Muskelspiel von Tönnies: Neue Aufregung um Neuer
Eigentlich schien alles klar. Doch Schalke-Chef Clemens Tönnies startete im Pokalrausch der Schalker einen letzten Versuch, Manuel Neuer noch umzustimmen. Bei aller Aufregung gilt es jedoch weiter als wahrscheinlich, dass der Torhüter künftig beim FC Bayern spielt.
Gelsenkirchen – Poker oder sensationelle Kehrtwende? Der überraschende Vorstoß von Clemens Tönnies hat für neue Diskussionen über die Zukunft von Manuel Neuer gesorgt. „Ich will Manuel den Bayern noch aus dem Rachen reißen“, tönte der Aufsichtsratschef des FC Schalke. Nach Informationen der „Bild“-Zeitung (Montag) will Tönnies dem Fußball-Nationaltorhüter einen Vier-Jahres-Vertrag mit einem Jahresgehalt von sieben Millionen Euro anbieten und ihn damit in letzter Sekunde von seinem Vorhaben abbringen, zum deutschen Rekordmeister nach München zu wechseln.
Das Muskelspiel des Schalke-Chefs dürfte bei den Münchnern für Verwirrung gesorgt haben. Schließlich gilt der Wechsel des Schalker Keepers längst als beschlossene Sache. Noch immer sprechen alle Indizien dafür: Schon vor gut einem Monat hatte Neuer angekündigt, seinen bis 2012 datierten Vertrag beim Revierclub nicht verlängern zu wollen.
Zudem waren sich beide Clubs auf Vorstandsebene in den Verhandlungen über einen sofortigen vorzeitigen Wechsel bereits sehr nahe gekommen. Kaum vorstellbar, dass der finanziell klamme FC Schalke die Offerte in Höhe von 18 Millionen Euro Ablöse plus sieben Millionen Euro an erfolgsabhängigen Nachzahlungen ausschlägt. Niemand in München zweifelt deshalb daran, dass der Keeper wie vereinbart in naher Zukunft zum medizinischem Check erscheint.
Das gestenreiche und nächtliche Vier-Augen-Gespräch von Tönnies mit Neuer auf der rauschenden Siegerparty im Anschluss an den 5:0-Kantersieg am Samstag im DFB-Pokalfinale gegen Duisburg werteten Beobachter als Indiz für eine mögliche Last-Minute-Wende im Transferpoker. Dabei soll Tönnies dem Torhüter weitere Stars zur Verstärkung des Teams versprochen haben. Dem steht allerdings die Ankündigung von Manager Horst Heldt entgegen, die Personalkosten in Höhe von 78 Millionen Euro deutlich senken zu wollen.
Neuer selbst verweigerte einen Kommentar zum Gespräch mit Tönnies. Wie emotional das Transferthema „auf“ Schalke noch immer ist, bekam der Schlussmann beim Autokorso durch Gelsenkirchen am Sonntag zu spüren, als ihn ein Fan ohrfeigte. Nach eigenem Bekunden will er auf die Clubführung „keinen Druck“ ausüben. „Wo ich nächste Saison spiele, ist jetzt allein die Entscheidung der Verantwortlichen von Schalke 04“, sagte er dem „Kicker“ diplomatisch.
Möglichst schnell soll auf einer Sitzung des Schalker Aufsichsrates über die Zukunft von Neuer entschieden werden. Eine rasche Lösung ist dem Umworbenen recht. Bei den Länderspielen der Nationalmannschaft, die sich am Freitag in Frankfurt/Main trifft, soll das Dauerthema vom Tisch sein.