Neuer Chefcoach Thomas Tuchel: Die Gewinner und Verlierer der Trainer-Rochade beim FC Bayern

Julian Nagelsmann ist bei den Bayern Geschichte, Thomas Tuchel soll das Team nun in die Zukunft führen. Wer profitiert von der neuen Konstellation, wer gehört zu den Verlierern? Ein Überblick der AZ.
von  Patrick Strasser
Thomas Tuchel ist neuer Cheftrainer beim FC Bayern München.
Thomas Tuchel ist neuer Cheftrainer beim FC Bayern München. © sampics / Stefan Matzke

München - Seit Montag tuchelt's beim FC Bayern an der Säbener Straße. Der neue Cheftrainer Thomas Tuchel war zurück von seinem Kurztrip nach London. 

Erster Arbeitstag von Thomas Tuchel: Beinahe allein zu Haus 

Der 49-Jährige musste noch einige Unterlagen und persönliche Dinge holen. Obwohl er eine Wohnung in München besitzt, war London aufgrund des Jobs beim FC Chelsea bis September letzten Jahres sein Wohnsitz.

Doch an seinem ersten richtigen Arbeitstag, zuvor hatte er am Freitag in Begleitung von Sportvorstand Hasan Salihamidzic die Räumlichkeiten an der Säbener Straße besichtigt, war Tuchel beinahe allein zu Haus.

Müller, Sané und Sarr: Einsames Trio auf dem Trainingsplatz 

Die Nationalspieler kehren im Laufe dieser Woche (die Franzosen und Holländer am Dienstag, die DFB-Akteure am Mittwoch und schließlich Kanadas Alphonso Davies am Donnerstag) von den Einsätzen für ihre Heimatländer zurück.

So konnte Tuchel bei nasskaltem (Vor-)April-Wetter lediglich Thomas Müller, Leroy Sané, der die letzte Woche in Absprache mit dem Verein bei seiner Frau und seinen Kindern in London verbringen durfte, sowie Buona Sarr begrüßen. Sie trainierten individuell. Jamal Musiala (Muskelfaserriss) arbeitete im Leistungszentrum, während Eric-Maxim Choupo-Moting draußen erste Läufe nach seiner Rückenblessur machte.

Tuchel über Hit gegen Dortmund: "Die Herausforderung kann nicht höher sein"

Am Dienstag leitet Tuchel sein erstes Bayern-Training. Zunächst hat er nur einen Rumpfkader, der mit Jugendspielern aufgefüllt werden muss. Am Donnerstag will er "in Kleingruppen und am Freitag dann zusammen trainieren". Keine ideale Vorbereitung auf das Duell mit Tabellenführer Borussia Dortmund (live bei Sky und im AZ-Liveticker) – oder wie Tuchel sagt: "Die Herausforderung kann nicht höher sein."

Tuchel und seine neue Kabine: "Es werden jetzt auch nicht alle Spieler super-happy sein"

Der deutsche Clásico hat "jetzt eine ganz neue Brisanz bekommen durch unseren Rückstand in der Tabelle und den außergewöhnlichen Ergebnislauf des BVB." Vorher gilt es für Tuchel in der Kürze der Zeit, zu seinen neuen Spielern "einen Draht zu finden und sich zu spüren", wie er angekündigt hat.

Kritiker des Rauswurfs von Nagelsmann bei den Bayern: Die Nationalspieler Joshua Kimmich (l.) und Leon Goretzka.
Kritiker des Rauswurfs von Nagelsmann bei den Bayern: Die Nationalspieler Joshua Kimmich (l.) und Leon Goretzka. © GES/Helge Prang

Natürlich möchte der Neue reinhorchen in die Seele von Joshua Kimmich ("Wenig Liebe, wenig Herz") und Leon Goretzka, die bei der Nationalelf ihr Bedauern über das plötzliche Aus von Julian Nagelsmann mehr als deutlich geäußert hatten.

Wie kann Tuchel das Mittelfeld-Duo, das verneint hatte, Nagelsmann habe die Kabine verloren, sofort auf seine Seite bringen? "Es werden jetzt auch nicht alle Spieler super-happy sein. Das ist ganz normal", sagte Tuchel am Samstag. 

Dem erfahrenen Coach ist klar, dass es nach jedem Trainerwechsel glückliche und traurige Gesichter gibt, Profiteure und Leidtragende. Die AZ zeigt sie auf...

Tuchel statt Nagelsmann: Die Gewinner

Mittelstürmer Eric Maxim Choupo-Moting, bis zu seiner Verletzung unter Nagelsmann gesetzt, arbeitet nach den Stationen in Mainz und bei Paris Saint-Germain zum dritten Mal unter Tuchel – das schafft Nähe und Vertrauen.

Arbeitet nach Mainz und Paris jetzt zum dritten Mal mit Trainer Thomas Tuchel zusammen: Eric Maxim Choupo-Moting.
Arbeitet nach Mainz und Paris jetzt zum dritten Mal mit Trainer Thomas Tuchel zusammen: Eric Maxim Choupo-Moting. © picture alliance/dpa

Die Flügelstürmer Serge Gnabry und Leroy Sané, beide zuletzt häufig nur noch Joker, fangen wieder bei null an. Für João Cancelo, Leihgabe von Manchester City bis Saisonende, soll Tuchel eine klare Position finden.

Neustart: João Cancelo (l.) und Leroy Sané.
Neustart: João Cancelo (l.) und Leroy Sané. © sampics / Stefan Matzke

Auch dem seit seinem Comeback schwach agierenden Angreifer Sadio Mané könnte ein anderer Impuls durch einen neuen Trainer guttun. Die jüngeren Profis, die unter Nagelsmann zu wenig Spielzeit bekamen (Ryan Gravenberch, Mathys Tel), erhoffen sich nun mehr Aufmerksamkeit und Chancen. Sie müssen sich jedoch anbieten.

Tuchel statt Nagelsmann: Die Verlierer

Hier sind vor allem die Profis zu nennen, die dem Ex-Coach etwas zu verdanken haben, weil sie besonders gefördert wurden und viel Spielzeit erhielten wie etwa die Verteidiger Josip Stanisic oder Dayot Upamecano. Letzterer hat schon in Leipzig unter Nagelsmann gearbeitet, insgesamt knapp vier Spielzeiten.

Schon bei RB Leipzig spielte er unter Nagelsmann: Dayot Upamecano.
Schon bei RB Leipzig spielte er unter Nagelsmann: Dayot Upamecano. © Federico Gambarini/dpa

Neben Upamecano schrieben auch Benjamin Pavard und Matthijs de Ligt auf ihren sozialen Kanälen warme Abschiedsworte an Nagelsmann. Die Franzosen im Kader schmerzt besonders der Verlust einer weiteren Bezugsperson im Trainierteam: Nagelsmanns Assistent Dino Toppmöller, des Französischen fließend mächtig, half oft als Übersetzer, war geduldiger Zuhörer.

Aufsteiger unter Nagelsmann: Josip Stanisic.
Aufsteiger unter Nagelsmann: Josip Stanisic. © GES/Helge Prang

Dass Kimmich und Goretzka, sportlich unumstritten, zu den Verlierern gehören, ist kaum vorstellbar. Es liegt jedoch an Tuchel, ihr Vertrauen schnellstmöglich zu gewinnen.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.