Nach Arbeitssieg gegen Gladbach: FC Bayern blickt schon auf historisches Titelduell gegen Leverkusen

München - Mit seinem 3:1-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach erfüllte der FC Bayern seine Pflichtaufgabe. Der direkte Titelkonkurrent aus Leverkusen siegte ebenfalls in Darmstadt. Alles ist also angerichtet für das womöglich meisterschaftsentscheidende Duell am kommenden Samstag.
FC Bayern dreht das Spiel und richtet Kampfansage nach Leverkusen
Der FC Bayern wusste, was bei der Partie gegen die Fohlen auf dem Spiel stand. Eine Woche vor dem Duell mit Tabellenführer Bayer Leverkusen hieß es am 20. Spieltag: Verlieren verboten! Auch deshalb und mit Blick auf die kommenden Wochen legte der FC Bayern noch einmal auf dem Transfermarkt nach. Zum ersten Mal seit mehreren Wochen ist die Bayern-Reservebank komplett gefüllt. Auch Sacha Boey (von Galatasaray Istanbul gekommen) und Bryan Zaragoza (vom FC Granada) saßen bereits wenige Tage nach ihrer Ankunft in München auf den roten Stühlen an der Seitenlinie der Allianz Arena. Eric Dier stand wie auch schon gegen Augsburg in der Startelf.
Das Spiel selbst war ein Arbeitssieg für den FC Bayern. Die Münchner steckten trotz zwischenzeitlichen 0:1-Rückstands nicht auf und glichen noch vor der Pause durch Aleksandar Pavlovic aus. Nach dem Pausentee spielten die Münchner nicht sonderlich gut, aber ausreichend, um den wichtigen Dreier mitzunehmen und sich nun auf Bayer Leverkusen zu konzentrieren.
Thomas Müller: "Wir sind auf einem guten Weg, auswärts gewinnen zu können"
Nach dem Spiel ist vor dem Spiel – eine Fußballfloskel, die auf diesen Samstag wohl kaum besser zutreffen könnte. Der Sieg der Bayern gegen Gladbach war schnell abgehakt und der Blick richtete sich sofort auf die Aufgabe in Leverkusen. Dabei rückte auch Thomas Müller seinen persönlichen Rekord (500. Pflichtspielsieg) in den Hintergrund: "Mir geht's ja nicht um die Siege", so der Ur-Bayer, der zum achten Mal von Anfang an in dieser Bundesliga-Saison starten durfte. Mit Blick auf Leverkusen zeigte er sich hungrig und würde gerne Pflichtspielsieg Nummer 501 oben draufsetzen: "Die Siege sind ja nicht das Schöne, sondern das Gefühl des Siegens ist das Schöne. Und das wollen wir erleben. Wenn du den Fans in die Augen schaust, die haben uns grad angepeitscht, dass wir die Leverkusener nächste Woche packen können."
Dass die Partie gegen Leverkusen bei den Fans mindestens einen gleich hohen Stellenwert hat wie bei der Mannschaft, konnte man in der Allianz Arena nicht überhören – auch nicht Thomas Müller. "Ich hab selten die Südkurve 'Leverkusen' in ihren Skandierungen gehört. Also normalerweise sind die in den 'Beschimpfungen' gar nicht existent", so der 34-Jährige. "Scheinbar ist das Spiel nächste Woche auch unseren Fans wichtig. Und das müssen wir verinnerlichen". Müller hält dabei auch fest, dass seine Mannschaft und er "auf einem guten Weg sind, dass wir auch auswärts gewinnen können".
Leverkusen bislang das Non-Plus-Ultra
Seit der 0:3-Niederlage gegen den VfL Bochum am 34. Spieltag der vergangenen Saison ist die Werkself, trainiert von Ex-Bayer Xabi Alonso, ungeschlagen. Der Spanier hat aus einer Mannschaft, die in der vergangenen Saison noch die Champions-League-Ränge verpasste, einen echten Titelanwärter gemacht. Ausgerechnet in der Partie gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber, bei dem er sich mit Thomas Müller 2017 noch gemeinsam die Stollenschuhe in der Kabine schnürte, könnte seine Werkself nicht nur die erste Saison-Niederlage kassieren, sondern auch die Tabellenführung verlieren.
Ohnehin ist das diesjährige Titelrennen ein historischer Zweikampf. Die Bayern sind nach 20 Spieltagen mit ihren 50 Punkten auf dem Konto der punktbeste Zweite, den es in der Geschichte der Bundesliga jemals zu diesem Zeitpunkt gab. Zudem holten Bayer Leverkusen und der FC Bayern vereint 102 Punkte – auch das ist ein neuer Bundesligarekord.
Tuchel lobt positiven Trend, mahnt aber dennoch
Thomas Tuchel sieht seine Mannschaft aber dennoch – oder gerade deswegen – gewappnet: "Augsburg und Gladbach waren beides Gegner, wo die Statistiken beide nicht unbedingt für uns gesprochen haben", so der Cheftrainer". "Wir haben jetzt vier Siege geholt gegen diese beiden Gegner in Hin- und Rückspielen. Deswegen gibt's schon Hoffnung, dass wir diesem Kader vertrauen können."
Dennoch gibt es für Tuchel schlechte und gute Nachrichten. Die schlechte Nachricht: Nach der verletzungsbedingten Auswechslung von Alphonso Davies droht ein weiterer Ausfall in Bayerns Verletzten-Lazarett. Die gute Nachricht: Sowohl Leroy Sané, als auch Matthijs de Ligt gingen gelbgesperrt in die Partie gegen die Fohlen, verhielten sich aber anständig und verhinderten so das Worst-Case-Szenario einer Gelbsperre im Topspiel.
Für das Spiel in der kommenden Woche verlangt er von seinen Mannen: "Wir müssen zur Höchstform auflaufen. Wir sind auch bereit dafür und haben jetzt hart dafür gearbeitet, um tatsächlich jetzt Leverkusen die erste Niederlage zuzuführen und vorbeizuziehen. Das ist natürlich das Wunschszenario."
Bayerns Führungsetage eröffnet die Psychospielchen
Auch die Führungsetage bläst zu Attacke. Während Präsident Hainer darauf hofft, dass man die Leverkusener durch die vergangenen Siege "so lange genervt" habe, dass sie "nervös werden", versucht es Bayerns Vorstandsvorsitzender Jan-Christian Dreesen bereits sieben Tage vor dem Duell mit psychischen Spielchen. "Wir sind momentan in der Verfolger-Rolle, somit ist auch klar, wer der Favorit ist – und da fühlen wir uns auch ganz wohl mit", spielt der 56-Jährige den berühmten Ball in Richtung der Rheinländer.
In den kommenden Tagen werden die beiden Lager wohl noch weitere gezielte rhetorische Pfeile in die gegnerische Richtung fliegen lassen. Letzten Endes entscheidet sich das Spiel – und möglicherweise auch die Meisterschaft – aber nächste Woche auf dem Rasen der BayArena. Dann wird sich zeigen, welche Mannschaft die besseren Nerven besitzt und die beste Tagesform abrufen kann. Schafft es Leverkusen, seinen unrühmlichen Kosenamen "Vizekusen" endgültig ablegen? Oder holt sich der FC Bayern den zwölften Meistertitel in Folge? Das Duell am Samstag könnte zumindest eine Vorentscheidung liefern.