Nagelsmann mit mehr Einfluss bei Transfers? Hier könnte er noch Anpassungen fordern

München - Ein Grund für die abrupte Trennung zwischen Hansi Flick und dem FC Bayern am Saisonende soll unter anderem das fehlende Mitspracherecht des Noch-Trainers bei Transferangelegenheiten gewesen sein.
Harmonie soll beim FC Bayern zurückkehren
Damit ein ähnliches Szenario mit Julian Nagelsmann verhindert wird, soll der 33-Jährige bereits in diesem Sommer seinen Input geben dürfen. Einem Bericht der "Sport Bild" zufolge soll Nagelsmann die Rückendeckung von Sportvorstand Hasan Salihamidzic haben und wird bei möglichen Transfers zuvor konsultiert werden.
Des Weiteren habe Nagelsmann bereits den Vorschlag unterbreitet, den Kader vor allem in der Breite wieder zu verstärken. Durch die Abgänge von unter anderem Javi Martínez, Jérôme Boateng und David Alaba steht dem Kader ohnehin ein kleiner bis mittelschwerer Umbruch bevor.
Die AZ zeigt, in welchen Teilen des Bayern-Kaders Nagelsmann noch Verbesserungspotenzial sehen könnte.
Mannschaftsteile des FC Bayern: Wo könnte Nagelsmann nachrüsten wollen?
Tor: Dass Manuel Neuer auch unter dem neuen Trainer im Tor der Bayern starten wird, steht so gut wie fest. Interessant könnte die Personalie von Ersatztorhüter Alexander Nübel werden. Um den 24-Jährigen ranken sich immer wieder die Gerüchte, dass er den Verein auf Leihbasis im Sommer verlassen könnte. "Da ist nichts dran. Es hat keine Gespräche gegeben", erklärte sein Berater erst kürzlich. Gleichzeitig würde er sich jedoch für seinen Klienten mehr Einsatzzeit wünschen. Hier kommt Nagelsmann ins Spiel, der, anders als Flick, öfter auf Nübel setzen und ihn zum Beispiel für die Pokalrunden ins Tor stellen könnte.
Sollte Nübel dennoch verliehen werden, müsste Nagelsmann zusehen, dass man ihm eine adäquate Nummer zwei zur Verfügung stellt.
Komplett-Umbruch in der Defensive
Abwehr: Hier wird sich am meisten verändern, wenn der aktuelle Leipzig-Coach übernimmt. Mit Dayot Upamecano bringt er seinen derzeitigen Abwehrchef gleich mit und wird diesen aller Voraussicht nach auch in München als Chef in der Mitte installieren.
Noch ist nicht klar, ob Nagelsmann auch in München sein geliebtes 3-5-2 System durchsetzen will. Mit Lucas Hernández und Niklas Süle stünden hier zwei hervorragende Optionen neben Upamecano bereit. Der junge Tanguy Nianzou, der sich auch im Mittelfeld wohlfühlt, könnte ebenfalls einer der Profiteure des neuen Systems unter Nagelsmann sein. Setzt dieser auf die Dreierkette, ist zudem ein weiterer Innenverteidiger als Neuzugang denkbar.
Die linke Außenseite ist mit Alphonso Davies, der in der Rolle des offensiven Außenverteidigers voll aufgehen dürfte, nahezu perfekt besetzt. Mit Omar Richards soll der passende Rotationsspieler (kommt wohl ablösefrei vom FC Reading) bereits in den Startlöchern stehen.
Auf der rechten Seite gestaltet sich dieser Ansatz schwerer. Benjamin Pavard ist für diese Rolle wohl etwas zu langsam und könnte eher zurück in die Innenverteidigung rücken. Wie "Sport1" berichtet, soll sich der FC Bayern deshalb bereits um einen Neuzugang bemühen. Ex-BVB-Star Achraf Hakimi von Inter Mailand, der zuletzt ins Spiel gebracht wurde, dürfte in diesem Sommer aber zu teuer sein.
Mehr Entlastung im Bayern-Mittelfeld
Mittelfeld: Mit Joshua Kimmich und Leon Goretzka als zentralem Duo auf der Sechs hat Nagelsmann wenig Anlass, in der Münchner Schaltzentrale etwas zu ändern. Auch Thomas Müller, dessen adäquater Einsatz als Soll-Bruch-Stelle für neue Bayern-Trainer gilt, wird im offensiven Mittelfeld gesetzt sein. Nach der grandiosen Saison von Shootingstar Jamal Musiala würde es nicht verwundern, wenn Nagelsmann hier öfters auf zwei offensive Spielmacher setzt, wie er es bereits in Leipzig regelmäßig macht.
Interessant wird sein, welche Verwendung Nagelsmann für die zweite Reihe um Corentin Tolisso oder Marc Roca findet. In Leipzig und in Hoffenheim galt Nagelsmann als recht rotationsfreudig, weshalb er hier noch einen weiteren Ersatzspieler für die Zentrale fordern könnte. Auch er wird mitbekommen haben, dass die Stammelf der Münchner in dieser Saison durchgehend auf dem Zahnfleisch ging. Um dies in Zukunft zu vermeiden, könnte er deshalb das Gespräch mit Salihamidzic in dieser Angelegenheit suchen.
Große Chance für Choupo-Moting
Angriff: Auch in der kommenden Saison wird Robert Lewandowski die klare Nummer eins im Bayern-Sturm sein. Für den Ersatzmann stehen die Zeichen gut: Mehreren Medienberichten zufolge soll Eric Maxim Choupo-Moting in Kürze eine Vertragsverlängerung in München erhalten. Während Lewandowski verletzt war, erwies sich "Choupo" als würdiger Ersatz und knipste regelmäßig. Richtet Nagelsmann sein System offensiv aus, wäre auch eine Doppelspitze der beiden Neuner hin und wieder denkbar.
Entscheidend wird sein, wie sehr Nagelsmann die hochkarätigen Flügelspieler in sein System integrieren kann. Während sich der abschlussstarke Serge Gnabry auch als falsche Neun oder Aushilfstürmer zurecht finden könnte, sieht die Sache bei Leroy Sané und Kingsley Coman anders aus. Beide profitieren von ihrem Tempo auf den Außenbahnen, die zukünftig jedoch anders interpretiert werden könnten. Gelingt ihnen die Umstellung im "System Nagelsmann" nicht, könnte hier mit einem zentraleren Spieler für die Offensive noch nachgebessert werden.
Leih-Rückkehrer und günstige Transfers
Auch der FC Bayern ist durch die Corona-Pandemie finanziell gebeutelt und muss nach den Verpflichtungen von Upamecano und Nagelsmann eher kleinere Brötchen auf dem Transfermarkt backen. Demnach könnten vor allem günstige Transfers und ablösefreie Verpflichtungen in den Fokus rücken, um den Kader in der Breite den Vorstellungen von Nagelsmann entsprechend zu verstärken, wie die "Sport Bild" weiter berichtet.
Auch die Einbindung mehrere Leih-Rückkehrer könnte für Nagelsmann eine Option werden. Besonders Innenverteidiger Chris Richards machte bei der TSG Hoffenheim einen großen Schritt nach vorne und könnte bei den Münchnern zu einer ernsthaften Option heranwachsen. Joshua Zirkzee (Parma) und Adrian Fein (Eindhoven) könnten ebenfalls von ihren Leihen zurückkehren und neu eingebunden werden.
Wie sich letztlich der Bayern-Kader unter Nagelsmann unter verändert, bleibt abzuwarten. Klare Linie ist, dass es keine weiteren Top-Transfers geben soll. Wollen die Münchner den Forderungen des designierten Übungsleiters jedoch gerecht werden, sind weitere Neuzugänge in der Defensive und im Mittelfeld wahrscheinlich.