Nach Real-Pleite: Dann halt Weltmeister!

Neben dem Pokal haben viele Spieler des FC Bayern noch ein weiteres Titel-Ziel: die WM. Wie der Bundestrainer vom Champions-League-Aus profitiert.
von  Florian Bogner, Patrick Strasser
Philipp Lahm ist Kapitän des FC Bayern München und der deutschen Nationalmannschaft.
Philipp Lahm ist Kapitän des FC Bayern München und der deutschen Nationalmannschaft. © firo/Augenklick

Neben dem DFB-Pokal haben viele Spieler des FC Bayern München noch ein weiteres Titel-Ziel: die WM. Wie Bundestrainer Joachim Löw vom Champions-League-Aus profitiert.

München - 41 Stunden hatten die Bayern Zeit, um in sich zu gehen, die Niederlage sacken zu lassen, Wunden zu lecken. Nach der historischen Watschn, dem blamablen 0:4 im Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid, bat Trainer Pep Guardiola die Spieler des FC Bayern erst wieder gestern um 16 Uhr auf den Trainingsplatz.

Mit Blick nach vorne. "Wir müssen schauen, dass wir den Arsch wieder hochkriegen", sagt Thomas Müller. Für weitere Titel.

Denn auch wenn es sich für die Bayern zunächst so anfühlte: noch ist die Saison nicht vorbei! Da wäre zum einen das DFB-Pokalfinale am 17. Mai gegen Borussia Dortmund. Und, viel wichtiger: Die WM ab 12. Juni in Brasilien. Ingesamt 19 Bayern-Spieler machen sich Hoffnungen, dabei zu sein.

Viele davon mit Titelchancen, vor allem die Spanier (Thiago, Martínez), Brasilianer (Dante, Rafinha) und Deutschen (Neuer, Boateng, Lahm, Schweinsteiger, Kroos, Müller, Götze). Bundestrainer Joachim Löw sprach seinen Schützlingen jedenfalls sofort Mut zu: „Es bleibt dabei, dass die Bayern bislang insgesamt eine ganz starke Saison gespielt haben, die ja noch nicht zu Ende ist“, sagte der 54-Jährige, wollwissend, dass er von Bayerns vorzeitigem Aus durchaus profitiert.

Denn so ist sichergestellt, dass die Bayern-Stars beim Auftakt der WM-Vorbereitung dabei sind, am 21. Mai mit ins Trainingslager nach Südtirol reisen können. „Dass sie eine Woche mehr Vorbereitung haben, ist gut für Löw“, sagt 90er-Weltmeister Lothar Matthäus. „Wir alle können uns auf ein großes DFB-Pokalfinale zwischen Bayern und Dortmund freuen. Danach starten wir die WM-Vorbereitung, gemeinsam haben wir ja noch große Ziele“, sagt Löw.

Für die Bayern heißt es nun: Henkelpott adé – hallo WM-Pokal! Die Goldtrophäe dient als große Motivation, sich wieder aufzurichten. Matthäus: „Der Vorteil könnte sein, dass sich die Spieler nun sagen: Jetzt wollen wir den größtmöglichen Titel gewinnen, die WM!“ So wie es die Bayern schon 1990 gemacht hatten, nach einem Halbfinal-Aus im Landesmeisterpokal gegen den AC Milan. Oder hat das Bayern–Aus doch einen negativen Effekt auf die WM?

Quatsch, sagt Günter Netzer. „So etwas wäre konstruiert. Wenn es ein Spieler in sechs Wochen bis zum Turnier nicht schafft, so eine Enttäuschung zu verarbeiten, sollte ihn Löw gleich zu Hause lassen“, schrieb er in seiner „BamS“-Kolumne. Ins Gedächtnis sei gerufen: 2010 und 2012 konnten die Bayern-Spieler die Enttäuschung eines verlorenen Champions-League-Finals nicht für den ganz großen Wurf nutzen, scheiterten nach verkürzter Vorbereitung bei WM und EM jeweils im Halbfinale.

Es siegten dafür: Die Spanier, deren Schlüsselspieler Xavi, Iniesta, Busquets und Pique vom FC Barcelona – genau – mit Pep Guardiola im Halbfinale gescheitert waren. Die Woche, die die Bayern-Nationalspieler durch das Halbfinal-Aus gewonnen haben, könnte nun also den Extra-Kick für die WM geben.

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