"Muss den Verein wechseln": Erneuter Nackenschlag für Thomas Müller vom FC Bayern – trotz Startelf-Comeback

Thomas Tuchel hat Thomas Müller für das Champions-League-Spiel gegen Kopenhagen einen Startelf-Einsatz in Aussicht gestellt. Warum das für die FC-Bayern-Legende nicht unbedingt ein gutes Zeichen sein muss.
von  Patrick Strasser
Thomas Müller ist von einem Stammplatz derzeit weit entfernt.
Thomas Müller ist von einem Stammplatz derzeit weit entfernt. © IMAGO / Sven Simon

München - Das Wichtigste vorneweg: Kopenhagen scheint ein Thomas-Müller-Spiel zu sein. "Normalerweise", hob Thomas Tuchel an, "wird er von Beginn an spielen." Der Bayern-Trainer versah die Startelf-Garantie für das – rein tabellarisch – bedeutungslose Heimspiel am Mittwoch in der Champions-League-Vorrunde gegen die Dänen mit Vorsicht, dass er die Aussage rund 32 Stunden vor Anpfiff traf, ebenso vorbehaltlich des Abschlusstrainings am Dienstagnachmittag.

Dass Müller, zuletzt beim 1:0-Auswärtserfolg wie die restlichen Bankdrücker ohne jede Einsatzminute, nun gegen den FC Kopenhagen (21 Uhr, DAZN und im AZ-Liveticker) ran darf – ist das ein gutes Zeichen für ihn oder eher nicht? Ein gutes, weil sich der 34-Jährige mittels Leistung, mit Toren oder Torvorlagen, für weitere Einsätze von Beginn an empfehlen kann? Oder ein eher schlechtes Zeichen, weil die Partie gegen den dänischen Meister zwar die große Champions-League-Bühne darstellt, aber die Münchner mit vier Siegen aus den bisher vier Partien nicht nur vorzeitig im Achtelfinale sind, sondern bereits als Gruppensieger feststehen?

Thomas Müller spielt schon seit 23 Jahren für den FC Bayern

Tuchel lobte Müller am Dienstag erneut, sagte: "Er weiß, dass er immer die Chance hat, Stammspieler zu sein. Er weiß auch, wie sehr ich ihn wertschätze. Und er kennt meinen Respekt. Thomas ist und bleibt eine spielende Legende für Bayern." Was der 50-Jährige schon oft betonte, ebenso dessen Wichtigkeit als Vize-Kapitän, als Integrator, als Helfer für die Jungen, als stets positiver Geist der Kabine.

Doch Tuchel verteidigte auch seine Entscheidungshoheit über die Aufstellung, betonte, es sei "schon das Recht eines jeden Trainers, einen komplett anderen Spielertypen wie Choupo (Eric Maxim Choupo-Moting, d.Red.) auch mal zu bringen."

Aber Müller ist Müller. Ein Urbayer, geboren in Weilheim. Vereinstreu seit über 23 Jahren als er vom TSV Pähl am Ammersee in die Jugend des FC Bayern wechselte. Nur Sepp Maier (473) hat mehr Bundesligaspiele im Trikot des Rekordmeisters gemacht als Müller (452). Nur die Torhüter-Legende (706) bestritt mehr Pflichtspiele als Müller (680). Kein Fußballer hat mehr Meisterschalen, nämlich zwölf, gewonnen. In der ewigen Torjägerliste des Vereins liegt er mit 237 Treffern hinter Robert Lewandowski (344) und Gerd Müller (568). Versauert dieser Müller in seinem letzten Vertragsjahr unter Tuchel auf der Bank?

Selbst Manuel Neuer hat in dieser Saison schon mehr Einsatzminuten als Thomas Müller

Nur in fünf Pflichtspielen stand er in der Startelf, liegt im Einsatzzeiten-Ranking des aktuellen Kaders mit 485 Minuten auf Rang 14 (von 24 Profis) – selbst Torhüter Manuel Neuer hat ihn mit nun sechs Einsätzen seit dem Comeback Ende Oktober überholt.

Für DFB-Rekordnationalspieler Lothar Matthäus ist klar: "Bei Bayern München wird er nicht mehr die Einsatzminuten bekommen, die er noch vor zwei Jahren bekommen hat. Wenn er sich zutraut, wie vor zwei Jahren von Anfang an zu spielen, dann muss er den Verein wechseln." Matthäus in seiner Sky-Kolumne über Müller, der gerne seine Karriere gerne bis Sommer 2025 fortsetzen möchte: "Müllers Situation sieht nach einem schleichenden Abgang aus."

Trainer Thomas Tuchel: Die Debatten um Müllers Einsatzzeiten sind nicht förderlich

Er "verstehe die Aufregung", so Tuchel, allerdings würden "die, die mehr spielen, jetzt sehr, sehr gut spielen vorne." Etwa Jamal Musiala, der nach seinem Muskelfaserriss auf sein Comeback hinarbeitet. Die ständigen Debatten um Müllers Einsatzzeiten seien nicht förderlich, so der Trainer: "Das trifft nicht immer des Pudels Kern, wenn man dann einzig und allein Thomas‘ Minuten unters Brennglas legt. Das hilft weder Thomas noch hilft es uns." Wenn er Müller aufstellt, soll es nicht so aussehen, als geschähe dies nur, weil Fans und Medien das fordern. Verzwickt.

Dazu kommt: Tuchel rotiert nicht übermäßig viel. In den bisher 18 Pflichtspielen nach dem Supercup gegen Leipzig (0:3) zur Saison-Ouvertüre nahm er im Schnitt nur drei personelle Änderungen von Spiel zu Spiel vor, stellte sieben Mal nur einen Spieler neu auf. Fünf oder mehr Wechsel nahm Tuchel hauptsächlich vor bzw. nach den Pokalspielen vor. Nach seinem letzten Treffer beim 1:2 in Saarbrücken, saß Müller drei Tage später in Dortmund wieder auf der Bank.

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