Mull und Null: Probleme in der Offensive
Beim Champions-League-Einzug glänzt Bayerns Defensive, die Offensive hingegen macht Sorgen: Gomez ist angeschlagen – Trainer Heynckes will Dauerpatient Robben drei Wochen schonen
ZÜRICH - Am längsten hielten es die beiden Freunde aus. Uli Hoeneß und Jupp Heynckes steckten die Köpfe noch eine Stunde nach Mitternacht im Ballsaal des Grand Hotel Dolder von Zürich zusammen, ratschten und lachten. Da waren Franz Beckenbauer, Karl-Heinz Rummenigge und Christian Nerlinger schon verschwunden. Jubelstimmung kam nicht auf nach dem Einzug durch das 1:0 im Rückspiel gegen den FC Zürich in die Champions League. Für Präsident Hoeneß war es dennoch ein Festakt. So ein Bankett kann richtig viel Spaß machen, mit Louis van Gaal war das nur eingeschränkt – auf ein Gläschen Rioja – möglich.
Eine Leckerlischnitte war der Match – wie die Schweizer sagen – wahrlich nicht. „Wir mussten kein Feuerwerk abbrennen”, sagte Sportdirektor Christian Nerlinger, und Kapitän Philipp Lahm fasste zusammen: „Ein schnelles Tor, dann war Ruhe und das Spiel erledigt.” Thomas Müller ehrlich: „Wir haben’s humorlos runtergespielt.”
Gaumenbefeuchter gab’s am Buffet für Team, VIPs und Sponsoren: sinnigerweise Bündnerfleisch, Solothurner Weinsuppe, Churer Fleischtasche und Engadiner Nusstorte. Für die medizinische Abteilung der Bayern gab es: Arbeit. Die Physiotherapeuten und Vereinsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, Kurz- und Spitzname „Mull”, waren die wichtigsten Mitarbeiter.
Mario Gomez, Siegtorschütze des zielstrebigen 1:0, hatte sich kurz vor der Pause eine Muskelverhärtung zugezogen. Die nächsten Tage werden zeigen, ob der Mittelstürmer bis zum Auswärtsspiel am Samstag beim 1. FC Kaiserslautern (15.30 Uhr) fit wird.
Andere Patienten machen mehr Sorgen, im Grunde beinahe die komplette Offensiv-Abteilung. Ivica Olic muss nach seinem Hüftsehnenriss mal wieder in die nervige, wohl achtwöchige Reha. Franck Ribéry zwickt es hier und da – obwohl: so gut war es lange nicht, so beständig er nun zum Einsatz kommt. Der problematischste Fall ist wieder mal Arjen Robben. Zu den erneuten Rückenproblemen kommt nun eine Schambeinentzündung hinzu, in Zürich verzichtete man auf weiteres Risiko – der Holländer blieb auf der Bank.
Doch die Reise nach Kaiserslautern wird ihm gestrichen, die Beschwerden sind doch ernster. „Es wäre gut, wenn er ein bis zwei Wochen aussetzen würde”, sagte Heynckes am Mittwoch auf dem Flughafen Zürich-Kloten. Eine Kunstpause, um Schlimmeres zu verhindern inklusive Zeit für Behandlungen. Als bei Holger Badstuber im Oktober 2010 eine Schambeinentzündung diagnostiziert wurde, fiel der Verteidiger zwei Monate aus. Kein Wunder, dass Müller-Wohlfahrt über Robben sagte: „Die Frist bis zu seiner Genesung kann derzeit nicht definiert werden.”
Macht Robben nun eine Kurz-Kur, würde er auch seiner Nationalelf am 2. September in der EM-Qualifikation gegen San Marino fehlen – das ist auch ohne den Flügelspieler zu machen. Der Bayern-Plan steht. Daher sagte Heynckes: „Das müssen wir mit dem niederländischen Verband abklären.” Sein nächster Einsatz für Bayern wäre dann am 10. September im Heimspiel gegen den SC Freiburg.
Die Offensive im Krankenstand – abgesehen von Thomas Müller und Nils Petersen –, die Defensive auf dem Weg der Besserung. Dank Heynckes. „Wir haben zu Null gespielt, das war wichtig”, sagte Torhüter Manuel Neuer. Es war das fünfte Mal in sechs Pflichtspielen. Man hat sich stabilisiert. Unterm Strich bleibt: Hinten steht die Null, vorne hilft der Mull.
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