Nagelsmann stützt Sané: "Lasst Leroy einfach Leroy sein"

Sané ruft bei Bayern nur selten sein Potenzial ab. Auch, weil er zu oft auf der falschen Seite spielt, findet Trainer Julian Nagelsmann und formuliert einen Appell: "Lasst Leroy einfach Leroy sein."
von  Patrick Strasser
Trainer Julian Nagelsmann wechselt Leroy Sane gegen den Bremer SV aus aus.
Trainer Julian Nagelsmann wechselt Leroy Sane gegen den Bremer SV aus aus. © GES/Marvin Ibo Güngör

München - Auf den ersten Blick sieht die Sache so einfach aus: Spielt der - oder spielt der? Zumal die Wahl zwischen zwei Nationalspielern fällt, Kategorie internationale Klasse.

Auf den zweiten Blick dürfte es die bisher schwierigste Entscheidung des neuen Bayern-Trainers Julian Nagelsmann nach knapp zwei Monaten im Amt sein: Lässt er am Samstag gegen Hertha BSC (18.30 Uhr, live auf Sky und im AZ-Liveticker) auf der linken Außenbahn Leroy Sané (25) oder Jamal Musiala (18) ran?

Musiala als Fahranfänger auf der Überholspur Richtung Weltklasse

Eine so oder so folgenreiche Wahl. Der eine, Sané, seit Jahren in der Spur zur Weltklasse - jedoch mit schwankenden Auftritten, die ihn immer wieder aus der Bahn werfen.

Der andere, Musiala, nimmt gerade - um im Bild zu bleiben - als Fahranfänger die Überholspur Richtung Weltklasse. Da Serge Gnabry beim 12:0 im DFB-Pokal gegen den Bremer SV zunächst geschont wurde und nur eine halbe Stunde auf dem Platz stand, dürfte der 26-Jährige gegen die Berliner für die rechte Außenbahn gesetzt sein.

Zumal Kingsley Coman (25) nach seiner Blessur (Einblutung im Gesäß) wieder im Kader steht, aber wohl nur als Joker zur Verfügung steht.

Also: Sané oder Musiala - und das vor heimischem Publikum? Vergangenen Sonntag beim 3:2 gegen den 1. FC Köln war Sané wegen mauer Leistung von einem Teil der Fans in der Arena erst ausgepfiffen worden, dann brandete nach der Pause Jubel auf als seine Auswechslung vom Stadionsprecher verkündet wurde. Selten wurde ein Bayern-Profi im eigenen Stadion so verhöhnt.

Nagelsmann: "Wenn Leroy links spielt, dann fällt es ihm leichter"

Der Arjen Robben aus dem Jahr 2012 ließ grüßen. Trotz all der Aufmunterungen seitens der Bosse und Mitspieler droht Sané am Sonntag erneut zur Zielscheibe von Fan-Unmut zu werden. Wenngleich es auch viele Plakate Pro-Sané geben soll. Leon Goretzka würde ein mit den Händen geformtes Symbol dafür einfallen.

Eine Sache hat Nagelsmann am Mittwochabend in Bremen klargestellt: Sané wurde bei Bayern laut des Trainers Meinung zu oft auf der für ihn schwächeren Seite eingesetzt. "Auf rechts hat Leroy oft die Situation, dass er den Ball in den Fuß will und dann mit dem Rücken zum Tor spielen muss - da hat er aber nicht seine größte Qualität", erklärte Nagelsmann, "wenn er links spielt, hat er ein bisschen mehr Tiefe, das Spiel vor sich, da fällt es ihm leichter."

Für den 34-jährigen Coach wäre der Seitenwechsel "der erste Schritt, dass er sich bewusst wird, welch große Qualität er hat und was er nicht ganz so gut kann". Der große Haken am Umzug von Sané: die linke ist die Sahne-Seite von Supertalent Musiala, über den Nagelsmann nach dessen zwei Toren plus einer Vorlage im Weserstadion sagte: "Es steckt noch viel mehr Potenzial in ihm drin." Dieses "ungenutzte Potenzial" möchte der Coach aus dem Offensiv-Allrounder rauskitzeln. Also warum bremsen?

Auch Flick setzt weiterhin auf Sané

Weil dies manchmal die Situation, die Psychologie und nicht zuletzt die Fürsorge erfordern. Die Tendenz geht zu Sané als Startspieler gegen Hertha. Damit es nicht heißt: Nun ist Sané bei Nagelsmann doch abgeschrieben. Und Musiala gehört mit 18 sowieso die Zukunft. Beide wurden am Freitag von Neu-Bundestrainer Hansi Flick für die anstehenden WM-Qualifikationsspiele nominiert. Zuletzt hatte es Spekulationen gegeben, Flick könnte auf Sané verzichten, um ihm einen Denkzettel zu verpassen. Im Gegenteil: Er setzt auf ihn.

Nagelsmann hielt, erneut auf Sanés Rolle und Leistungen angesprochen, ein Plädoyer für den Linksfuß und forderte die Reporter in der Online-Pressekonferenz auf: "Lasst den Spieler einfach mal Fußball spielen und sich entwickeln. Lasst Leroy einfach Leroy sein, dann werdet ihr sehen, dass er noch früh genug durch die Decke geht." Na dann - guten Höhenflug!

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