Neu-Schalker Badstuber: Glück auf?!

Am Samstag kehrt Holger Badstuber erstmals als Gegner des FC Bayern in die Allianz Arena zurück. Doch auch beim FC Schalke 04 sitzt der Verteidiger auf der Bank. "Der Wechsel macht für keine Partei Sinn", sagt Marcel Reif.
von  Maximilian Koch
Bankdrücker auf Schalke: Holger Badstuber.
Bankdrücker auf Schalke: Holger Badstuber. © dpa

München - Sein erster Ausflug unter Tage hatte bei Holger Badstuber Eindruck hinterlassen. "Das war sicherlich gut", sagte der Verteidiger des FC Schalke 04. Seine Augen: leuchtend, weit aufgerissen. "Das hier ist ja die Wurzel des Vereins und der Gegend."

Badstubers Gesicht war mit Ruß bedeckt, sein ursprünglich weißer Arbeiteranzug und der Helm samt Lampe ebenso, als er mit seinen Kollegen von der Grubenfahrt in der Bottroper Zeche Prosper-Haniel zurückkam. Badstuber, der Kumpel. Den Ruhrpott kennenlernen, die Schalker Malocher-Mentalität, 1000 Meter unter der Erde die Motivation finden für einen neuen Angriff ganz nach oben: Darum ging es für Badstuber an diesem Tag.

Zwei Wochen später muss man festhalten, dass von dieser Aufbruchstimmung wenig übriggeblieben ist. Glück auf? Für Badstuber gilt der Schalker Spruch bislang noch nicht.

Lesen Sie hier:

"Ich bin topfit und guter Dinge", hatte der 27-Jährige nach seinem Winterwechsel vom FC Bayern zu den Schalkern gesagt. Bis Saisonende ist er ausgeliehen. "Ich will ein neuer Badstuber werden", erklärte er weiter.

Schaut man auf seine Einsatzzeit, ist Badstuber aber noch immer der Alte. Keine einzige Sekunde hat er in den beiden Bundesliga-Spielen in diesem Jahr gespielt, wie bei den Bayern sitzt Badstuber auf der Bank. Wohl auch am Samstag (15.30 Uhr/Sky und im AZ-Liveticker), wenn er mit Schalke in die Allianz Arena zurückkehrt.

Woran liegt es, dass es für Badstuber auch bei Schalke nicht läuft, wie gewünscht? "Niemand ist mit ihm unzufrieden, er trainiert gut und ist bereit", sagte Schalkes Manager Christian Heidel in der Sport Bild und benannte zugleich das Problem: "Wir haben eine eingespielte Innenverteidigung, die seit dem 6. Spieltag gut steht und von da an die wenigsten Gegentreffer der Liga zugelassen hat." Nur zehn insgesamt.

Reif: "Ich kann den Wechsel nicht begreifen"

Weltmeister Benedikt Höwedes und Matija Nastasic, die zuletzt angeschlagen waren, sind in der Schalker Dreierkette gesetzt, genauso wie Naldo. Badstuber ist aktuell die Nummer vier. Das kennt er aus seiner Zeit bei den Bayern, als er nach langer Verletzungspause nicht an Jérôme Boateng, Mats Hummels und Javi Martínez vorbeikam. Und sich deshalb für den Wechsel zu Schalke entschied, um Spielpraxis zu sammeln.

So die Theorie. Die Realität sieht anders aus. "Ich kann den Wechsel nicht begreifen", erklärte deshalb Ex-Kommentator und Sport1-Experte Marcel Reif im Gespräch mit der AZ: "Für keine der beteiligten Parteien macht er Sinn - jedenfalls noch nicht und nicht so."

Lesen Sie hier: Das sagt Lucas Scholl über seinen Abschied

Badstuber bekomme nicht die erhoffte Spielpraxis, Schalke könne es defensiv offenbar doch anders lösen, so Reif: "Und den Bayern fehlt ein gelernter Innenverteidiger, wenn Hummels oder Martínez ausfallen." Abwehrboss Boateng fällt nach seiner Schulter-OP wohl noch bis März aus, die Alternativen David Alaba und Joshua Kimmich wurden auf anderen Positionen ausgebildet.

Bei den Bayern war Badstuber in der Hinrunde lediglich 127 Minuten zum Einsatz gekommen, obwohl Trainer Carlo Ancelotti die Qualitäten des Innenverteidigers grundsätzlich schätzt. Doch das Vertrauen in den Körper des ewigen Patienten (u.a. Kreuzbandriss, Sehnenriss, Muskelriss, Sprunggelenksbruch) war offenbar nicht groß genug. Sonst hätte man Badstuber trotz des Engpasses in der Abwehr nicht freiwillig abgegeben.

Heidel: "Zeit für Badstuber wird kommen"

"Ich hoffe, dass er viele gute Spiele bei Schalke macht", sagte Thomas Müller im Trainingslager in Doha über Badstuber. "Wir sehen uns ja dann zeitnah wieder in München." Kommt es tatsächlich dazu? Die Bayern haben den Vertrag mit Badstuber zwar bis 2018 verlängert, doch ohne Spielpraxis kann sich der Abwehrmann natürlich nicht empfehlen.

"Die Zeit für Holger Badstuber wird kommen", meinte Heidel: "Wir haben bis zum Saisonende noch mindestens 20 Pflichtspiele."

Die nächste Partie aber wird Badstuber wohl von der Bank aus anschauen. Ausgerechnet bei seiner Rückkehr.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.