Müllers Lust, Bayerns Last

Der Streit um die DFB-Nominierung von Bayerns Jungstar Thomas Müller (20) eskaliert. Nun kontert Bundestrainer Joachim Löw die Vorwürfe von Manager Uli Hoeneß – und bekommt prominente Unterstützung von Uwe Seeler.
MÜNCHEN Eigentlich ist alles wunderbar. Dem angenehm unprätentiösen Thomas Müller gönnt wohl jeder eine Nominierung für die Nationalelf, auch nach nur 13 Ligaspielen. Das tut Uli Hoeneß auch, sorgt sich aber zugleich um das Juwel. „Der soll sich erstmal konzentrieren, dass er konstant bei Bayern spielt.“
Hoeneß geht das alles zu schnell. „Wenn ich früher ein ganzes Jahr lang so gut gespielt hätte wie er jetzt, hätte Helmut Schön mich zur Seite genommen und gesagt: 'Demnächst kommen Sie mal in den Kader'.“ Hoeneß hatte 57 Bundesligaspiele auf dem Buckel, als Schön ihn rief - mit 20. Günter Netzer und Franz Beckenbauer waren beim DFB-Debüt genauso alt, hatten aber erst sieben beziehungsweise sechs Ligaspiele absolviert.
Ein anderer Großer trug schon mit 17 den Bundesadler: Uwe Seeler. „Das war was ganz Besonderes, schon in so jungen Jahren eingeladen zu werden. Und dann von Herberger, wo man weiß, dass man da lange kontinuierlich gut spielen musste, um überhaupt eingeladen zu werden. Ich hatte eine Saison Oberliga gespielt, mit 16, mit Ausnahmegenehmigung. Herberger hatte mich schon vor der WM 1954 beim Fifa-Jugendturnier in Deutschland beobachtet und wollte mich sogar zur WM in der Schweiz mitnehmen, zum Lernen. Aber die Mannschaften waren schon gemeldet. Gleich danach hat er mich geholt - eine besondere Ehre. Das Spiel gegen Frankreich war in Hannover: ein großes Erlebnis. Nach 20 Minuten verletzte sich der Termath, und da hat Herberger mich reingeschmissen. Ich hatte keine Zeit zum Überlegen, da war ich schon drin. Mein damaliger Trainer beim HSV, Günther Mahlmann, hat sich mit mir gefreut, und Jupp Posipal, der mich betreut hat, hat sich noch mehr gefreut. Da gab’s diese Diskussionen nicht.“
Dennoch zeigt Seeler Verständnis für Hoeneß: „Er meint, dass der Junge überfordert wird, will ihn schützen. Aber das sind Freundschaftsspiele, da kann man solche Spieler ausprobieren. Er hat einen prima Aufstieg gehabt, und da wird man irgendwann berufen, das ist klar. Für den Jungen ist das eine Chance. Wie alt ist der jetzt? 20? Das ist ja fast schon ein reifes Alter.“
Th. Becker