Nagelsmanns Jugendförderung: So stehen die Chancen der Talente des FC Bayern

München – Im Münchner Dauerregen bei unangenehmen elf Grad Außentemperatur gab es für Trainer Julian Nagelsmann und sein Team am Dienstag zumindest einen erwärmenden Moment: Als die alten und neuen deutschen Meister auf den Trainingsplatz kamen, standen Jugend- und Amateurspieler Spalier, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter öffneten ihre Fenster an der Geschäftsstelle und applaudierten: Der FC Bayern feiert seine Seriensieger!
Nagelsmann bedankte sich artig per Megafon-Ansprache - und dachte schon an die Zukunft: "Nächstes Jahr wird besser, versprochen!", rief er den Angestellten zu.
Muss es auch, das weiß der Coach. Ein Titel ist schließlich auf Dauer zu wenig, wie Uli Hoeneß einst festlegte. Vor allem dann, wenn das Aus im Pokal und in der Champions League auf so enttäuschende Art und Weise erfolgt wie in dieser Saison. Und viel zu früh.
FC Bayern: Grundlagen für die kommende Saison werden bereits gelegt
Daher werden schon jetzt die Grundlagen für die Spielzeit 2022/23 gelegt, drei Bundesliga-Partien bei Mainz 05 (Samstag, 15.30 Uhr, Sky und im AZ-Liveticker), zuhause gegen den VfB Stuttgart (8. Mai, 17.30 Uhr, inklusive Meisterschalen-Übergabe) und in Wolfsburg (14. Mai, 15.30 Uhr) stehen noch an.
Nagelsmann will diese Partien nutzen, um einige Jungstars zu testen. "Wir werden ein bisschen wechseln und dem einen oder anderen Nachwuchsspieler mehr Chancen geben", sagte der Coach: "Sie können mehr Minuten spielen auf höchstem Level, ohne Druck." Die AZ erklärt, welche Nachwuchskräfte sich nun zeigen dürfen.
Malik Tillman wird wohl verliehen
Gabriel Vidovic (18): Der kroatische Juniorennationalspieler pendelt zwischen Profi- und Amateurmannschaft, es geht nämlich noch um den Aufstieg in die 3. Liga. Acht Punkte liegt Bayern II aktuell hinter Bayreuth, hat aber noch ein Nachholspiel. Daher ist offen, ob Nagelsmann Vidovic einsetzen wird, zu wichtig ist der Angreifer für die Amateure (18 Tore und neun Vorlagen in dieser Saison). Generell ist Nagelsmann von Vidovics Qualitäten angetan, in der kommenden Spielzeit soll er noch häufiger Chancen erhalten. Klarer Beweis des Bayern-Vertrauens: Vidovic wurde mit einem Profivertrag bis 2025 ausgestattet.
Malik Tillman (19): Weil Thomas Müller, Robert Lewandowski (beide Erkältung) und Kingsley Coman (Knöchelprobleme) im Dienstagstraining fehlten, werden in der Bayern-Offensive fürs Spiel in Mainz womöglich Plätze frei. Tillman (sieben Einsätze in dieser Saison, ein Tor) könnte Nutznießer sein. Aufgrund der Konkurrenz im Angriff sind seine Perspektiven allerdings mäßig. Tillman wird wohl verliehen.
Tanguy Nianzou mit Chancen auf einen Stammplatz
Paul Wanner (16): Um Bayerns Wunderkind ist es zuletzt etwas stiller geworden, im Training mischt der jüngste Münchner Bundesliga-Spieler der Historie (inzwischen vier Einsätze) aber weiter munter mit. Nagelsmann traut Wanner eine große Karriere zu.
Tanguy Nianzou (19): Der Franzose hat sich stabilisiert, er ist nun eine vollwertige Alternative zu Dayot Upamecano, der am Dienstag geschont wurde. Das ist umso wichtiger, da Niklas Süle Bayern im Sommer Richtung Dortmund verlässt. Nianzou hat nächste Saison sogar Stammplatzchancen.
Josip Stanisic (22): Nagelsmann schätzt den lange verletzten Rechtsverteidiger, der nach AZ-Informationen um seinen Platz bei Bayern kämpfen will. Eine Leihe ist aktuell keine Option. Mit Ajax-Profi Noussair Mazraoui kommt aber starke Konkurrenz. Dennoch: Stanisic, der sich wie Jamal Musiala (19) längst etabliert hat, hat weiter gute Aussichten auf Einsatzzeit.