Neuer? Jetzt erst Recht!
Fans schmähen Bayerns potenziellen Neuzugang. Nerlinger versucht, die Wogen zu glätten.
München - Eine Woche nach Ostern kommt Manuel Neuer nach München. Nein, nicht zu Vertragsverhandlungen mit dem FC Bayern. Der Torhüter muss mit dem FC Schalke noch einmal in der Allianz Arena antreten, es ist dann der drittletzte Bundesligaspieltag der Saison – seine Vorfreude dürfte sich nach den Erlebnissen vom Mittwoch in Grenzen halten.
Es ging über die Grenze des guten Geschmacks, wie derb der 24-Jährige von Teilen der Südkurven-Fans beleidigt wurde – ob nun direkt beschimpft oder auf zahlreichen Plakaten verhöhnt und verunglimpft. Neuer ließ sich zu keiner Reaktion hinreißen, weder im Spiel noch durch übertriebenen Jubel oder gar verbales Nachtreten. Ein moralischer Punktsieg.
"Das war nicht Bayern-München-like"
An der Säbener Straße gingen laut Sportdirektor Christian Nerlinger sehr viele Mails und Faxe von Anhängern ein, die jenes Verhalten einiger Fans bedauerten und sich in Online-Fanforen besorgt zeigten. Noch im Kabinentrakt hatten sich Präsident Uli Hoeneß und der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge persönlich bei Neuer entschuldigt. „Das ganze Land Bayern und auch der FC Bayern sind bekannt für seine Gastfreundschaft. Der Junge hat dem FC Bayern nichts getan”, meinte Rummenigge, und Nerlinger ergänzte: „Manuel besticht durch seine sportliche Qualität. Als Nationaltorwart erhält er wie geschehen beim Länderspiel gegen Italien im Februar sogar in Dortmund Standing Ovations. Wir müssen die Spieler mit Anstand behandeln. Ich hoffe, dass das eine einmalige Sache war. Das war nicht Bayern-München-like.”
Neuers Qualitäten würden die Bosse am liebsten ab Sommer schon im Bayern-Tor sehen. Die Frage ist nur, ob sie sich die eine Saison vor dessen Vertragsende 2012 eine zweistellige Millionenablöse kosten lassen. Das Szenario, dass sich Neuer für die Offerte von Manchester United entscheidet, will man nicht Realität werden lassen. Zugreifen ist gefordert – jetzt erst Recht.
Und wie will man Neuer Ende April vor Schmähungen schützen? „Wir können nur hoffen, dass sich die Fans besinnen”, sagte Nerlinger. Wie wäre es, in einen Dialog zu treten? „Uns bleibt nur die Hoffnung – und die stirbt zuletzt.” Nun ja, vielleicht fällt dem Sportchef bis dahin ja noch etwas Anständiges ein.