Neuer begeistert, Rensing triumphiert

Ex-Bayer Rensing genießt den Triumph, Beckenbauer lobt den - vielleicht zukünftigen - Bayer Neuer. Kraft macht dagegen in Köln nicht die glücklichste Figur.
von  Abendzeitung
In Köln musste Thomas Kraft seine erste Niederlage mit dem FC Bayern hinnehmen.
In Köln musste Thomas Kraft seine erste Niederlage mit dem FC Bayern hinnehmen. © dpa

Ex-Bayer Rensing genießt den Triumph, Beckenbauer lobt den - vielleicht zukünftigen - Bayer Neuer. Kraft macht dagegen in Köln nicht die glücklichste Figur.

KÖLN Michael Rensing hatte sich im Griff. Zunächst. Schlusspfiff, keine Faust, kein Stoßgebet. Und selbst im Triumph dachte er an seine Ex-Freunde, die Bayern-Fans. Rensing hatte im Kölner Dress den Verein seines Herzens besiegt. Er applaudierte den konsternierten Bayern-Anhängern und bekam das Echo. Sie feierten einen, der ihnen gerade weh getan hatte.

Erst später gab der 26-Jährige zu, wie sehr ihn dieser Sieg über den Ex-Arbeitgeber, bei dem er zwei Mal von Trainer Louis van Gaal als Nummer eins abgesetzt worden war, geschmeckt hat. Im ZDF meinte Rensing, der nach Spielende die Bayern-Kabine besuchte: „Es war komisch, gegen meine Jungs zu spielen, ungewöhnlich, lustig.“ Rückfrage: Auch ganz persönlich eine Genugtuung? „Ja.“ Man sah es in seinen Augen blitzen.

Thomas Kraft, der Mann, der nun Rensings Traumjob hat, war bedient. Er wollte nicht sprechen, musste die erste Liga-Niederlage seiner jungen Profi-Karriere (vier Partien) verdauen. Es war nicht sein Spiel. Beim 1:2 durch Clemens sah er unglücklich aus, bei den weiteren Toren fehlten ihm Glück oder auch der Torhüter-Instinkt. Ein 2:3 zum Lernen. Die Angst der Gegner vor einem heraus stürmenden Kraft muss er sich noch erarbeiten.

Oder ein paar Szenen von Manuel Neuer anschauen. Der Nationaltorhüter hat am Freitag ein Bewerbungsspiel abgeliefert beim 0:0 seiner Schalker in Dortmund. Den Bayern-Bossen im Hotel in Köln muss es heiß und kalt geworden sein. Kann man auf solch einen Mann verzichten? Wegen Kraft? Franz Beckenbauer lobte Neuer bei „sky“: „Wieder mal Weltklasse. Ohne ihn hätten die Schalker in dieser Saison schon 15 bis 20 Tore mehr kassiert.“ Bundestrainer Joachim Löw sagte: „Das war ein Derby Neuer gegen den BVB.“

48 Ballkontakte, riesige Paraden, ohne Furcht, Respekt einflößend. „Ich bin 1,93 Meter groß und versuche, jeden Zentimeter und jedes Kilo reinzuwerfen.“ Weiterbildung hatte er zuletzt am TV betrieben. „Zum Glück habe ich die Handball-WM verfolgt und mir einiges abgeschaut“, sagte der 24-Jährige, „ich habe den Ball mit der Brust geblockt, das war ein schöner Körpertreffer.“ So wehrte er Lewandowskis Schuss rund 30 Meter vor dem Tor völlig legal ab. Entschlossen, unerschrocken, wie zu Oliver Kahns besten Zeiten. Zwischendrin gab’s sogar einen titanenhaften Anpfiff für die Mitspieler.

Am Mittwoch spielt er wieder in Dortmund – im DFB-Dress. Die Bayern-Bosse werden genau hinschauen.

Patrick Strasser

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