Musterschüler Kroos kämpft um seinen Platz
Toni Kroos gibt Gas. Mit viel Rückenwind aus der Bundesliga hat der FC Bayern-Profi auch bei Bundestrainer Joachim Löw den Kampf um seinen Stammplatz aufgenommen.
Barsinghausen - Toni Kroos ist ein Musterschüler. Das unterstrich der Bayern-Profi bei der Ankunft der Nationalmannschaft in Barsinghausen einmal mehr. Während ein Großteil seiner Team-Kollegen und auch Bundestrainer Joachim Löw den anberaumten Zapfenstreich um 22.00 Uhr deutlich verpassten, stand der Mittelfeldspieler bereits um Punkt 18.37 Uhr im Sporthotel auf der Matte. Kroos gibt Gas – und das ist auch nötig. Denn sowohl beim Rekordmeister in München als auch in der DFB-Auswahl muss er sich starker Konkurrenz erwehren. Im Klub sitzt der 22 Jahre alte Shootingstar der vergangenen Jahre Rekordtransfer Javier Martinez im Nacken, in der Nationalelf bekam er bei der EM zuletzt nur wenig Spielanteile. Und doch scheint ihn die neue Situation – zumindest im Verein – zu beflügeln. Beim Kantersieg der Bayern am vergangenen Wochenende gegen Stuttgart (6:1) stand Kroos 90 Minuten auf dem Platz und erzielte das so wichtige 2:1.
„Solche Leistungen werden ihm helfen, seine Position in der Nationalmannschaft und die Ansprüche, die er teilweise auch öffentlich stellt, zu untermauern“, sagte Oliver Bierhoff am Dienstag. Der Nationalmanschafts-Manager betonte aber auch, dass er sich dem Kampf um die Positionen stellen müsse. „Damit muss er leben. Der Konkurrenzkampf im Mittelfeld der Nationalmannschaft ist groß. Man darf aber auch nicht vergessen, wie jung Toni noch ist. Sein Vorteil ist, dass er vielseitig einsetzbar ist." Nach seinem kometenhaften Aufstieg im Jahr 2010, als er es nach seinem Debüt für Deutschland gleich zu vier Einsätzen bei der WM schaffte, folgte zuletzt ein kleiner Karriere-Knick. Bei der EM im Sommer fand er sich plötzlich auf der Reservebank wieder. Auf seiner Lieblingsposition im zentralen Mittelfeld absolvierte er kein einziges Spiel von Beginn an.
Vor Kroos stehen zurzeit Spieler wie Sami Khedira, Mesut Özil und Bastian Schweinsteiger. Für weitere Konkurrenz sorgen Ilkay Gündogan, der „Fußballer des Jahres“ Marco Reus und der genesene Mario Götze. Dass er mit dem Druck umgehen kann, beweist Kroos zurzeit beim FC Bayern. Seinen starken Saisonstart mit zwei Startelf-Nominierungen und dem Treffer gegen Stuttgart will er allerdings nicht überbewerten. „In der vergangenen Saison habe ich erst am 17. Spieltag mein erstes Tor erzielt und trotzdem eine gute Hinrunde gespielt. So etwas sollte man nicht überbewerten“, sagte Kroos im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst (SID). Von einem Formanstieg wollte er deswegen nichts wissen. „Bei den Bayern musst du Konkurrenzkampf haben. Deshalb muss ich mich umso mehr auf meine
Fähigkeiten konzentrieren“, sagte Kroos.
DFB-Manager Bierhoff freut sich jedenfalls über den neuen Ansporn für seinen Mittelfeldmann – und führt als Beispiel die Spanien-Legionäre Özil und Khedira an. „Sie haben bei Real Madrid eine enorme Konkurrenz und müssen sich dort durchsetzen. Bei den Bayern ist das jetzt ähnlich“, sagte Bierhoff. Die nächste Bewährungsprobe in der Nationalmannschaft dürfte Kroos schon am kommenden Freitag erhalten. Weil Vize-Kapitän Bastian Schweinsteiger gegen die Färöer nicht dabei ist, hat Kroos gute
Chancen, von Beginn an aufzulaufen.