Nerlinger: Kein Winter-Einkauf - „Saubere Lösung“ mit Ribéry
DUBAI - Bundesliga-Krösus Bayern München wird im Winter nicht mehr mit Millionensummen auf Einkaufstour gehen, sondern mit dem stark abgespeckten Kader die Jagd nach drei Titeln aufnehmen.
„Zukäufe kann ich zu hundert Prozent ausschließen“, verkündete Sportdirektor Christian Nerlinger am Donnerstag in Dubai. Auch weitere Spieler-Abgänge seien nach der Ausleihe von Weltmeister Luca Toni (AS Rom), Breno und Andreas Ottl (beide 1. FC Nürnberg) sowie dem Transfer von Alexander Baumjohann zum FC Schalke nicht geplant. „Ich denke, es wird nichts mehr passieren“, bemerkte Nerlinger hinsichtlich weiterer Edelreservisten wie Christian Lell und Andreas Görlitz. „Wir haben einen ausgewogenen Kader“, meinte Nerlinger.
Erfreut registrierte der Hoeneß-Nachfolger im Trainingslager die Ankündigung von Top-Star Franck Ribéry, seine Zukunft noch vor der Weltmeisterschaft im Juni in Südafrika klären zu wollen. Der 26 Jahre alte Franzose hatte am Mittwoch zudem im Gegensatz zu seinem Berater auch eine Vertragsverlängerung beim Rekordmeister über 2011 hinaus nicht ausgeschlossen. „Ich entscheide! Natürlich haben die Bayern alle Chancen, mich zu halten“, versicherte Ribéry: „Es ist ein großer Club. Ich fühle mich hier wohl.“
„Das war mal eine klare Ansage von Franck, die bringt auch Ruhe rein“, kommentierte Nerlinger und kündigte vor den spätestens im Frühjahr geplanten Verhandlungen an: „Wir werden eine saubere Lösung mit ihm finden.“ Es gebe „mehrere Möglichkeiten“, sagte Nerlinger vage. Zwei Optionen werden favorisiert: Entweder Ribéry wechselt im Sommer vorzeitig für eine Ablöse von 40 oder 50 Millionen zu Real Madrid oder einem anderen europäischen Top-Club. Oder er verlängert seinen Vertrag vorzeitig in München. „Man wird sehen, was möglich ist - und wenn nicht, dann halt nicht“, sagte Nerlinger. Man wolle aber unbedingt eine Lösung „ohne Polemik“ herbeiführen: „Ich bin sicher, dass beide Parteien dann damit leben können“, bemerkte Nerlinger.
Vor den konkreten Gesprächen soll Ribéry aber erst einmal wieder richtig fit werden. „Er ist durch eine ganz schwere Phase seiner Karriere gegangen mit einer hartnäckigen Patellasehnen-Entzündung. Bei der aktuellen Zehenproblematik bin ich ganz gelassen. Er wird in ein, zwei Tagen wieder im Mannschaftstraining sein und dann werden wir alle wieder viel Freude mit Franck haben“, meinte Nerlinger.
Der wegen der Geburt seines zweiten Sohnes namens Quirin erst mit Verspätung ins Trainingslager angereiste Sportdirektor sieht das auf 21 Profis reduzierte Team gemeinsam mit Trainer Louis van Gaal inzwischen auf einem sehr guten Weg. „Ich sehe eine Verbesserung in allen Bereichen.“ Die Siegesserie vor der Winterpause habe „eine Entkrampfung gebracht und blendende Voraussetzungen“ geschaffen. Nerlinger fordert als Saison-Ausbeute mindestens einen Titel: „Für mich ist es eine erfolgreiche Saison, wenn wir die deutsche Meisterschaft gewinnen. 17 Bundesliga-Vereine würden jetzt im Winter eine Garantie für Platz zwei unterschreiben, wir sicherlich nicht.“
Das „Spieler-Trainer-Verhältnis“ hält Nerlinger nach dem sehr schwierigen Anpassungsprozess inzwischen für „absolut intakt“. Auch Kapitän Mark van Bommel glaubt, dass die Arbeit und das Spielkonzept des Trainers immer besser greifen, wie auch in Dubai zu beobachten sei. „Anfang der Saison kam der Fußball wie beim 4:1 gegen Juventus Turin oder dem 5:1 in Bochum nur noch nicht heraus“, meinte der Kapitän. „Hier wird gut gearbeitet, seriös und mit Spaß.“
Am Ende zählten aber nur Ergebnisse. „Wir müssen Pokale gewinnen, daran werden wir gemessen“, erklärte van Bommel, dessen Vertrag am Saisonende ausläuft, der aber gerne verlängern würde: „Ich habe noch nicht mit dem Verein gesprochen.“ Der bald 33-Jährige hält sogar den ganz großen Wurf in der Champions League schon in dieser Saison für möglich. Man habe zwar nicht so viel Qualität wie Titelverteidiger FC Barcelona oder Real Madrid mit seinen neuen Superstars Cristiano Ronaldo und Káka: „Aber das sind keine Außerirdischen. Wir sind nicht so gut besetzt, aber wir können sie schlagen, nicht von den Einzelspielern, sondern als Mannschaft. Wir können jeden schlagen.“
dpa