Neuer, der Monaco-Manu

Der gebürtige Gelsenkirchner Manuel Neuer, laut Präsident Uli Hoeneß teuerster Bayern-Transfer aller Zeiten, arbeitet daran, in München heimisch zu werden: Lederhose, Weißbier und Wiesn inklusive.
Ein Casino? Höchstens eine Spielhölle. Eine Yachthafen? Na ja, eher ein Hinterhofparkplatz. Meereszugang natürlich Fehlanzeige, immerhin: in der Parkanlage Schloss Berge gibt es einen See. Die Rede ist von Gelsenkirchen, vom Stadtteil Buer. Für Manuel Neuer gleichbedeutend mit: Heimat. Und über Buer sagte der Nationaltorhüter einmal: „Das ist das Monaco von Gelsenkirchen.“
Erstmals kehrt der 25-Jährige als Bayern-Profi in seine Geburtsstadt zurück, zu seinem Heimatverein FC Schalke. Es war der spektakulärste, umstrittenste und teuerste Bundesliga-Transfer des Sommers: Neuer wird Bayer. Obwohl Mario Gomez 2009 für rund 30 Millionen Euro Ablöse vom VfB Stuttgart nach München geholt wurde, spricht Präsident Uli Hoeneß von Neuer als kostspieligstem Transfer. „Ribéry ist vielleicht noch von der Ablöse her vergleichbar“, sagte er der „BamS“. Für Neuer haben die Bayern rund 25 Millionen Euro Ablöse bezahlt – nicht eingerechnet sind da Sonderzahlungen bei Erreichen bestimmter Titel. Und das, obwohl man den Torhüter nach Ablauf der aktuellen Saison im Sommer 2012 ablösefrei hätte holen können.
Zur Begründung sagte Hoeneß: „Wir wollten keinen Krach mit Schalke haben. Es wäre möglich gewesen, indem wir gesagt hätten: ,Manuel, dann bekommst du eben fünf oder zehn Millionen Euro Gehalt mehr über die nächsten Jahre.’ Dann wäre es für uns immer noch deutlich billiger gewesen.“ Hoeneß befürchtete jedoch ein schwieriges, langes Abschiedsjahr für Neuer. „Was glauben Sie, was das für Manuel bedeutet hätte? Vielleicht wäre es ein Jahr Spießrutenlaufen geworden. Kein Mensch weiß, ob er das ausgehalten hätte. Und: Das Verhältnis zwischen den Vereinen ist hervorragend. Dieses Verhältnis setzt man nicht aufs Spiel, um nachher ein paar Millionen zu sparen.“
Ganz abgesehen davon, dass der klamme FC Schalke das Geld ganz gut gebrauchen konnte. Die pure Nächstenliebe in dieser Angelegenheit unterstellt Hoeneß vor allem Neuer: „Er wollte keinen Krawall haben. Manuel wollte unbedingt, dass Schalke eine Ablöse bekommt, weil er diesem Verein unheimlich viel zu verdanken hat.“ Seine Wurzeln vergisst Neuer nicht, schließlich spielte er seit der F-Jugend für den FC Schalke. Doch Neuer ist Profi. Im Sommer, als alle den bevorstehenden Wechsel noch leugnen mussten, gab er eine bemerkenswert gute Figur ab. Kein falsches Statement, keine Patzer im Spiel – zum Abschluss holte er mit seinem Herzensklub sogar noch den DFB-Pokal.
Auch in der Woche vor seiner Rückkehr blieb Neuer cool. Bescheiden nimmt er hin, dass er in den letzten Wochen beinahe arbeitslos war dank der Fokussierung auf die Abwehrarbeit durch Trainer Jupp Heynckes. Sieben Zu-Null-Spiele, vier in der Bundesliga, drei in der Champions League, eins im DFB-Pokal. 658 Minuten ohne Gegentreffer. Und Minute für Minute inniger in den Herzen der Bayern-Fans. „Es ist das Verdienst der gesamten Mannschaft", sagt Neuer, „wir arbeiten hart daran.“
Wie der Gelsenkirchener an der Annäherung an seine neue Wahlheimat. Am Montag bekommt er von einem Sponsor seine Tracht, wird anschließend in Lederhose für Werbefotos mit Weißbier posieren. Am ersten Oktoberwochenende folgt dann der obligatorische Mannschaftsausflug auf die Wiesn. Und da gilt in Käfers Wiesnschänke für einen Tag: Koa Spezi!