Kommentar

Nagelsmanns Achterbahn-Fußball hat zu starke Fliehkräfte

Der Bayern-Reporter der AZ über den Auftritt in Bochum.
von  Patrick Strasser

Satte 70 Tore haben die Bayern in 22 Saisonspielen erzielt. Macht knapp 3,2 pro Partie. Hochgerechnet wären das nach 34 Spieltagen 108 Treffer und ein neuer, eindrucksvoller Allzeit-Rekord der Bundesliga, zu dem Weltfußballer Robert Lewandowski (mit den beiden Bochum-Buden sind es schon 26) erneut über 40 Tore beitragen wird. Ü100 Tore - ein Ziel, auf das Julian Nagelsmann schielt. Es würden ihm einen Platz im dicken Geschichtsbuch aller Bayern-Trainer sichern.

Viele Offensivspieler gehören zu Nagelsmanns Taktik

Mit Starkstromfußball, immer am Anschlag. Die Bayern begeistern mit Kantersiegen, zeigen Torhunger. Nagelsmann lässt voller Stolz bis zu sechs Offensivspieler angreifen, wollte zuletzt keinen seiner "Auftragskiller in Sachen Tore" um Thomas Müller, Leroy Sané, Kingsley Coman, Serge Gnabry & Co. zugunsten von Defensiv-Spielern "opfern", wie er es nannte.

Respekt - vor so viel Risikobereitschaft und Mut. Doch der Schuss ging schon einige Male nach hinten los. Das 0:5 bei Mönchengladbach im DFB-Pokal, nun das 2:4 bei Aufsteiger Bochum. 25 Gegentreffer nach 22 Partien ist ebenfalls nicht Bayern-like. Zur Erinnerung: In der Saison 2015/16 musste Bayern unter Dominanz-Verfechter Pep Guardiola nur 17 Gegentore hinnehmen.

Die Balance, ein Lieblingswort von Jupp Heynckes, stimmt aktuell nicht. Denn kompakt (Copyright Ottmar Hitzfeld) stehen die Münchner schon lange nicht mehr. Nagelsmanns Achterbahn-Fußball hat zu starke Fliehkräfte. Hinter der nächsten Kurve lauern übrigens die kecken Salzburger.

Mehr Verschlossenheit in der Defensive könnte helfen

Der 34-Jährige ist in seiner erfrischenden Offenheit ein Gewinn für die Bayern, der Unterhaltungswert der Spiele so hoch wie der seiner Pressekonferenzen. Natürlich sollte ein Trainer heutzutage nicht verschlossen und unzugänglich sein, aber für seine Defensiv-Formation wären diese Eigenschaften recht lohnenswert.

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