Neue Biographie über Ex-Trainer des FC Bayern Pep Guardiola von Marti Perarnau
München - Drei Jahre lang war Pep Guardiola als Trainer beim FC Bayern tätig. Drei Mal wurde der 46-Jährige Deutscher Meister, zwei Mal gab es sogar das Double mit dem DFB-Pokal – für den Gewinn der Champions League hat es allerdings nicht gereicht. Guardiolas Zeit in München wurde kurz vor seinem Weggang zu Manchester City als "unvollendet" bezeichnet – wenige Wochen später heuerte er bei den "Sky Blues" an. Marti Perarnau, Autor und enger Pep-Vertrauter, schreibt in seinem neuen Buch über die drei Münchner Jahre von Guardiola – der passende Titel: "Pep Guardiola – Das Deutschland-Tagebuch". Die "BILD am Sonntag" veröffentlichte vorab einige Auszüge aus dem Buch, welches am Mittwoch (9. November) erscheint.
Pep "zermaterte sich den Kopf über Götze"
So geht es natürlich auch um die Personalie Mario Götze. Kaum ein anderer Bayern-Spieler hat im letzten Jahr für so viel Gesprächsstoff gesorgt, wie der 24-Jährige. 2013 wechselte er vom Liga-Rivalen aus Dortmund an die Isar, trotz allem konnte er sein enormes Potential unter Guardiola nie wirklich entfalten. Vor allem gegen Ende seiner Zeit in München war für Götze meist nur der Platz auf der Bank vorgesehen – Guardiola spielte in einem System, das Götzes angestammte Position im offensiven Mittelfeld nicht vorgesehen hat. Man hatte das Gefühl, dass der 24-Jährige unter Guardiola nie eine wirkliche Chance bekommen hat. Spielte Götze, dann überzeugte er allerdings selten – mit der Zeit bekam der WM-Finaltorschütze den Stempel "Fehleinkauf" aufgedrückt.
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"Liebesbeziehung" zwischen Pep Guardiola und Bayernspielern
Wie Perarnau in seinem Buch schreibt, soll zwischen Guardiola und Götze alles jedoch ganz anders verlaufen sein. So wollte der Trainer unbedingt, dass Götze in München zum absoluten Leistungsträger und Topstar wird. "Er zermarterte sich das Hirn darüber, wie er Götze die außergewöhnliche Leistung entlocken konnte, zu der er fähig war, die er aber seit seinem Weggang aus Dortmund selten gezeigt hatte: Keinem anderen Spieler hat er so viel Zeit gewidmet wie ihm", schreibt der 61-Jährige.
Auch über eine Liebesbeziehung wird im "Deutschland-Tagebuch" geschrieben – und zwar zwischen den Bayernspielern und dem Trainer. "Weil Lahm und Neuer immer zu ihm hielten und er im Gegenzug sich immer schützend vor das schwächste Mitglied der Gruppe stellte, entstand zwischen den Bayernspielern und Guardiola eine wahre Liebesbeziehung", schreibt Perarnau.
Doch natürlich war unter der Ära Guardiola auch nicht alles perfekt beim FC Bayern. Einige Spieler mussten unter anderem auch wegen des Spaniers ihre Sachen packen und sich einen anderen Verein suchen. Bestes Beispiel: Stürmer Mario Mandzukic – mittlerweile beim italienischen Meister Juventus Turin unter Vertrag. "Es war also alles Friede, Freude, Eierkuchen? Gewiss nicht! Pep schickte Mandzukic in die Wüste, mit dem er in den Krieg gezogen wäre, mit dem er sich fußballerisch aber nicht verstand."
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Auch mit Lieblingsschüler Thiago haperte es das ein oder andere Mal. Unvergessen bleibt Guardiolas Pressekonferenz-Aussage: "Thiago oder nix!", hieß es damals. Peps Wunsch wurde erfüllt, er bekam seinen Spieler, mit dem er schon beim FC Barcelona zusammenarbeitete. "Er forderte von Thiago mehr als von irgendjemandem sonst, als wäre er sein eigener Sohn." Besonders brisant war auch die Personalie Bastian Schweinsteiger. Das Bayern-Urgestein wechselte nach insgesamt 17 Münchner Jahren in der Saison 2015/16 zu Manchester United – unter Guardiola merkte man schnell: Zwischen dem Spanier und dem Mittelfeldspieler passte es nicht wirklich. Das schreibt auch Perarnau in seinem Buch: "Er versuchte Schweinsteiger in ein Spielsystem zu pressen, in dem dieser sich nicht wohlfühlte." Schweinsteiger wechselte also auf die Insel, unter José Mourinho landete der Weltmeister auf dem Abstellgleis.
Die Bayern-Tradition wurde zur Last
Nach drei Jahren war dann Schluss – Guardiola wechselte auf die Insel zu Manchester City. Perarnau spekuliert nur, weshalb Pep nicht in München blieb. Seiner Meinung nach waren für Guardiola nicht das Geld oder die langfährigen Freunde bei City entscheidend gewesen, vielmehr wollte er sich vom System des Traditionsvereins abwenden. Zu viele Dinge in der Führung des Vereins haben sich festgefahren, waren nicht mehr zu verändern – ein Graus für einen Trainertyp wie Guardiola. Die Tradition des FC Bayern sei für Pep irgendwann eine Last geworden, spekuliert Perarnau.