Nachwuchsleistungszentrum: FC Bayern München feiert mit Seehofer und Co.

Der FC Bayern eröffnet feierlich seinen "Campus", das Nachwuchszentrum. Hier sollen die neuen Lahms und Müllers gefunden werden. Präsident Hoeneß will damit den "Transferwahnsinn" kontern.
von  AZ/mxm
Karl Hopfner, Horst Seehofer, Uli Hoeneß, Dieter Reiter, Karl Heinz Rummenigge (von links).
Karl Hopfner, Horst Seehofer, Uli Hoeneß, Dieter Reiter, Karl Heinz Rummenigge (von links). © sampics/Augenklick

München - Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) war gut gelaunt und braun gebrannt, nach drei Wochen Urlaub sprach er von einem "idealen Auftakt". Verständlich, schließlich durfte er mit einer Feier in den Berufsalltag zurückkehren: der Eröffnung des "FC Bayern Campus" in der Ingolstädter Straße, des neuen Nachwuchsleistungszentrums der Roten. Und Reiter formulierte zum Start einen speziellen Wunsch. "Ich würde mich freuen, wenn ich einen der Absolventen irgendwann bei einer Meisterfeier am Rathaus sehen würde", sagte der Bayern-Fan: "So lange bleibe ich Oberbürgermeister!"

2020 wird in München wieder gewählt – ob es einer der Youngster bis dahin geschafft hat? "Wir wollen am liebsten jedes Jahr einen Spieler von der Ingolstädter an die Säbener Straße bringen", kündigte Hermann Gerland, der neue Sportliche Leiter des Zentrums, jedenfalls an. David Alaba war dies 2010 als vorerst letztem Jugendspieler gelungen, seitdem wartet man vergeblich auf die neuen Philipp Lahms, Bastian Schweinsteigers oder Thomas Müllers. "Wir haben hier Steine gebaut. Jetzt liegt es daran, den FC Bayern bei den Beinen besser zu machen", sagte Präsident Uli Hoeneß. Der Bayern-Campus solle zu einem "Markenzeichen" werden.

Das neue magische Dreieck

Auf einer Fläche von 30 Hektar wurden auf dem Campus seit der Grundsteinlegung im Oktober 2015 ein kleines Stadion für 2.500 Zuschauer, sieben weitere Fußballfelder, Fitnesshügel, Klubheim, Sporthalle, Mensa und ein Internat für 35 Talente errichtet. Künftig ist dies die Heimat der Münchner U9 bis U19. Auch die Bundesliga-Frauen ziehen von der Säbener Straße 51-57 um in den Münchner Norden, an die Ingolstädter Straße 272 unweit der Allianz Arena. "Der Blick sollte ja Motivation genug sein", sagte der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) als Festredner. "Säbener Straße, Allianz Arena und jetzt Ingolstädter Straße – das ist das neue magische Dreieck für den Erfolg des FC Bayern."

Viel Prominenz war gekommen, um der Eröffnung beizuwohnen. Neben Seehofer und Reiter auch Rainer Koch, der Präsident des Bayerischen Fußball-Verbandes, Bayern-Koch Alfons Schuhbeck, Trainer Carlo Ancelotti, Sportdirektor Hasan Salihamidzic sowie der gesamte Vorstand um den Vorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge. Kabarettist Bruno Jonas hielt eine launige Rede, eine Blaskapelle spielte, am Büffet gab es neben frischem Weißbier und verschiedenen Weinen unter anderem Avocado-Wildlachs-Tartar, Artischocken-Ravioli, geschmortes Hochlandrind und Schokoladen-Pralinen-Soufflé.

Hohe Erwartungen an das neue Zentrum

Bei aller Jubelstimmung bekam man allerdings auch einen Eindruck davon, welch hohe Erwartungen die Bayern in ihr neues Zentrum setzen. "Ich bin überzeugt, dass wir damit die richtige Antwort auf die Entwicklung im internationalen Fußball geben können, auf den ganzen Transferwahnsinn und die Gehaltsexplosionen", sagte Hoeneß. 70 Millionen Euro haben sich die Bayern ihren Campus kosten lassen – "nicht einmal ein halber Neymar", wie OB Reiter süffisant anmerkte. Paris St. Germain zahlte für den Brasilianer vom FC Barcelona bekanntlich 222 Millionen. Die bayerische Antwort soll eine Nachwuchsoffensive sein. Kann das funktionieren?

Im Jugendbereich rennen die Münchner schon länger hinterher, auch wenn die U17 im Sommer Meister wurde, die U19 das Endspiel erreichte. Bayern muss aufholen, besser scouten. Doch dann ist immer noch die Frage zu beantworten, wie sich ein Talent in einem solchen Weltklassekader durchsetzen kann. "Ich stehe dafür, dass die jungen Menschen hier nicht verwöhnt werden", sagte Gerland, der das NLZ gemeinsam mit Jochen Sauer leitet. Hoeneß betonte, dass auch Sportdirektor Salihamidzic "den Kopf dafür hinhalten muss, dass das alles klappt". Die Zügel werden angezogen.

Allzu viel Druck wollte der Präsident aber nicht erzeugen. "Wenn wir in den nächsten drei Jahren keinen Spieler für die Profimannschaft rausholen, können wir nicht alles wieder abreißen", sagte Hoeneß. Vielleicht muss Reiter noch eine Wahl überstehen, ehe sein Wunsch Realität wird.

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