Nach 18 Jahren FC Bayern: Scholl sagt Servus

MÜNCHEN - Der Liebling der Fans, derzeit Coach der Reserve, löst seinen Vertrag beim FC Bayern auf. Und macht auch den Trainer-Lehrgang erst ein Jahr später. Nun konzentriert er sich aufs Fernsehen und Radio
Mehmet Scholl, Trainer von Bayern 2, hat viel verhandelt zuletzt. Die Bilanz: Zwei Verträge verlängert, einen aufgelöst. Damit hat der 39-Jährige seine Zukunft neu geordnet – sie liegt außerhalb des Platzes. Als Experte.
Bei Bayern ist in zwei Wochen Schluss. Nach 18 Jahren.
Er kam 1992 aus Karlsruhe, machte 336 Bundesliga-Spiele für Bayern. Ein Champions-League-Held von 2001, er war nach dem Karriereende 2007 sogar als Vorstandsmitglied im Gespräch und auch als Nachfolger von Jürgen Klinsmann im Cheftraineramt. Nun verlässt „Scholli“, Liebling der Fans, die Roten. Ob er je zurückkehrt, ist ungewiss.
Scholl wird bei der ARD Nachfolger von Günter Netzer. „Bitte, bitte nicht vergleichen. Netzer ist einmalig. Ich finde ihn großartig“, sagte Scholl dem „Spiegel“. Auch in Sachen Kleidung? „Eine Krawatte werden Sie bei mir nie sehen“, sagt Scholl, der für C&A wirbt, „das ist das hässlichste Kleidungsstück, das es für einen Mann überhaupt geben kann. Sage mir doch mal irgendjemand, wozu das gut sein soll.“
Es war Scholl, der auf die Bayern zugegangen ist, um seinen Zweijahresvertrag als Drittliga-Trainer vorzeitig aufzulösen. „Wir sind ihm dankbar, er hat ausgezeichnete Arbeit geleistet“, sagte Präsident Uli Hoeneß der AZ, „er hat den Trainerjob sehr ernst genommen, hat aber dieses Super-Angebot der ARD.“
Scholl muss noch den Trainerschein in Köln machen, die Ausbildung beginnt aber erst im Mai 2011 – weil DFB-Trainerausbilder Frank Wormuth eine Überschneidung mit Scholls TV-Job im WM-Jahr 2010 befürchtete. Heißt: Die Trainer-Auszeit beträgt zwei Jahre. „Schade, dass ihm der DFB da nicht eine Tür geöffnet hat“, sagt Bayern-Boss Kalle Rummenigge. Und was passiert 2012? Scholl tendiert dazu, Coach bei einem anderen Verein zu werden. Hoeneß: „Das weiß ich nicht. Sicher ist: Er ist ein Freund des Vereins, wird uns immer verbunden bleiben.“
Wie dem Radio: Seinen Vertrag mit dem BR hat er auch verlängert, er wird weiter bei „Bayern 2“ an jedem ersten Freitag im Monat seine Lieblingsmusik vorstellen, „Mehmets Schollplatten“. Und an der Säbener Straße hat er ja auch noch eine Mannschaft: in der Kegelabteilung.
Patrick Strasser, Gunnar Jans