Neue Rolle für Kapitän: Lahm, der Mr. Überall

München - Samstag, 15.30 Uhr, da darf auch Julian Lahm mit ins Stadion. Mama Claudia kümmerte sich um Lahm junior, 13 Monate alt, der auf der Tribüne zum meistbestaunten Besucher des Hannover-Spiels wurde. Unten auf seinem Arbeitsplatz Rasen mühte sich Papa Lahm, diesmal fachfremd eingesetzt. Als Sechser aus der Not.
Weil Bastian Schweinsteiger überraschend doch ausfiel und auf der Bank Platz nahm nach seiner Sprunggelenksverletzung und Thiago, Martínez, Höjbjerg (alle verletzt) sowie Gustavo, Tymoshchuk und Can (alle verkauft) fehlten, musste sich der Kapitän im zentralen defensiven Mittelfeld allein der Wucht der Hannover-Angriffe stellen. Kein einfacher Job für den Rechts-wie-Linksverteidiger, aber er dachte sich gut rein. „Es ist wieder was anderes, aber für mich kein Problem. Ich spiele gerne im Mittelfeld”, sagte Lahm nach dem glanzlosen, aber gegentorfreien 2:0. Er wusste, dass ihm einige Abspiele misslungen waren. „Man muss die Rolle verstehen, das dauert. Ich weiß auch, dass ich es besser spielen kann.” Gefragt von einem TV-Reporter, ob man ihn auf der Sechser-Position als halben Azubi bezeichnen könne, vertieften sich die Falten auf Lahms Stirn. „Ich bin zehn Jahre Profi”, entgegnete er entrüstet und stellte in Sachen Lehrplan von Pep Guardiola klar: „Ich mache doch nicht die Ohren zu, wenn es in Besprechungen ums defensive Mittelfeld geht.”
Ob Lahm am Dienstag zum Auftakt der Gruppenphase gegen ZSKA Moskau (20.45 Uhr, Sky live) wieder nach rechts hinten versetzt wird, ist offen. Es hängt an Schweinsteigers Fitness und der Frage, wann ihm Guardiola ein Comeback zutraut. Falls nicht, hat er ja Mr. Überall, den Guardiola sogar über Barcelonas Superstar Lionel Messi stellt: „Philipp ist für mich der intelligenteste Spieler, den ich je in meiner Karriere trainiert habe. Ich bin froh, hier zu sein, nur weil ich ihn trainieren darf.” Davon kann Lahm später mal seinen Enkeln erzählen.