seine Statistiken bei Toren und Assists sind heute schon hervorragend", ergänzt Sportdirektor Christoph Freund.

Dem FC Bayern fehlten Flügelspieler, die konstant auf Top-Niveau performen

Im Kader des Rekordmeisters, der nach der enttäuschenden vergangenen Saison im Sommer einer Frischzellenkur unterzogen wird, soll Olise künftig eine Schlüsselrolle einnehmen und die offensiven Außen beleben. Seit den Abgängen der Vereinslegenden Franck Ribéry und Arjen Robben 2019 fehlen den Bayern auf den Flügeln Spieler, die konstant auf europäischem Top-Niveau performen.

Arjen Robben und Franck Ribéry prägten über ein Jahrzehnt hinweg das Offensivspiel des FC Bayern.
Arjen Robben und Franck Ribéry prägten über ein Jahrzehnt hinweg das Offensivspiel des FC Bayern. © IMAGO / MIS

Das Bestandspersonal Leroy Sané, Kingsley Coman und Serge Gnabry war in den vergangenen Jahren zu inkonstant und verletzungsanfällig. Coman und Gnabry stehen daher im Sommer zum Verkauf. Bei Sané ist die Zukunft noch unklar, sein Vertrag läuft 2025 aus. Statistisch hat Olise seinen neuen Konkurrenten – so sie denn überhaupt bleiben – bereits einiges voraus. Die AZ hat den französischen Wirbelwind mit Hilfe von Daten-Dienstleister Opa auf Herz und Nieren geprüft. 

Olise ist deutlich effektiver als Bayerns andere Flügelspieler

Die von Eberl und Freund gepriesenen Fähigkeiten schlagen sich insbesondere in den für einen Flügelspieler maßgeblichen Werten nieder. In der vergangenen Premier-League-Saison verzeichnete er pro Partie im Schnitt 0,7 Tore und 0,4 Assists. Auf 90 Minuten gesehen war er also an 1,1 Treffern direkt beteiligt – ein herausragender Wert!

Zum Vergleich: Bayerns effektivster Flügelspieler Gnabry kam im Schnitt auf 0,7 Scorerpunkte (0,6 Tore, 0,1 Assists), dahinter folgen Sané mit 0,6 (0,3/0,3) beziehungsweise Coman mit 0,4 Scorern (0,2/0,2). In Sachen Effektivität stellt Olise die anderen Bayern-Flügelspieler also klar in den Schatten.

Olise kann fast alle Offensivpositionen spielen, fühlt sich aber rechts am wohlsten

Grund dafür ist seine für einen Flügelspieler bemerkenswert zielstrebige Spielweise. Anstatt sich in Dribblings und Kabinettsstückchen zu verlieren, sucht der 22-Jährige bei jeder sich bietenden Gelegenheit konsequent den Zug zum Tor. Im Schnitt kommt er so pro Partie auf vier Abschlüsse, 1,5 davon gehen direkt auf den Kasten. Auch hier hat er klar die Oberhand gegenüber Sané (2,9 Abschlüsse, 1,1 aufs Tor), Gnabry (3,1/1,2) und Coman (2,8/0,7).

Bayerns neuer Trainer Vincent Kompany, der Olise bestens aus der Premier League kennt, darf sich nicht nur über einen extrem torgefährlichen, sondern auch auf einen variabel einsetzbaren Angreifer freuen. In der Vergangenheit hat der in London geborene Franzose fast sämtliche Positionen in der Offensive gespielt. Am wohlsten fühlt sich der 22-Jährige aber auf dem rechten Flügel, von wo er in typischer Robben-Manier in die Mitte ziehen und mit seinem starken linken Fuß abschließen kann.

Dies zeigt auch folgende Heatmap aus der vergangenen Premier-League-Saison, die Statistik-Dienstleister Opta für die AZ erstellt hat:

Klar zu erkennen: In der vergangenen Premier-League-Saison hielt sich Olise meist auf dem rechten Flügel auf.
Klar zu erkennen: In der vergangenen Premier-League-Saison hielt sich Olise meist auf dem rechten Flügel auf. © Opta

Michael Olise war in der vergangenen Saison lange verletzt

Ein Fragezeichen bleibt jedoch – und zwar das für die Bayern ohnehin leidige Thema Verletzungsanfälligkeit. Wie Coman und Gnabry, die in der abgelaufenen Saison je vier Mal verletzt waren und große Teile der Spielzeit verpassten, fiel auch Olise im vergangenen Jahr länger aus. Aufgrund einer hartnäckigen Oberschenkelverletzung stand er für Crystal Palace erst Mitte November erstmals auf dem Platz. Im Frühjahr fiel er erneut knapp zwei Monate aus – wieder wegen einer Oberschenkelverletzung. Insgesamt stand er daher nur in 19 von 38 möglichen Ligaspielen auf dem Platz.

Holen sich die Bayern also den nächsten Dauerpatienten ins Haus? Nicht zwingend! Für die Jahre davor gibt es keine Einträge in der Verletzungsakte des Offensivspielers.

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