Neuer-Ersatz Sven Ulreich patzt bei 0:1-Pleite des FC Bayern in Hoffenheim
München - Wer als Torwart mal daneben langt, ist schnell der Depp. Egal, wie gut oder gar überragend er zuvor pariert, geklärt oder sonstwie überzeugt hat. Sven Ulreich weiß das. Schließlich ist er Torhüter, seit er auf dem Feld steht. Seit gut 23 Jahren, als er als Fünfjähriger das Trikot des TSV Lichtenwald überzog.
Nun ist er seit zehn Jahren Profi, spielte sieben Jahre in den Jugendauswahlmannschaften des DFB, war also nicht weit weg von den richtig Guten. Doch so ein Klops wie gegen Hoffenheim passiert Manuel Neuer und Co. eher nicht.
Der Abend ging gut los für den Manuel-Neuer-Ersatz: endlich was tun! Nicht wieder so ein Nichtstuer-Spiel wie das 6:0 zuhause gegen Augsburg. Stattdessen: hochmotivierte Hoffenheimer, die dem designierten Meister mit seinem Für-die-Champions-League-schonen-Kader nur allzu gerne ein Bein stellen wollten.
Zwei tolle Reflexe
Schon nach neun Minuten stürmte Nadiem Amiri samt Ball allein auf ihn zu, doch Ulreich parierte glänzend. Oder dieser Sensationsreflex in der 40. Minute, als Kerem Demirbay fast schon die Arme zum Jubeln oben hatte – nix da: Ulreich hat irgendwie noch den rechten Arm hochgerissen, so wie Neuer damals in Brasilien gegen Benzema. Ein Teufelskerl, dieser Ulreich!
Und der ist nur zweiter Mann? Und wie der Ulreich zweiter Mann ist! Nicht nur, dass an Neuer kein Vorbeikommen ist und der nur pausiert, wenn er den Kopf unterm Arm tragen oder zumindest an Krücken laufen muss.
Vier Spiele hat Ulreich in eineinhalb Jahren absolviert, und dass ihm Spielpraxis fehlt, war in Hoffenheim zu sehen. In Minute 21 schickte Andrej Kramaric aus 20 Metern einen Schuss Richtung Bayern-Tor, zu dessen Abwehr Ulreich abhob, mit der linken Hand übergreifen wollte, doch leider griff Ulreich ein bisschen daneben, schon lag die Kugel im Netz, und Ulreich war der Depp.
"Bisschen Pech"
"Bisschen unglücklich", meinte er, "ich weiß nicht, ob der haltbar war. Der sieht hoch aus, geht dann aber noch runter: bisschen Pech. Schade, dass ich nicht zu Null spielen konnte." Und weiter: "Manu ist auf dem Weg der Besserung: Er läuft schon wieder."
Dass Ulreich ein feiner Kerl ist, steht außer Frage. Vor der Partie besorgte er einem todkranken Jungen ein Ticket für die ausverkaufte Partie. "Da treten viele Dingen in den Hintergrund", sagte Ulreich, "für mich ist es eine Selbstverständlichkeit, in so einer Situation zu helfen. Ich habe nicht einen Moment nachgedacht."
Viel Stoff zum Nachdenken hatte dagegen Renato Sanches, der nach einer mehr als mäßigen Partie nach 72 Minuten raus musste. Aber das ist eine andere Geschichte.