Netzer-Nachfolger: Scholl verlässt den FC Bayern

Fast zwei Jahrzehnte lang wirkte er beim FC Bayern München. Zum Saisonende wird Mehmet Scholl den Rekordmeister verlassen. Er will sich vorerst ganz auf seine Tätigkeit als ARD-Fußballexperte konzentrieren.
von  Abendzeitung

MÜNCHEN - Fast zwei Jahrzehnte lang wirkte er beim FC Bayern München. Zum Saisonende wird Mehmet Scholl den Rekordmeister verlassen. Er will sich vorerst ganz auf seine Tätigkeit als ARD-Fußballexperte konzentrieren.

Mehmet Scholl will dabei allerdings nicht als Kopie seines langjährigen Vorgängers Günter Netzer auftreten. „Bitte, bitte nicht vergleichen. Netzer ist einmalig. Ich finde ihn großartig“, sagte der 39-Jährige in einem Interview dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“. Sein Ziel sei es, nach der WM in Südafrika vor allem „authentisch“ an der Seite von Moderator Gerhard Delling zu agieren. „Ich werde nicht mit der verbalen Blutgrätsche rumfliegen, ich glaube auch nicht, dass die Leute das wollen.“

Wegen seiner TV-Tätigkeit habe Scholl um die Auflösung seines Zweijahresvertrages als Trainer der Drittliga-Mannschaft des FC Bayern gebeten, hatte Sportdirektor Christian Nerlinger dem „Münchner Merkur“ (Samstag-Ausgabe) mitgeteilt. „Es war sein Wunsch“, sagte Nerlinger.

„Da ist kein böses Blut dabei, er hat bei der zweiten Mannschaft hervorragend gearbeitet und dem Team eine Handschrift verpasst, aber er hat Verpflichtungen beim Fernsehen, die nächsten zwei Jahre ist er verplant.“ Von Sommer an soll Hermann Gerland wieder die zweite Mannschaft des Rekordmeisters betreuen.

Die Wandlung zum schweigsamen Kult-Kicker

Nach 392 Bundesliga-Spielen hatte Scholl, den Uli Hoeneß einmal als „Spargeltarzan“ bezeichnete, im Mai 2007 seine erfolgreiche Profi-Karriere beendet. Einst extrovertiertes Teenie-Idol wandelte er sich in München zum schweigsamen Kult-Kicker – mit Erfolg: Unter anderem acht Meistertitel und sogar der Sieg in der Champions League (2001) stehen für den früheren Karlsruher zu Buche. Als seinen größten Coup beim FC Bayern bezeichnete es Scholl aber einmal, „in diesem Zirkus Fußball zu spielen und nicht im Haifisch-Becken gefressen zu werden“.

Seinem unkonventionellen Stil will Scholl nun auch als Nachfolger von Netzer treu bleiben. „Eine Krawatte werden Sie bei mir nie sehen“, erklärte der Ex-Nationalspieler. „Das ist das hässlichste Kleidungsstück, das es für einen Mann überhaupt geben kann. Sage mir doch mal irgendjemand, wozu das gut sein soll. Die ARD weiß, dass es nicht passt, wenn sie mich dahinstellt wie einen Kasperl.“ (dpa)

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