Nachbessern! Hoeneß-Team hält dem FC Bayern das Kaderproblem vor Augen

Der FC Bayern geht bei Hoffenheim mit 1:4 unter. Die erste Liga-Pleite seit dem 7. Dezember 2019 zeigt eindrucksvoll, dass der Kader für die Mammut-Saison wohl zu klein ist.
von  Maximilian Koch
Bediente Bayern: Der Meister um Pavard und Sané (l.) ist gegen Hoffenheim chancenlos.
Bediente Bayern: Der Meister um Pavard und Sané (l.) ist gegen Hoffenheim chancenlos. © sampics/Augenklick

Sinsheim – Nicht einmal 25 Minuten waren am Sonntagnachmittag in Sinsheim gespielt, da saß Hansi Flick mit verschränkten Armen auf der Bank und schaute so böse drein wie wohl noch nie in seiner Zeit als Cheftrainer des FC Bayern. 2:0 führte Hoffenheim nach Treffern von Ermin Bicakcic (16. Minute) und Munas Dabbur (24.) gegen schlappe Münchner.

Flick ahnte, dass es ihn diesmal wirklich erwischen könnte – und so kam es dann auch. Joshua Kimmich verkürzte per Traumtor auf 1:2 (36.), ehe Andrej Kramaric mit einem Doppelpack den 4:1-Endstand besorgte (77., 90.+2/Foulelfmeter). Nach 23 Siegen in Folge riss die Serie, Bayern verlor erstmals seit dem 7. Dezember 2019 (1:2 in Gladbach) – ausgerechnet gegen Hoffenheim-Trainer Sebastian Hoeneß, der die Bayern-Amateure in der vergangenen Saison zum Titel in der 3. Liga geführt hatte.

Hoffenheims erster Streich: Ermin Bicakcic (2.v.r.) köpft den Ball in der 16. Minute zum 1:0 ein.
Hoffenheims erster Streich: Ermin Bicakcic (2.v.r.) köpft den Ball in der 16. Minute zum 1:0 ein. © imago images/Thomas Frey

Hoeneß schlägt den FC Bayern!

Er wird zum Quadruple-Sieger-Besieger. Und die Liga darf plötzlich auf Spannung an der Spitze hoffen. "Wir wollten den Gegner die Belastung auch spüren lassen", sagte Alexander Rosen, Direktor Profifußball bei Hoffenheim. Und Hoeneß sagte: "Wir haben ein fantastisches Spiel gemacht."

Die Frage vor der Partie war ja: Würden die Münchner nach dem Supercup am Donnerstag genügend Kraft haben, um ihre Serie auszubauen? "Auch wenn man müde ist, kann man Topleistungen bringen", hatte Flick erklärt. Sein Team sei "fit und weiß, was heute gefordert ist".

Bayern-Stars nicht durchschlagskräftig - Flick auf Erklärungssuche

Dass die Mentalität nicht der ausschlaggebende Punkt war, beteuerte Flick auch nach dem Spiel: "Ich kann meiner Mannschaft gar nichts vorwerfen, was die Mentalität angeht. Wir werden das Spiel abhaken. Der Fokus geht jetzt nur auf Mittwoch." 

Also doch die Müdigkeit? Das will Flick nicht gelten lassen: "Ich schiebe das nicht allgemein auf die Müdigkeit. Wir haben es einfach nicht geschafft, entschlossen und zielstrebig Chancen herauszuspielen. Wir haben dem Gegner zu einfach Torchancen ermöglicht und waren im Angriff nicht durchschlagskräftig genug", urteilte er.

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Im Vergleich zum Sevilla-Spiel nahm der Coach vier Änderungen vor. In der Viererkette durften Jérôme Boateng und Alphonso Davies anstelle von Niklas Süle und Lucas Hernández ran, im defensiven Mittelfeld ersetzte Corentin Tolisso Leon Goretzka.Und ganz vorne im Sturmzentrum spielte Youngster Joshua Zirkzee, Robert Lewandowski saß auf der Ersatzbank. "Er ist ein bisschen angeschlagen, steht aber jederzeit zur Verfügung, wenn wir ihn brauchen", erklärte Flick.

Lewandowski auf der Bank – im Angriff klappt nichts

Ohne Lewy, der erst später eingewechselt wurde, lief es gar nicht für Bayern. Der Führungstreffer durch Bicakcic nach einer Ecke war verdient, weil die Hoffenheimer deutlich wacher wirkten, viele Zweikämpfe für sich entschieden – während Flicks Elf kaum einmal gefährlich vor das gegnerische Tor kam. Fehlpässe prägten das Münchner Spiel, in der Offensive fehlten die Ideen und Überraschungen. Bayern schien körperlich und mental müde zu sein.

Die Folge: Das 2:0 der TSG durch Dabbur nach einem Querschläger von Benjamin Pavard. Erst jetzt wurde Bayern ein bisschen besser. Kimmichs Kunstschuss unter die Latte brachte den Meister wieder heran. Kurz vor dem Halbzeitpfiff verhinderte die Latte das 3:1 durch Kramaric.

Hoffenheims zweiter Streich: Munas Dabbur (r.) lässt mit seinem Lupfer Bayern-Torwart Manuel Neuer keine Chance – 2:0.
Hoffenheims zweiter Streich: Munas Dabbur (r.) lässt mit seinem Lupfer Bayern-Torwart Manuel Neuer keine Chance – 2:0. © sampics/Augenklick

Auch nach dem Seitenwechsel setzte Hoffenheim Bayern unter Druck. Neuer rettete gegen Dabbur (51.), wenige Sekunden später schoss der Angreifer drüber. Bayern hatte ebenfalls Chancen, es war phasenweise ein wilder Schlagabtausch. Mit dem besseren Ende für Hoffenheim: Kramaric sorgte mit zwei Treffern für den letztlich klaren Sieg.

Weitere Transfers beim FC Bayern? Es muss nachgebessert werden

Die kommende Woche wird nun sehr spannend. Das Transferfenster ist noch bis zum 5. Oktober geöffnet, Flick wünscht sich zwei bis drei Neuzugänge. Auf die AZ-Frage bei der Pressekonferenz nach dem Spiel, was es für die Ziele der Mannschaft bedeute, sollte es bis zum Schluss des Transferfensters keine Neuzugänge mehr geben, antwortete er: "Darüber mache ich mir keine Gedanken." Vielsagend nichts gesagt.  Hasan Salihamidzic ist gefordert. "Es ist für alle Klubs nicht so einfach. Corona hat Spuren hinterlassen", sagte Bayerns Sportvorstand vor dem Spiel.

Doch der aktuelle Kader wird für Erfolge in drei Wettbewerben nicht genügen. Das ist bei dieser klaren Niederlage gegen Hoffenheim nun mehr als deutlich geworden. Es muss nachgebessert werden.

 

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