Nach der Eskalation: Warum Flick auf Kuschelkurs geht

Der Bayern-Trainer, der vor dem Abschied steht, erklärt seinen Vorstoß am Wochenende und zeigt sich versöhnlich: "Ich bin dem Verein sehr dankbar." Goretzka steht gegen Leverkusen wieder im Kader.
von  Maximilian Koch
Die große Liebe ist es nicht mehr zwischen Trainer Hansi Flick und dem FC Bayern: Am Ende der Saison soll nun zumindest noch die neunte Meisterschaft in Serie her vor der Trennung.
Die große Liebe ist es nicht mehr zwischen Trainer Hansi Flick und dem FC Bayern: Am Ende der Saison soll nun zumindest noch die neunte Meisterschaft in Serie her vor der Trennung. © sampics/Augenklick

München - Gemeinsam. Dieses Wort war Hansi Flick am Montagnachmittag an der Säbener Straße besonders wichtig. "Gemeinsam" wolle man am Ende der Saison die neunte Meisterschaft in Serie bejubeln, sagte der Trainer des FC Bayern vor dem Duell mit Bayer Leverkusen (20.30 Uhr auf Sky und hier im AZ-Liveticker). Erfolg habe man immer nur "gemeinsam, nicht alleine. Das ist immer mein Credo."

Flick zeigt sich nach Eskalation gegenüber dem Bayern-Vorstand versöhnlich 

Und im Gegensatz zu den vergangenen Wochen meinte Flick diesmal wohl tatsächlich auch die Menschen, die nicht zur engsten Gruppe der Spieler, Trainer und Betreuer gehören - nämlich den Vorstand um Karl-Heinz Rummenigge, Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic sowie Präsident Herbert Hainer.

Nach dem Knall am Wochenende mit Flicks öffentlichem Vorstoß, Bayern im Sommer trotz Vertrags bis 2023 verlassen zu wollen, und der Reaktion des Vorstands, der den Alleingang des Trainers "missbilligte", zeigte sich Flick versöhnlich. "Zu den Diskussionen um meine Aussagen und der Stellungnahme gibt es nichts mehr zu sagen", erklärte er: "Ich bin dem Verein sehr dankbar, ich habe hier ein tolle, erfolgreiche Zeit." Der Coach auf Kuschelkurs nach der Eskalation.

Flicks Nachfolge als Bayern Coach weiter unklar

Zugleich stellte Flick klar, warum er den Klub vor seinem TV-Auftritt am Samstag in Wolfsburg nicht informiert hatte: "Ich wollte, dass die Mannschaft es von mir erfährt. Das war mir wichtig." Über den "Flurfunk" seien ohnehin schon Details zu seinem Rücktrittswunsch durchgesickert, sagte Flick: "Es war für mich eine spontane Sache. Danach war für mich der logische Schritt, es den Medien zu sagen, um nicht weiter rumzueiern."

Ob die Münchner Flick wirklich vorzeitig ziehen lassen, ist offen. Julian Nagelsmann (33), der mögliche Nachfolger, würde Bayern wohl 15 bis 20 Millionen Euro Ablöse kosten. Nagelsmann steht bei RB Leipzig noch bis 2023 unter Vertrag. Denkbar wäre eine Zahlung des DFB an Bayern, um Flick als neuen Bundestrainer zu bekommen. Dieses Szenario erscheint momentan am realistischsten.

Bayern-Stars Boateng und Alaba stärken Flick den Rücken

Über all diese Fragen diskutiert der Münchner Vorstand gerade, nach dem Mainz-Spiel am Samstag sollen die Gespräche mit Flick fortgesetzt werden. Dass der Trainer sich doch noch umentscheidet und Bayern womöglich Salihamidzic entlässt, gilt als nahezu ausgeschlossen. Ebenso ein Flick-Rücktritt oder -Rauswurf vor Saisonende.

Es soll friedlich zu Ende gehen nach dann sieben Titeln unter Erfolgscoach Flick. Für die nächste Meisterschaft würde Bayern den fünften Stern aufs Trikot bekommen - ein zusätzlicher Anreiz. "Wir haben Hervorragendes geleistet in den letzten zwei Jahren und können das feiern", sagte Flick: "Gemeinsam." Mit seinen Spielern verband Flick immer ein enges, vertrauensvolles Verhältnis. Er habe sich über die Reaktionen am Wochenende "gefreut", als etwa David Alaba oder Jérôme Boateng in den sozialen Medien Dankbarkeit gegenüber Flick ausdrückten.

Belastet das Flick-Aus die Mannschaft?

Fünf Spiele sind es in der Liga noch für diese verschworene Gruppe, nach dem Leverkusen-Spiel geht es am Samstag nach Mainz, anschließend gegen Mönchengladbach, Freiburg und Augsburg. Bei sieben Punkten Vorsprung auf Leipzig ist die Meisterschaft scheinbar entschieden - oder belastet das Flick-Aus die Stars? "Die letzten Wochen waren für die Mannschaft schon nicht unbedingt ruhig", erklärte der Coach. "Sie ist immer maximal fixiert auf den Erfolg."

Positiv: Leon Goretzka gehört nach seiner Muskelverletzung wieder zum Kader. "Erfreulicherweise hat Leon trainiert, einen Härtetest gemacht. Er wird zur Verfügung stehen", erklärte Flick, der auch auf David Alaba, Leroy Sané und Lucas Hernández zurückgreifen kann.

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