Nagelsmann zurück: Bayerns K.o.-Test gegen Benfica

München - Die Online-Pressekonferenz am Montagnachmittag soll sein letzter (Video-)Gruß aus der Küche gewesen sein. Julian Nagelsmann wird die Familienwohnung am Chiemsee am Dienstag erstmals wieder verlassen. Der erste Weg in Freiheit führt den Trainer des FC Bayern zu einem Testlabor. Hier soll der Durchbruch gelingen: ein negativer PCR-Test. Nachdem der 34-Jährige vor knapp zwei Wochen nach dem 4:0 in Lissabon positiv auf das Coronavirus getestet wurde, hat er drei Spiele aus seinem Zwangs-Homeoffice coachen müssen.
So geht es Julian Nagelsmann nach seiner Corona-Infektion
Nun sind die Symptome abgeklungen. "Mir geht es gut, es ist alles in Ordnung. Natürlich merkt man noch, dass ich etwas im Körper hatte. Es gibt aber nichts mehr, was mich abhält. Ich hoffe und davon gehe ich auch aus, dass der Test am Dienstag negativ ist, dann werde ich auch wieder live zu sehen sein", kündigte Nagelsmann an. Seine Schnelltests seien schon seit vergangenem Sonntag negativ, laut dem Bayern-Trainer war "der letzte PCR-Test vor fünf Tagen schon grenzwertig". Also nur leicht positiv.
Die 14-tägige Quarantäne endet pünktlich zum Champions-League-Heimspiel gegen Benfica Lissabon am Dienstag (21 Uhr im AZ-Liveticker und bei Amazon Prime). Mit einem Sieg gegen Portugals Rekordmeister würde man bereits vorzeitig das Achtelfinale und damit die nächste K.o.-Runde erreichen, nachdem der DFB-Pokal nun ja Geschichte ist für diese Saison. "Das wäre ein wichtiger Schritt für uns", betonte Nagelsmann. Doch die endgültigen Beweistermine, ob Bayern international wieder K.o.-Runde kann und möglicherweise Final-reif ist, folgen im Februar/März.
So denkt Nagelsmann über seine Zeit in der Quarantäne
"Es war natürlich ungewohnt, aber richtig genervt war ich nicht. Es gibt deutlich schlimmere Schicksale im Leben als mal 14 Tage zu Hause bleiben zu müssen", meinte Nagelsmann über die Zeit der erzwungenen Isolation, betonte jedoch: "Trotzdem war es in der Phase mit vier wichtigen Spielen natürlich komisch, du willst als Trainer dabei sein. Davor habe ich noch nie ein Spiel verpasst." Das Abschlusstraining am Montagvormittag leiteten noch seine Assistenten Dino Toppmöller und Xaver Zembrod.
Nagelsmanns Plan für Dienstag: Erst ins Labor und dann ab an die Säbener Straße. "Da stehen immer noch meine Koffer aus Lissabon. Dann muss ich mein Büro in Ordnung bringen, danach steht schon die Aktivierung und die Spieltagsbesprechung an. Es ist nicht viel Zeit, meine Freiheit auszukosten", erklärte der Trainer, der sich wieder "sehr" auf seinen Arbeitsplatz in der Allianz Arena und den "Genuss eines Champions-League-Spiels" freue. "Es ist mir viel lieber, wenn ich wieder am Spielfeldrand stehe." Was ändert das für die Spieler? Was sind die Unterschiede beim Coaching?
Die Ansprache: Vor den letzten Spielen nahm Nagelsmann sich und seine (Ruck-)Rede in seinem multimedialen Analysezentrum auf und schickte es rüber. Wenn es die Technik erlaubte, wurde er - wie vor dem 5:2 bei Union Berlin - live per App zugeschaltet. "Ich habe das per Video gemacht, aber es ist anders", so Nagelsmann, "das kann jeder Lehrer bestätigen, der nur noch digital unterrichten konnte."
Toppmöller nicht wie Nagelsmann
Die Korrekturen: Zurück am Platz kann sich der Trainer Spieler zu kurzer Kurskorrektur an die Seitenlinie holen. "Wenn du nah am Spiel hast, dann kannst du eingreifen", findet Nagelsmann und erinnerte an den schnellen 0:3-Rückstand beim krachenden Pokal-Aus in Mönchengladbach (0:5). Denn: "In Momenten, wo es nicht läuft, ist die große Distanz ein komisches Gefühl."
Die Autorität: Aushilfs-Chef Toppmöller machte seine Sache ordentlich, ist aber kein extrovertierter Typ wie Nagelsmann, der auch mal lautstark mit dem Schiedsrichter-Gespann kommuniziert und den Spielern Emotionen vorlebt.
Schlusswort von Alphonso Davies: "Wir sind glücklich, dass der Trainer zurück und gesund ist. Wir haben ihn vermisst."