Nach der Verpflichtung von Christoph Freund: Orientiert sich der FC Bayern nun an RB Salzburg?

München - Zuweilen ist eine Verbalattacke von Uli Hoeneß gleichzeitig ein großes Kompliment. Nämlich dann, wenn man vom Patron des FC Bayern als ernsthafter Konkurrent anerkannt wird.
An den Schwachen arbeitet sich der Ehrenpräsident nicht ab, er sucht sich die aus, die für die Vormachtstellung des Rekordmeisters im deutschen Fußball aus seiner Sicht eine Gefahr darstellen, die können's vertragen – und aushalten.
Hoeneß machte RB Leipzig als Hauptkonkurrenten für den FC Bayern aus
Manchmal belassen es die Münchner nicht nur bei Worten, dann schauen sie sich beim potenziellen Rivalen das Personal genauer an. Oder glaubt jemand an Zufall, wenn die A9 von Leipzig nach München (Upamecano, Sabitzer, Laimer, Nagelsmann) so gerne und häufig befahren wird?
Leipzig hatte Hoeneß vor Jahren schon, als er nach dem Gefängnis-Aufenthalt im Amt zurück war, als neuen Widersacher ausgemacht – wenn es mittlerweile national überhaupt noch einen gibt. Hoeneß goutierte auch schon häufiger die Arbeit des RB-Produkts blumig. Und wenn da fähige Leute ihr Werk verrichten, warum sollten die das nicht auch für den FC Bayern tun können?
FC-Bayern-Patriarch Uli Hoeneß pflegt enge Bindungen in die RB-Zentrale
Diesmal, im Falle von Christoph Freund, reicht es schon, die A8 zwischen München und Salzburg zu wählen. Ist ja schließlich der gleiche Konzern (und die gleiche Erfolgsphilosophie), der beim österreichischen Fußballmeister dahintersteht.
Und zum 2022 verstorbenen Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz hatte Hoeneß ohnehin ein gutes Verhältnis. Dass sich im Olympiapark der SAP Garden seiner Bestimmung nähert, ist etwa nur den Abmachungen der beiden Alphatiere zu verdanken.

Wer solch enge Bindungen in die RB-Zentrale hegt und pflegt, ist stets im Bilde. Beim künftigen Bayern-Sportdirektor gilt dies ebenfalls. "Er macht es gut. Red Bull spielt ja für die Möglichkeiten, die man hat, eine unglaublich tolle Rolle", befand Hoeneß über Freund vor einer Weile in einer Talkrunde bei ServusTV, "er braucht von mir nicht viel abschauen."
Aber die Bayern schauten offenkundig bei ihm genau hin – ehe der doch noch nach Leipzig geht. Der Weg von Salzburg über die A8 zur A9 und dann weiter zum Schwesterklub in der sächsischen Metropole ist ja nun auch ein vielbefahrener. Freund wurde dort schon mal als Sportdirektor gehandelt.
Unter Freund soll der FC-Bayern-Campus endlich Blüte tragen
Anders als bei früheren Beispielen – unvergessen, wie der FC Bayern in der 1990er Jahren den Karlsruher SC "plünderte" – steckt nun eine eigene Strategie dahinter. Freund soll in München auch wesentlich in der Nachwuchsentdeckung und -entwicklung seine Expertise einbringen.
Die Investitionen in den Bayern-Campus haben bisher schließlich noch längst nicht die erhoffte Rendite in Form von Supertalenten erbracht. Spieler wie Jamal Musiala sollen die Regel werden, nicht die Ausnahme sein. In Salzburg hatte sich Freund dem Ziel verschrieben, "die besten Talente der Welt zu finden", wie er in einem Interview mit Spox und Goal verdeutlichte.
Hoeneß will beim FC Bayern Tempo und modernen Fußball sehen
Das ist ein Teil des künftigen Bayern-Weges, um vielleicht nur ab und zu den Millionen-Wahnsinn der Branche mitmachen zu müssen – und wenn das anderswo vorgelebt wird, dann greift man gerne zu.
Neben Freunds Gespür für Rohdiamanten kommt ein Element hinzu. Sowohl Leipzig als auch Salzburg stehen für Tempo, stehen für Athletik, für modernen Fußball. Den will Hoeneß auch von seinen Bayern sehen.