Nächster Motz-Profi beim FC Bayern: Davies unzufrieden mit seiner Position – gießt Hainer Öl ins Feuer?

München - Pfeilschnell, technisch stark und mit enormem Offensivdrang: Alphonso Davies ist so etwas wie das Bilderbuchbeispiel eines modernen Außenverteidigers – dabei wurde der Kanadier eigentlich als Flügelstürmer ausgebildet. Im Podcast "Say Less" hat der 22-Jährige über seine Rolle als Linksverteidiger beim FC Bayern gesprochen und dabei durchblicken lassen, dass er mit dieser nicht ganz zufrieden ist.
"Ich wurde damals als Ersatz für Arjen Robben verpflichtet", erinnert sich Davies. Eigentlich war er also mit der Perspektive auf die Position des rechten Außenstürmers verpflichtet worden. Dass er zum Linksverteidiger umgeschult wurde, war eher dem Zufall geschuldet.
So wurde Alphonso Davies beim FC Bayern zum Linksverteidiger
Nach seiner Verpflichtung von den Vancouver Whitecaps im Winter 2018 hatte der junge Kanadier zunächst Probleme, sich an das höhere Niveau der Bundesliga zu gewöhnen und kam zunächst mehrere Male bei der Zweitvertretung in der 3. Liga zum Einsatz. Im Herbst 2019 verletzte sich dann der etatmäßige Linksverteidiger David Alaba, weshalb der damalige Trainer Niko Kovac Davies auf der ungewohnten Position links hinten aufbot. Der gelernte Offensivspieler machte seine Sache so gut, dass aus der Übergangs- eine Dauerlösung wurde.
Alaba verteidigte fortan im Zentrum, Davies ist seitdem als Linksverteidiger gesetzt. Ein Zustand, mit dem Davies nicht ganz zufrieden ist. "Ich dachte, das wäre eine Übergangslösung – ich kann ihn Sachen fragen, eine neue Position lernen. Und jetzt, drei, vier Jahre später, stecke ich da fest", sagt er in dem Podcast. Am liebsten würde er jedoch wieder auf seine gelernte Position im Angriff zurückkehren. "Ich hoffe weiter auf meine Chance, vorne zu spielen. Ich warte darauf: 'Phonzy, komm, linker Flügel!' Ich würde Luftsprünge machen."
FC-Bayern-Präsident Hainer dämpft Davies' Hoffnungen: "Kann sich da nicht so unwohl fühlen"
Vorerst erhält "Air Phonzy" allerdings keine Starterlaubnis. Im Interview mit der "Bild" erklärte Bayern-Präsident Herbert Hainer: "Alphonso Davies ist bei uns zu einem der besten Verteidiger Europas geworden. Das ist eine herausragende Leistung. Also kann er sich auf der Position nicht so unwohl fühlen."
Aussagen, die ein gewisses Zündpotenzial bieten, geht es bei Davies noch um eine Vertragsverlängerung. Anfang des Monats ging sein Berater Nedal Huoseh im Interview mit Fabrizio Romano in die Offensive und deutete erstmals einen Transfer an: "Es ist nichts Konkretes passiert. Zwei Klubs müssen kommunizieren. Der Käuferklub muss initiieren und der Verkäuferklub muss initiieren wollen. Der dritte Teil ist der Spieler, ob er wechseln will oder nicht. Im Moment liegt unser Fokus darauf, die Dinge mit Bayern zu klären."

Geht es nach Davies selbst, kann er sich durchaus vorstellen, langfristig in München zu bleiben. Nach dem Titelgewinn in Köln stand er vor der Kurve und zeigte auf das Wappen. Vergangenen Sonntag antwortete der Kanadier "TSNSport" auf die Frage, ob er eine ähnliche Karriere zu der von Thomas Müller anstreben könnte: "Wenn man darüber nachdenkt, warum nicht? Bayern ist einer der größten Klubs der Welt. Sie haben großartige Spieler. Wir haben gesehen, wie viele Legenden kommen und gehen. Es ist ein unglaubliches Gefühl, für einen solchen Klub zu spielen. In der Zukunft möchte ich ein Teil davon sein und alles für den Verein geben."
Allerdings ist Davies nicht der erste Bayern-Star, der in den vergangenen Wochen und Monaten mit seiner Unzufriedenheit an die Öffentlichkeit geht. Ungewöhnlich für Spieler des Rekordmeisters, bei dem Wert darauf gelegt wird, derlei Angelegenheiten zunächst einmal intern anzusprechen, um unnötige Unruhe zu vermeiden.
Immer wieder gehen FC-Bayern-Stars mit ihrer Unzufriedenheit an die Presse
Daran hält sich aber längst nicht mehr jeder. Erst vor einigen Tagen hatte sich Ryan Gravenberch gegenüber dem "Telegraaf" zum wiederholten Male über seine Einsatzzeiten beschwert, gegen Ex-Coach Julian Nagelsmann nachgetreten und offen mit einem Wechsel kokettiert. Auch Rechtsverteidiger Noussair Mazraoui hatte seinem Unmut über seine Reservistenrolle in der Rückrunde öffentlich Luft gemacht.
Doch nicht nur Reservisten, sondern auch Stammspieler sind mit ihrer Unzufriedenheit immer wieder an die Öffentlichkeit gegangen. So kritisierte Manuel Neuer den Rauswurf seines engen Vertrauten Toni Tapalovic in einem viel beachteten Interview mit der "Süddeutschen Zeitung", kam am Ende aber ohne Strafe davon.
Auch Joshua Kimmich und Leon Goretzka sorgten zwischenzeitlich für Aufsehen, als sie nach der Trennung von Julian Nagelsmann öffentlich der Darstellung der Bosse widersprachen, wonach das Verhältnis zwischen Mannschaft und Trainer nicht mehr stimmte. "So ist das Geschäft, wenig Liebe, wenig Herz", meinte Kimmich.