Nagelsmann will als Pokalsieger zum FC Bayern wechseln
München - Druck haben sie beide, und zwar gewaltig. Julian Nagelsmann (33) und Florian Kohfeldt (38), die beiden Trainer, die beim DFB-Pokal-Halbfinale zwischen Werder Bremen und RB Leipzig an diesem Freitag (20.30 Uhr/ARD und Sky) im Fokus stehen.
Werder-Coach Kohfeldt, weil er mit seinem Team nach sieben Niederlagen in Folge wieder ganz tief in den Abstiegskampf der Bundesliga hineingeraten ist und bei einer deutschen Pleite gegen Leipzig womöglich entlassen wird. Und Nagelsmann, weil er sich mit einem Pokalsieg zum FC Bayern verabschieden will, verabschieden muss. "Wir erwarten die Rekordsaison in der Bundesliga und den ersten Titel der Vereinsgeschichte", sagte Leipzig-Boss Oliver Mintzlaff an Nagelsmanns Adresse. Deutlicher geht's nicht!
Letzte Mission: Berlin. Auch für Nagelsmann selbst hat der DFB-Pokal eine enorme Bedeutung. Genauso wie RB Leipzig fehlt dem Trainer noch ein großer Titel. Er könnte als Champion zu Bayern wechseln, das würde seinem Ansehen gewiss nicht schaden. In der Liga braucht Nagelsmann noch vier Punkte aus drei Spielen, um die Rekordsaison 2016/17 zu überbieten.
Nagelsmann über Pokalsieg: "Es wäre sehr, sehr schön"
Den DFB-Pokal am 13. Mai in den Händen zu halten, "wäre natürlich sehr, sehr schön", sagte Nagelsmann, der im Endspiel auf Borussia Dortmund oder Bayern-Bezwinger Holstein Kiel treffen würde. Eine "Extra-Motivationsspritze braucht da keiner", ergänzte er: "Wenn man die Chance hat, das Ding zu gewinnen", wolle man es auch schaffen.
Und natürlich ist Leipzig trotz des Wirbels um den bevorstehenden Wechsel von Nagelsmann nach München der klare Favorit, erst vor drei Wochen gewannen die Bullen in der Bundesliga locker 4:1 an der Weser. Doch Nagelsmann will die wankenden Hanseaten nicht unterschätzen, schließlich hätte Bremen in dem Pokalfight "nicht diese Last der Bundesliga zu tragen". Da setzte es zuletzt sieben Pleiten in Serie, der Abstieg droht - und deshalb muss Kohfeldt gegen Leipzig nun liefern.
"Ich weiß nicht, ob das immer zielführend ist", sagte Nagelsmann über das Job-Ultimatum der Werder-Klubführung an Kohfeldt. Aber: Gewinnen muss der 38-Jährige gegen den Tabellenzweiten nicht unbedingt, um Trainer bleiben zu dürfen. Aber ein engagierter, bissiger Auftritt mit akzeptablem Ergebnis soll es bitteschön schon sein - sonst wird der Klub die Rettermission in den drei verbleibenden Bundesliga-Spielen wohl einem "Feuerwehrmann" anvertrauen.
Lage für Nagelsmanns Kontrahent "nicht angenehm"
"Das ist legitim", sagte Kohfeldt, der sich ebenso gelassen wie kämpferisch gab: Ihm gehe es "gut". Die Partie gegen Leipzig sei natürlich "ein Endspiel - es geht darum, ins Finale nach Berlin zu kommen", sagte er: "Ich bin ein Wettkämpfer. Ein Halbfinale will ich gewinnen." Die Hanseaten wollen die Partie "nicht zu verkopft angehen. Es ist ein anderer Wettbewerb, der Druck" sei erst im nächsten Bundesligaspiel gegen Bayer Leverkusen da, sagte Kohfeldt.
Aber ein wenig Druck ist schon da in diesem Pokal-Halbfinale gegen Leipzig, jeder will nach Berlin. Die Lage für seinen Kollegen Kohfeldt sei "nicht angenehm", sagte Nagelsmann, aber darauf kann er natürlich keine Rücksicht nehmen. Leipzig werde "nicht weniger Gas geben", erklärte der Coach, der ohne Justin Kluivert auskommen muss.
Zudem bangt er um Nationalspieler Lukas Klostermann. "Er hat Probleme, daher ist sein Einsatz fraglich. Es wird eine kurzfristige Entscheidung", sagte Nagelsmann. Yussuf Poulsen und RB-Kapitän Marcel Sabitzer können wohl spielen.