Münchner Derby 2003: FC Bayern gegen TSV 1860 5:0 - Gala-Vorstellung von Scholl

München – Die Unterschiede könnten derzeit kaum größer sein: Während 1860 bis in die Regionalliga abgestürzt ist, marschieren die Bayern mit mittlerweile 18 Punkten Vorsprung unaufhaltsam weiter in Richtung Meisterschaft und träumen mal wieder vom Triple. 2003 sah das noch etwas anders aus – da trafen die beiden Münchner Clubs in der ersten Liga aufeinander.
Es war die Zeit vor dem (mittlerweile abgehakten) Streit um die Allianz Arena, als noch im altehrwürdigen Olympiastadion gekickt wurde. Peter Pacult stand für die Sechzger an der Seitenlinie, die Bayern wurden von Ottmar Hitzfeld trainiert.
"Das ist unser Ersatz für die Champions League"
Und während die Bayern 2001 noch unter Hitzfeld die Champions League gewonnen hatten, waren sie 2003 bereits ausgeschieden, als die Löwen zum Duell baten. Bayern-Kapitän Michael Ballack legte die Messlatte für das Derby dementsprechend auch gleich mal recht hoch: "Das ist unser Ersatz für die Champions League", ließ er vor dem Spiel verlauten.
In den ersten 45 Minuten konnte sich dennoch kein Team nennenswert durchsetzen, ohne Tore und mit viel Langeweile ging es in die Halbzeitpause. Auch die zweite Halbzeit begann zunächst eher schleppend, mit viel Ballbesitz für die Bayern, aber ohne zwingende Chancen. Das änderte sich dann in der 58. Minute.
Mit einem Freistoß aus 26 Metern brachte ausgerechnet Mehmet Scholl, der Karlsruher, der das Derby oft wichtiger zu nehmen schien, als manch gebürtiger Münchner, die Roten auf die Siegerstraße. Weltklasse zirkelte er den Ball über die Mauer und unhaltbar in den Winkel.
Pacult reagierte in der 66. Minute auf den Rückstand mit einem Doppelwechsel: Benny Lauth und Marco Kurtz raus, dafür Davor Suker und Martin Max rein. Doch schon drei Minuten später war der Offensiv-Wechsel Makulatur: Erneut schlug Scholl zu und lupfte den Ball über Torwart Simon Jentzsch.
Rote Nostalgie: Deisler legt für Scholl auf
Und es kam noch bitterer für die Löwen: In der 73. Minute erzielte Bixente Lizarazu sein erstes Saisontor und köpfte die Bayern mit 3:0 in Führung. Tormaschine Claudio Pizzaro legte nur fünf Minuten später nach und schoss nach Vorarbeit von Ballack das 4:0.
Der Schlusspunkt blieb allerdings dem Mann des Tages vorbehalten: Mehmet Scholl krönte seine überragende Leistung mit dem Siegtreffer zum 5:0 in der 80. Minute. Vorbereitet wurde der Treffer übrigens von dem erst eine Minute zuvor für Giovanne Elber eingewechselten Sebastian Deisler.
Der Rest der Saison verlief dann übrigens ähnlich einseitig wie dieser 21. Spieltag: Am 30. Spieltag machten die Bayern die Meisterschaft perfekt, am Ende lagen sie 16 Punkte vor dem zweitplatzierten VfB Stuttgart. Und die Löwen beschlossen die Spielzeit 2002/2003 als Tabellenzehnter mit 45 Punkten. Ein Wert, der vielen Fans dieser Tage Tränen in die Augen treiben dürfte.