Nach dem Drama dahoam: "Wir fangen wieder an!"
Genau vier Monate nach dem Drama dahoam gelingt den Bayern ein 2:1 gegen Valencia. Schweinsteiger & Kroos treffen gegen das Trauma
MÜNCHEN Die Trauma-Verarbeitung geht voran. Vier Monate nach dem „Drama dahoam“ gewinnt der FC Bayern wieder in der Champions League: Vor 68000 Zuschauern, darunter Basketball-Held Dirk Nowitzki, gab es ein souveränes 2:1 gegen den enttäuschenden FC Valencia. Es war natürlich nicht nur das erste Spiel der Gruppenphase, sondern auch das erste Mal Champions League seit dem ominösen 19.Mai.
116 Tage nach Chelsea, nach der schlimmsten Niederlage der neueren Klubgeschichte. Franck Ribéry fand eine ganz eigene Art der Vergangenheitsbewältigung: Er spielte in den gleichen Schuhen wie einst im Mai. Bayern-Coach Jupp Heynckes hatte die Ad-Acta-Devise ausgegeben: „Nicht mehr zurückschauen. Es ist wieder eine neue, riesige Herausforderung.“
TV-Experte Oliver Kahn sagte im ZDF: „Im Grunde steckst du so was gar nicht weg. Wenn du mich nach ’99 fragst: Hab’ ich bis heute nicht richtig weggesteckt, denke ich immer noch dran. Das steckt noch in dir. Jetzt haben sie 2010 das Finale verloren und 2012 - das muss man erst mal verarbeiten. Wichtig ist, dass man nach vorne blickt, sich neu motiviert, dass sie wieder an sich glauben. Sie haben ihre Erfahrungen gemacht, daraus musst du lernen. Irgendwann bist du einfach dran. Das ist ja noch keine Mannschaft, die über ihren Zenit ist.“
Und Ex-Kollege Stefan Effenberg forderte bei Sky „Sie müssen aufstehen und wieder angreifen. Die Bayern haben die Möglichkeit, den Pott zu holen.“ Nach so vielen guten Wünschen musste das gegen Valencia ja einfach klappen.
Robben, Ribéry, Martinez und überraschenderweise Claudio Pizarro rückten in die Startelf, die zuletzt so treffsicheren Thomas Müller und Mario Mandzukic flogen raus. Die Frage nach dem Warum beantwortete Heynckes so: „Solche Fragen möchte ich in dieser Saison nicht mehr beantworten. Wir haben 24 Spieler. Da ist es normal, dass ich variiere. Ich habe auf vier Positionen gewechselt, und die haben am Samstag alle überragend gespielt.“
Erst in der 19. Minute bekam Gäste-Keeper Diego Alves zu tun, als ihn der gut aufgelegte Toni Kroos mit kernigem Linksschuss prüfte. Der Druck der Bayern wuchs, das 1:0 war nur eine Frage der Zeit - und des Schützen. Es wurde ein Ausgerechnet-Schütze: Bastian Schweinsteiger. Seinen Schuss aus 14 Metern von halbrechts fälschte Verteidiger Cissokho ab und es hieß 1:0 (38.). Schweinsteigers letzter Treffer in der Königsklasse datierte vom Herbst 2010.
Nach der Pause musste Ribéry mit Schmerzen raus: Er machte Platz für Müller. Der machte gleich Dampf, setzte Kroos in Szene, der im Strafraum fiel, aber keinen Elfmeter bekam. Ob Schweinsteiger den Strafstoß genommen hätte? Die Entscheidung bleib ihm erspart. Stattdessen krönte Kroos seine Leistung mit einem harten Rechtsschuss zum 2:0 (76.), bevor Nelson Valdez in der Nachspielzeit das 1:2 markierte.
Im Gegenzug gab’s dann Elfer für Bayern, aber Mandzukic scheiterte kläglich. Trotzdem: Die Wiedergutmachung ist geglückt. „Das Ding ist noch in den Köpfen, aber das ist Vergangenheit“, sagte Arjen Robben nach Abpfiff. „Wir schauen nach vorne und fangen jetzt wieder an.“